Sebastian Lucius (Fabrikant)
Sebastian Lucius (* 2. November 1781 in Erfurt; † 18. September 1857 in Klein Ballhausen) war ein deutscher Fabrikant in Erfurt.
Leben
Sebastian war das elfte Kind des Handelsmannes Johann Anton Lucius in Erfurt. Er besuchte das Evangelische Gymnasium Erfurt und wurde ab 1797 von seinem ältesten Bruder in Höchst am Main zum Kaufmann ausgebildet. Nach zwei Jahren kehrte Lucius nach Erfurt zurück, um seinen Vater im Geschäft zu unterstützen, dessen von ihm gegründete Firma die Weberei von Wollbändern betrieb. Später übernahm er diese Firma. Die Joh. Anton Lucius entwickelte sich zu einem bedeutenden Textilhandels- und Produktionsunternehmen in Erfurt. Lucius erwarb am Anger (Erfurt) zwei Häuser, die er zum Lucius-Haus (heute: Haus Dacheröden) vereinigte.
Lucius war politisch und sozial engagiert. So leitete er 12 Jahre die Erfurter Handelskammer, ihm wurde der Titel eines Kommerzienrats verliehen. Er war Delegierter bei der Versammlung deutscher Fabrikanten und Kaufleute. Bei Lebensmittelteuerungen verkaufte Lucius Getreide unter Marktpreis an Bedürftige. Lucius und seine Frau (geb. Hebel) gaben Grundstück und Kapital für ein Altenheim "Lucius-Hebel-Stiftung" und ein Katholisches Krankenhaus in Erfurt an der Kartäuserstraße. Lucius war auch an der Gründung der Volkschen Erziehungsanstalt beteiligt.
1851 kaufte er das Rittergut Klein Ballhausen bei Tennstedt, auf das er sich im Alter zurückzog. Der zweitälteste Sohn Ferdinand Lucius führte die Firma von 1857 bis 1862 fort.
Nachkommen
Unter den elf Kindern waren:
- August Lucius (1816–1900), Kaufmann, Gutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Henriette Marie Lucius (1823–1886)
- Ferdinand Lucius (1830–1910), deutscher Textilunternehmer in Thüringen. Ehrenbürger von Erfurt. Reichstagsabgeordneter
- Eugen Lucius (1834–1903), deutscher Chemiker und Industrieller, Mitgründer der Hoechst AG
- Robert Lucius Freiherr von Ballhausen (1835–1914), preußischer Landwirtschaftsminister. Reichstagsabgeordneter
Sonstiges
Die Sebastian-Lucius-Schule in seiner Heimatstadt Erfurt (Stadtteil Gispersleben) wurde am 10. März 2008 nach ihm benannt.[1]
Literatur
- Wolfgang Huschke: Lucius, Sebastian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 276 f. (Digitalisat).
- Robert von Lucius: Die Erfurter Familie Lucius. Erfurter Heimatbrief Nr. 37 (1978), S. 28–37
- Katharina Trutz: Sebastian Lucius. In: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt (Hrsg.): Mitteldeutsche Lebensbilder. 3. Band Lebensbilder des 18. und 19. Jahrhunderts. Selbstverlag, Magdeburg 1928, S. 362–372.
Einzelnachweise
- Homepage der Schule. Abgerufen am 28. Januar 2017.