Sibylle Springer
Leben und Werk
Springer studierte an der Hochschule für Künste Bremen (bei Karin Kneffel, Stefan Kürten und Katharina Grosse). Sie verbrachte innerhalb ihres Studiums ein Jahr in Florenz und ging nach dem Studium mit Hilfe verschiedener Stipendien nach New York.[1][2]
Bekannt geworden ist sie mit ihren Bildserien aus New York, die verregnete Straßenszenen und Graffiti in U-Bahntunneln zeigen. Auf ihren Leinwänden lässt sie die Motive implodieren. Die Gegenständlichkeit vergeht in gleißenden impressionistisch anmutenden Farbschimmern. Springer nimmt hier den Effekt des Regens und der Geschwindigkeit der U-Bahnen auf. Was bleibt, sind Nachbilder – Reste von Erinnerungen an die äußere Wirklichkeit.
Anders verfährt Sibylle Springer in ihren aktuellen Arbeiten. Deren Grundlage bilden alte und zeitgenössische Kunstwerke sowie Fotos, die sie im Internet findet und die sich mit Darstellungen von Abgründigem und Sexualität befassen. Oft bezieht sie sich jedoch auf die Malerei der Renaissance, des Barock oder des Rokoko. In Acryl auf Leinwand entstehen große Formate, deren Wirkung von Ambivalenz gekennzeichnet ist: Sie pendeln zwischen Abstraktion und Figuration, Zeigen und Verbergen, Schönheit und Schrecken, Geschichte und Gegenwart, Tradition und Neuerung.
Rezeption
- „Sibylle Springers künstlerische Faszination gilt dem menschlichen Körper, genauer: dem Körper in seiner Verflochtenheit mit dem auf ihn gerichteten, an ihn adressierten Blick. In ihrer Malerei betrachtet, entfaltet und deutet sie dieses spannungsreiche Wechselverhältnis – das im Kern ein Selbstverhältnis ist und eines, dem ein kulturgeschichtlich imprägniertes Reflexionsgefüge immer bereits eingeschrieben ist. Was unter anderem bedeutet: Trotz der oft unmittelbaren, stark affektiven Wirkung von Körperdarstellungen ist nichts daran voraussetzungslos. Unschuldige Nacktheit ist da ebenso Konstrukt wie erotische Raffinesse; ob künstlerischer Akt, Pornografie oder biologische Sachlichkeit, das ethnologisch Fremde oder historisch Entfremdete, das Hässliche oder das Schöne – was das eine sei und was das andere, das ist niemals bloß von sich her „natürlich“, „anzüglich“, „objektiv“ oder „abstoßend“. Insofern ist Springers ästhetisches Projekt im Kern stets eine Reflexion des Blicks, von dieser Warte aus dann auch die Reflexion von Malerei, ihren Stilen, Bildtraditionen und Sujets.“
- Jens Asthoff über Springers Werk (aus dem Katalog „gift“, Verlag für moderne Kunst, Wien, 2017)
Auszeichnungen und Preise
- 2008 erhält sie das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
- 2006 erhält sie ein Reisestipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts nach New York[3]
- 2007 BBK Stipendium New York
- 2002 erhält sie das Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes
Ausstellungen
- 2020: something between us, Arthena Foundation, Düsseldorf[4]
- 2017: Künstlerräume, Museum für moderne Kunst, Bremen[5]
- 2017: shoot the freak, Kunstverein Ruhr e.V., Essen[6]
- 2017: gift, Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen[7]
- 2016: hell, Galerie K', Bremen
- 2015: im interim, Galerie K', Bremen, mit Die Tödliche Doris und Eiko Grimberg
- 2014: Das Vergnügen, Galerie K', Bremen
- 2013: Hidden, Galerie Anita Beckers, Frankfurt, mit Liat Yossifor
- 2012: Karl Schmidt-Rottluff Stipendium, Kunsthalle Düsseldorf.[8]
- 2012: Déjà-vu? Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis Youtube, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe[9].
- 2009: Sibylle Springer Gleam, Kunstmuseum Bremerhaven.[10]
- 2009: Mal was Deutsches, Hangar 7, Salzburg / Österreich.[11]
- 2008: Malerei 2008, Westfälischer Kunstverein, Münster.[12]
Literatur
- Jens Asthoff: Körper im Blick. Die Malerei von Sibylle Springer, Seite 28 und Svea Kellner: Ambivalenzen und Oszillationen. Ein Ausstellungsrundgang durch gift, Seite 04 In: gift, Verlag für moderne Kunst, Wien 2017[13]
- Meyer, Kathrin: Weiße Flecken. Einzeichnen des Unbekannten, Seite 6 und Wolfgang Ullrich: Bei meiner Arbeit wende ich ein barockähnliches Prinzip an, Wolfgang Ullrich im Gespräch mit Sibylle Springer, Seite 18 In: Gleam, Kerber Verlag, Bielefeld 2011[14]
- Jansen, Gregor: Ein gespeichertes Gefühl der Erdverbundenheit, Gregor Jansen im Gespräch mit Sibylle Springer, Seite 2 und Kohrs, Klaus Heinrich: Abenteuer der Einbildungskraft, Seite 14 In: Sibylle Springer, Karl Schmidt-Rottluff Stipendiaten, Studienstiftung des Deutschen Volkes, 2012
Werke in Sammlungen
- Kunstsammlung Deutscher Bundestag[15]
- Sammlung Kunsthalle Bremerhaven
- Sammlung Kunsthalle Bremen
- Sammlung Stiftung Schloss Leuk, Schweiz[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- Sibylle Springer im Künstlerhaus Bremen. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
- http://www.kunstaspekte.de/sibylle-springer/
- http://www.daad.de/alumni/netzwerke/vip-galerie/adm/13717.de.html
- https://www.kaistrasse10.de/
- http://www.weserburg.de/
- http://www.kunstvereinruhr.de/
- http://www.gak-bremen.de
- http://www.kunstaspekte.de/full-house-karl-schmidt-rottluff-stipendium-2012-02/
- http://www.kunstaspekte.de/deja-vu-die-kunst-der-wiederholung-von-durer-2012-04/
- http://www.kunstverein-bremerhaven.de
- http://www.hangar-7.com/de/kunst/hangart-7-edition-14-deutschland/
- http://www.kunstaspekte.de/malerei-2008-2008-06/
- https://vfmk.org/de/shop/sibylle-springer
- http://www.kerberverlag.com/detailansicht/controller/Shop/action/show/product/1483.html
- Artothek - die Kunstsammlung. Abgerufen am 5. Oktober 2021.
- Sibylle Springer beim Kerber Verlag. Abgerufen am 14. Oktober 2020.