Sebastian Eberl
Sebastian Eberl (* 7. August 1909 in Wendelskirchen bei Dingolfing; † 1982)[1] war ein SS-Hauptscharführer und Lagerführer des Außenlagers Mettenheim „M 1“ des KZ-Außenlagerkomplexes Mühldorf[2] sowie stellvertretender Lagerführer des KZ-Außenlagers München-Allach[3].
In diesen beiden Außenlagern des KZ Dachau war er wegen seiner besonderen Grausamkeit[4] als „hinkender Teufel“[5] und „Genickschusskommissar“[6] bekannt. Davor war er ab 1935 im KZ Dachau eingesetzt. Nach Zeitzeugenberichten war er dort am SS-Schießplatz Hebertshausen an der massenhaften Ermordung von sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligt. Diese besonders bestialischen Exekutionen kommentierte er mit Worten wie „Morgen haben wir wieder Schützenfest“.[7]
Eberl wurde, u. a. aufgrund einer behaupteten Erkrankung, Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft zwar mehrfach vernommen, aber nicht verurteilt. Bei diesen Vernehmungen bestätigte er auch die katastrophalen Verhältnisse, die unter seiner Führung im KZ-Außenlagerkomplex Mühldorf herrschten: „Es fehlten jegliche sanitäre Anlagen“ und „es war nur eine Wasserstelle vorhanden“. Heizmöglichkeiten gab es ebenfalls nicht.[8] Das Verfahren wurde nach seinem Tod durch die Staatsanwaltschaft eingestellt.[9]
Unter den Häftlingen, die unter Ihm leiden mussten, war auch der Autor, Maler und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees Max Mannheimer.[10] Dieser beschreibt in seinem Buch Drei Leben: Erinnerungen wie sich Eberl kurz vor Kriegsende „Erleichterungen“, die er Häftlingen gewährte, schriftlich bestätigen ließ, um sich später reinwaschen zu können.[4] Der leibliche Bruder von Sebastian Eberl, sowie eine Schwägerin waren in der nahegelegenen SS-Hauptreitschule München tätig.[1]
Literatur
- Gabriele Hammermann, Andrea Riedle: Der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf dem SS-Schießplatz Hebertshausen 1941-1942, im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Dachau, Wallstein, Göttingen 2020, 207 Seiten, ISBN 978-3-835-33648-3, S. 41–56, 87–114.
- Peter Müller: Kapitel Ermittlungsverfahren gegen Sebastian Eberl in: Rüstungswahn und menschliches Leid – Bewältigung und Erinnerung – das Bunkergelände im Mühldorfer Hart, 1. Auflage, Geschichtsverein Heimatbund Mühldorf a. Inn, Mühldorf a. Inn 2012, 224 Seiten, ISBN 978-3-930-03328-7, S. 169f.
- Albert Knoll, Sabine Schalm in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager., C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S. 427–429.
Einzelnachweise
- R 601/2389 Bundesarchiv
- Geschichte – Die Lager – Bewacher. KZ-Gedenkstätte im Mühldorfer Hart e. V., abgerufen am 19. November 2020.
- Pieter Breen für die Projektgruppe Allach: KZ-Allach, das vergessene Konzentrationslager nahe Dachau. Comité International de Dachau, abgerufen am 19. November 2020.
- Max Mannheimer, Marie-Luise von der Leyen: Drei Leben - Erinnerungen. 1. Auflage. dtv, München 2012, ISBN 978-3-423-24953-9.
- Klaus Mai: Das KZ Außenlager Dachau-Allach: KZ-Alltag bei BMW-Allach - Alltag bei BMW. Abgerufen am 19. November 2020.
- Das Bunkergelände im Mühldorfer Hart (Das Massengrab). Geschichtswerkstatt Mühldorf e.V., abgerufen am 19. November 2020.
- Helmut Zeller: SS-Morde nahe Dachau: "Morgen haben wir Schützenfest". Süddeutsche Zeitung, 8. Juli 2020, abgerufen am 19. November 2020.
- Polizeiliche Vernehmung von S. Eberl am 7./8. Juni 1966 in Dachau, Archiv der Gedenkstätte des KZ Museum Dachau, Signatur 15871.
- Albert Knoll, Sabine Schalm in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager., C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S. 428f.
- Helmut Zeller: Lagergemeinschaft Dachau fordert Gedenkstätte in Allach. Süddeutsche Zeitung, 4. November 2016, abgerufen am 19. November 2020.