Schwarzer Winter-Rettich
Der Schwarze Winter-Rettich, oder auch nur Schwarzer Rettich (Raphanus sativus L. var. niger J. Kern., Syn.: Raphanus sativus var. longipinnatus L.H. Bailey),[1] gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Er zählt zu den zum Garten-Rettich gehörenden Herbst- und Winterrettichen wie auch die Sorte 'Münchner Bier', die weiße Rübenhaut bildet, sowie langer Blauer Herbst und Winter und dunkelvioletter Gournay.[2][3]
Schwarzer Winter-Rettich | ||||||||||||
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Schwarzer runder Rettich | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Raphanus sativus subsp. niger var. niger | ||||||||||||
J.Kern. |
Weitere Namen
Winter-Rettich, Langer schwarzer Pariser Rettich, engl. Erfurter radish, black Spanish radish, franz. Radis noir long d'été, Radis noir rond d'hiver, Radis noir long d'hiver.[4]
Herkunft und Verbreitung
Der Rettich war schon den Ägyptern 2500 v. Chr. bekannt.[5] Angebaut wird er vor allem für die Einlagerung in ganz Europa und Nordamerika und war bis Mitte des 20. Jahrhunderts sehr beliebt. Er verschwand jedoch danach immer mehr und findet in den letzten zehn Jahren wieder mehr Abnehmer, weil viele „alte Gemüse“ wieder als Raritäten entdeckt werden. So wird er vor allem von biologisch betriebenen Betrieben angebaut und ab Herbst auf den Wochenmärkten angeboten. Er verschwindet dann aber wieder aus dem Angebot, wenn im Frühjahr viele frische weiße Rettiche aus neuer Ernte kommen.[3] In ganz kleinen Mengen wird er auch in der Mongolei und Manchurien angebaut. Wahrscheinlich kam er durch Reisende in früheren Jahrhunderten dorthin.[6]
Beschreibung
Schwarzer Rettich ist eine einjährige, krautige Pflanze. Die borstig behaarten Laubblätter sind fiederteilig. Er blüht rötlich-violett.
Die Wurzel ist von einem dunkelbraun bis schwarzen „Schorf“ überzogen. Es gibt runde und längliche Formen. Die runde Form ist flachrund hat eine Dicke von acht bis zehn cm und Länge von sieben bis acht cm. Der längliche schwarze Rettich wird sechs bis sieben cm dick und 18 bis 25 cm lang. Das Rübenfleisch ist sehr fest und bei beiden Formen weiß.[7] Die Oberfläche der Rübenhaut an der Schulter beim Blattansatz verfärbt nicht und die ganze Rübe ist nur ganz leicht quer gerieft. Die Rübe kann unter günstigen Bedingungen 300 bis 500 g schwer werden[8]. Es handelt sich um eine sog. Holzrübe, da im Gegensatz zur Bastrübe hauptsächlich das Xylem die Speicherfunktion übernimmt. Die Blütenbildung kann gefördert werden (=Vernalisation) durch kühle Temperaturen von fünf bis acht °C, die sich über eine Dauer von zehn bis 20 Tagen erstreckt.[9] Beschleunigt wird das Schossen durch Vernalisation noch durch den Langtag.[10] Herbst- und Winterrettich neigt am wenigsten zum Schossen.[11] Für die Aussaat gibt es keine Einteilung nach Dunkel- oder Lichtkeimern. Die Keimung benötigt jedoch Temperaturen zwischen 18 und 15 °C (= Warmkeimer).[12]
Anzucht und Ernte
Für die Ernte vor dem ersten Frost wird im Laufe des Juli ausgesät.[13] Den Reihenabstand setzt man auf etwa 30 cm, innerhalb einer Reihe wird alle 15–20 cm gesät. Vor allem im letzten und stärksten Wachstumsdrittel benötigt Rettich viel Wasser. Die Entwicklungszeit beträgt dreieinhalb bis vier Monate. Ende Oktober wird in der Regel bis zum ersten Frost alles geerntet und eingelagert. Schwarzer Rettich ist sehr gut in feuchtem Sand lagerbar. Durch seine raue schorfige Haut ist er unempfindlich gegen Transportschäden und Druckstellen. Er zählt deshalb zu den typischen Lagergemüsen wie Karotten, Kopfkohl, Rüben.
Krankheiten und Schädlinge
Rettichfliege, Kleine Kohlfliege, Falscher Mehltau, Blattläuse, Erdfloh, Verticillium-Gefäßkrankheit, Sclerotinia-Fäule, Weißer Rost, Schwammige Rüben,
Verwendung
Zu medizinischen Zwecken wird der Rübe mit Zucker der Saft entzogen. Dieser Sirup hat deutlich antioxidative Wirkung.[14] Der Rettichsaft der schwarzen Sorten ist der wirksamste.[3]
In der Küche wird der schwarze Rettich meist geschält (bei noch straffer Haut z. B. mit dem Sparschäler möglich). Die Haut kann aber auch mitgegessen werden, solange sie nicht nach Schimmel riecht. Gekocht wird er beispielsweise in Kartoffelsuppen verwendet. Zur Verwendung als Salat wird er geraspelt oder sehr fein geschnitten. Durch den Kontakt mit der Luft und wohl stärker noch durch das Bestreuen mit Salz oder das Einlegen in Wasser oder Essig reduziert sich die für viele Rettiche typische Schärfe. In der japanischen Küche werden mit einem sehr scharfen Messer durch das Drehen in der Hand lange, sehr dünne Scheiben geschnitten, die, dekorativ drapiert, beispielsweise als Beilage zu Sushi gereicht werden. Da er in diesem Fall nur in kleinen Mengen genossen wird, ist die Schärfe erwünscht, und es wird nicht gesalzen.
Quellen
- Raphanus sativus var. niger im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- J. Becker-Dillingen, Handbuch des gesamten Gemüsebaues – Rettich und Radieschen, P.Parey-Verlag Berlin/Hamburg 1950, S. 407–428
- F. Keller et al., 100 Gemüse, Winterrettich, 1986, S. 84
- Vilmorin-Andrieux & Cie, Les Plantes Potagères, Troisième Édition, 1904, S. 640 und 641
- H. P. Mathiassen, Grøntsager på friland, Ræddike, Vol. 2, 1987, S. 235
- S. Shinohara, Vegetable seed production technology of Japan, Vol. 1, 1984, S. 196
- Bundessortenamt, Beschreibende Sortenliste, 1995, S. 48
- C-M. Messiaen, Le Potager Tropical, Radis d'hiver, Edition CILF, ISBN 2-85319-015-3, 1998, S. 376
- H.-J. Wiebe, u. G. Alpers, Vernalisation von Rettich, Gartenbauwissenschaft 48, 1983, S. 141–145
- H.-J. Wiebe, Einfluss der Tageslänge auf das Schossen von Rettich, Gartenbauwissenschaft 50, 1985, S. 63–66
- G. Vogel, Handbuch des speziellen Gemüsebaus, Rettich, ISBN 3-8001-5285-1, 1996, S. 398
- J. Mahla, Gärtnerische Samenkunde, 1950, S. 24
- J. Reinhold, Ratgeber für den Feingemüsebau im Freiland, 1962, S. 382
- A. Lugasi et al., Phytotherapy Research: Antioxidant effect of squeezed juice from black radish. Volume 19, Issue 7, 2005, S. 587–591
Weblinks
- Gesunde Schärfe - Winterrettich ist ein heilkräftiges Nahrungsmittel in: Neues Deutschland vom 9. Februar 2010