Seekajak
Das Seekajak ist ein speziell für das Seekajakfahren gebautes und ausgestattetes Kajak. Es unterscheidet sich in vielen Details vom Wildwasserkajak. Die Übergänge zu Tourenkajaks sind hingegen fließend. Es sollte nicht mit den gelegentlich im Küstenbereich verwendeten offenen Sit-on-Tops verwechselt werden.
Bauform
Das handelsübliche Seekajak hat Merkmale der frühen Kajaks der Eskimos. Ursprünglich war es ein zur Jagd benutztes Transportmittel – bestehend aus einem Gerüst aus Holz mit Fellen bespannt. Das moderne Seekajak ist ein Sportgerät, welches notwendige Ausrüstungsgegenstände aufnehmen können muss. Alle heutigen Wanderkajaks werden in Kunstharz-Laminatbauweise Glasfaserverstärkter Kunststoff, (GFK) (Diolen-, Aramid-, Carbon- oder Fiberglas-Sandwich-Gewebe) mit elastischen Vinylester- oder Polyesterharzen gefertigt. Im Gegensatz zu den günstigeren Booten aus PE (Polyethylen – Thermoplast-Bauweise) haben diese ein geringeres Gewicht und sind schneller. Sie lassen sich auch einfacher reparieren. PE-Boote haben allerdings einen geringeren Pflegebedarf und sind bruchfester.
Da mit einem Seekajak meist längere Strecken zurückgelegt werden, auf denen Wind und Wasserwellen den Geradeauslauf des Bootes möglichst wenig behindern sollen, sind Seekajaks (etwa 500-cm-560 cm) relativ zur Breite länger als Allround-Tourenkajaks (etwa 440-cm-500 cm). Diese kürzeren Boote kommen vorzugsweise auf Binnenseen oder auch auf Kleinflüssen zum Einsatz und sind hier wegen ihrer größeren Wendigkeit von Vorteil. Je länger die Wasserlinie (die Länge des Rumpfes, die auf der Wasseroberfläche aufliegt), desto schneller und desto ruhiger ist der Lauf im glatten Wasser und in Wellen. Je weiter die Kiellinie zu den Spitzen hin aufgebogen ist, desto wendiger ist das Boot – Kielsprung. Zwar erhöht eine lange Wasserlinie die Reibung, aber bei höherer Geschwindigkeit verbessert sich der Geradeauslauf. Seekajaks sollen zur Sicherheit vor und hinter dem Paddler mit Schotts ausgestattet sein, die die Gepäckräume vor Wasser schützen, Öffnungen auf dem Oberdeck mit wasserdichten Deckeln machen diese zugänglich. Für mehrtägige Wanderungen können sie mit genügend Ladekapazität ausgestattet sein. Wichtig ist das richtige Beladen des Seekajaks – schwerere Gegenstände hin zur Mitte des Bootes. Sinnvollerweise wird die Reiseausrüstung nochmals in wasserfeste Säcke verpackt.
Je flacher der Spant (Querschnitt durch den Bootsrumpf) im Sitzbereich auf dem Wasser liegt, desto größer ist die Anfangsstabilität. Das ist die statische Lage des Bootes, die beim Einsteigen und bei Ruhepausen im Boot gebraucht wird. Je runder der Spantschnitt ist, desto größer ist die Endstabilität. Diese wird benötigt, wenn das Boot vom Wind, Wellen und der Strömung hin- und hergedrückt wird. Liegt das Boot parallel auf einer Welle, kann die Schräglage hier besser ausgeglichen werden. Eine ausgewogene Mischung aus beiden Stabilitäten ermöglicht eine vielseitige Nutzung des Bootes. Ist das Boot sehr schmal, wird der geringe Laufwiderstand durch eine höhere Kippeligkeit erkauft. Dafür ist das Rollen in ihnen einfacher. Zusätzlich versucht man die Windanfälligkeit durch die Gestaltung des Oberschiffes zu vermindern. Hochgezogene Enden helfen, auf den Wellen zu reiten, anstatt sie zu durchstoßen.
Um eine ausreichende Spurstabilität zu erreichen, haben Seekajaks meist eine lange gerade Kiellinie ohne Kielsprung und entweder ein Fußsteuer, (siehe auch Ruderanlage) oder eine ausfahrbare Finne, welche beim Kajak auch als Skeg bezeichnet wird. Das Steuer ist vom Paddler (beim 2er vom Hintermann) über Seilzüge zu bedienen und auf Beinlänge einstellbar. Das Steuerblatt ist hochziehbar (Umklappsteuerung), um beim Starten und Anlanden Grundberührung und somit Beschädigung zu vermeiden. Mit einem Skeg lässt sich nur indirekt steuern, d. h., mit ihm lässt sich das Boot trimmen. Kajaks sind in der Regel luvgierig, das bedeutet, sie drehen bei Fahrt in den Wind, wenn dieser von der Seite kommt. Wenn das Skeg mit Hilfe eines Schiebemechanismus (in der Regel neben der Sitzluke) ausgefahren wird, wirkt es der Luvgierigkeit entgegen, es kann individuell eingestellt werden und so weiträumig einen Kurs vorgeben. Höhere Wellen von hinten können ein Surfen des Kajaks bewirken, es kann dann an Geschwindigkeit zulegen. Hier sollte das Skeg voll ausgeschoben werden, um so eine Richtungsstabilität zu erhalten, anderenfalls kann das Kajak querschlagen und kentern.
Sicherheit
Ein Seekajak muss den besonderen Bedingungen auf See, eventuellen Kenterungen und den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprechen. Nach einer Kenterung auf offenem Gewässer ist es essentiell, möglichst schnell wieder im Kajak fahrbereit zu sein. Durch Abschottungen wird die Menge an Wasser, die in das Kajak eindringen kann, vermindert. Nach dem Aufrichten wird das Wasser im Cockpit mit einer Lenzpumpe entfernt. Es gibt sie als Handpumpen, die relativ viel Wasser in kurzer Zeit befördern können. Diese haben den Nachteil, dass man nicht die Hände zum Stützen frei hat. Eine festinstallierte Pumpe erlaubt wenigstens eine freie Hand. Mit einer Fußpumpe benötigt man zum Lenzen bedeutend mehr Zeit, allerdings kann hier die Spritzdecke geschlossen bleiben, sodass bei Wellengang nicht ständig neues Wasser ins Kajak kommt. Ideal sind batteriegetriebene Pumpen, solange sie funktionieren. Das Doppelpaddel sollte mit einer Paddelsicherungsleine am Kajak befestigt sein, um dieses bei Verlust oder bei einer Kenterung schnell und problemlos wieder ergreifen zu können.
Um sich am Kajak nach einer Kenterung mit Aussteigen festzuhalten, sind Rundumleinen (oder auch Rettungshalteleinen) auf dem Bootsdeck befestigt. Häufig ist zumindest das Unterschiff in leicht erkennbaren Farben gestaltet. Weiße Farbe ist aufgrund der Verwechselung mit Schaumkronen der Wellen weniger geeignet als Gelb und Orange. Anstatt von Tragegriffen in Schlaufenform werden Trageknebel (Toggel) verwendet. Diese verhindern, dass ein durch das Meer bewegtes Kajak die Hand verdreht.
Ein aufblasbares Paddelfloat auf das Paddelblatt gezogen ermöglicht nach einer Kenterung das sich wieder Aufrichten mit dem Boot. Die üblicherweise gebräuchlichen Westen (siehe Rettungsweste) werden als "Schwimmhilfe" bezeichnet, da sie den Kopf nicht über Wasser halten und somit nicht ohnmachtssicher sind. Es gibt spezielle ohnmachtssichere Westen aus festem Material oder solche, die sich aufblasen lassen. Eine Signallampe und eine Trillerpfeife ermöglichen, sich im Falle eines Problems bemerkbar zu machen (siehe Seenotsignal).
Ausrüstung
Die für ein Seekajak verwendeten Doppelpaddel sind meist für die längere Strecke mit einer schmaleren und geringeren Paddelfläche ausgelegt. Die Paddelblätter können zueinander bis zu 90° verdreht eingestellt sein. Eine Ausnahme ist das Grönlandpaddel. Dessen Blätter sind sehr schmal, in der Regel aus Holz, die Blätter können nicht zueinander verdreht werden. Zur Grundausrüstung gehört eine wasserdichte Paddeljacke, die sich an den Handgelenken verschließen lässt. Für extremere Wetterverhältnisse ist ein Neoprenanzug oder ein Trockenanzug notwendig. Um bei Wellengang nicht ständig Wasser in die Sitzluke zu bekommen, zieht der Paddler eine Spritzdecke unter seine Paddeljacke. Sie wird über den Süllrand der Sitzluke gezogen, sodass das Boot somit komplett geschlossen ist. Bei Gefahr muss sie sich sekundenschnell mit Hilfe der Schlaufe vom Boot lösen lassen.
Zur Navigation befindet sich ein festinstallierter Kompass in Sichtweite. Ebenso gibt es eine Vorrichtung zur Befestigung von Kartenmaterial auf dem Deck vor dem Paddler. Ein Bootswagen kann zur Ausrüstung eines Kajaks gehören, um damit das Boot aus stürmischer See über Land zu einem Ort mit ruhigerem Wasser zu transportieren.
- Seekajak (Detail) mit ganz ausgefahrenem Skeg am Heck
- Das Kartenmaterial wird mit Gummizügen auf dem Deck befestigt, dahinter ein fest eingebauter Kompass
- Ein Grönlandpaddel und ein Kajak-Wanderpaddel mit Teilung und Paddelsicherungsleinen
- Die Form des Bootsrumpfes beeinflusst die Anfangs- sowie die Endstabilität
- Eine Spritzdecke hält das Wasser fast vollständig aus dem Kajak.
Weblinks
- Soenke Schierer: Eleganz aus dem Eismeer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Literatur
- Nigel Foster: Seekajak: Ausrüstung Fahrtechnik Sicherheit. Pollner Verlag, 1996, ISBN 3-925660-31-3.