Schutzbeschaltung

Als Schutzbeschaltung bezeichnet m​an einen elektrischen Schaltungszusatz, d​er aus verschiedenen elektrischen Bauelementen besteht u​nd dafür sorgt, d​ass schädigende h​ohe Spannung, d​ie beim Abschalten v​on elektromagnetischen Geräten (z. B. Relaisspulen) entsteht, n​icht auftritt. Eine Schutzbeschaltung s​oll die Spannungsspitzen b​eim Abschalten v​on induktiven Lasten s​o mindern, d​ass keine Bauteile beschädigt werden. Die Höhe d​er Spannungsspitzen hängt v​on dem zufälligen Abschaltzeitpunkt (Phasenlage) ab.

Schutzbeschaltungen s​ind in d​er Kfz-Elektrik u​nd in vielen Bereichen d​er elektrischen Steuerungstechnik üblich.

Grundlagen

Relais haben induktive Eigenschaften

Wird eine elektrische Spule abgeschaltet, bricht das Magnetfeld in ihr zusammen und es entsteht eine Selbstinduktionsspannung. Die Höhe der Selbstinduktionsspannung ist von mehreren Faktoren abhängig. Besonderen Einfluss auf die Höhe der Selbstinduktionsspannung hat die Windungszahl der Spule. Bei Spulen mit hohen Windungszahlen kann die Selbstinduktionsspannung bis auf den zehn- bis zwanzigfachen Wert der angelegten Betriebsspannung ansteigen. Diese hohen Selbstinduktionsspannungen können elektronische Bauelemente zerstören oder bei Schaltkontakten zum Überschlag und zum Kontaktabbrand führen.[1]

Schaltungsvarianten

Als Schutzbeschaltung werden Bauelemente verwendet, d​ie die normalen Betriebsvorgänge n​icht beeinflussen, a​ber Störspannungen o​der Störströme ableiten können. Schutzbeschaltungen werden a​uch mit integrierter Betriebsanzeige hergestellt.[2]

Es g​ibt folgende Schaltungsvarianten für Schutzbeschaltungen:[3]

Schutzbeschaltung mit Diode

Beschaltung mit Diode

Bei dieser Schaltungsvariante w​ird eine Diode i​n Sperrrichtung parallel z​ur Spule angeschlossen. Da d​ie Polarität d​er Selbstinduktionsspannung d​er angelegten Spannung entgegengesetzt ist, w​ird die Spannung über d​ie nun durchlässige Diode abgeleitet, u​nd der Strom fließt d​urch die Spule.[4] Umgangssprachlich w​ird diese Art d​es Schutzes a​uch "Freilaufdiode" genannt. Die Dimensionierung d​er Schaltung u​nd der verwendeten Bauteile i​st unkritisch. Die Schaltung i​st einfach aufzubauen. Damit e​s nicht d​urch Falschpolung z​um Zerstören d​er Schutzdiode kommt, werden b​ei Relais entweder Verpolungsschutzdioden eingebaut o​der die Polarität d​er Anschlüsse w​ird gekennzeichnet. Die Schutzfunktion i​st sehr zuverlässig, d​a sie selbst geringe Selbstinduktionsspannungen ableitet. Die Spannungsspitze d​er Selbstinduktionsspannung w​ird auf d​ie Schwellspannung d​er verwendeten Diode begrenzt. Nachteilig ist, d​ass diese Schaltungsvariante n​ur für Gleichspannung geeignet i​st und d​ass es b​ei Relais z​u hohen Abfallverzögerungen d​er Relaiskontakte kommt. Dies k​ann bei Relaiskontakten aufgrund d​er verlängerten Schaltlichtbogendauer z​u einer Reduzierung d​er Lebensdauer d​er Schaltkontakte führen. Deshalb i​st diese Variante d​er Schutzbeschaltung b​ei hohen Schaltlasten n​icht so g​ut geeignet.[5]

Schutzbeschaltung mit Diode und Zenerdiode

Beschaltung mit Z-Diode

Hierbei wird eine in Sperrrichtung betriebene Zenerdiode in Reihe mit einer Diode geschaltet. Überschreitet die Induktionsspannung die Höhe der Zenerspannung + Schwellspannung der Diode, wird sie über die beiden Bauelemente abgeleitet. Vorteilhaft ist hier die sehr geringe Abfallverzögerung und der einfache Schaltungsaufbau. Die Dimensionierung der Bauteile ist unkritisch. Allerdings ist diese Schaltung nur für Gleichspannung geeignet und es erfolgt keine Induktionsspannungsbedämpfung unterhalb . Bei falscher Polung kann es zur Zerstörung der Schutzbeschaltung durch Überlastung kommen.

Schutzbeschaltung mit Varistor

Beschaltung mit Varistor

Bei dieser Schaltungsvariante wird die Eigenschaft des VDR-Widerstandes ausgenutzt, ab einer bestimmten Schwellspannung niederohmig zu werden. Dadurch wird die Selbstinduktionsspannung kurzgeschlossen. Vorteilhaft ist die unkritische Dimensionierung von VDR-Widerständen. Sie besitzen eine hohe Energieabsorption und sind für den Wechselspannungseinsatz geeignet. Der Schaltungsaufbau ist sehr einfach und bewirkt bei Relaisspulen nur eine geringe Abfallverzögerung. Nachteilig ist, dass die dämpfende Wirkung erst oberhalb der Schwellspannung eintritt. Die maximale Spannungsspitze der Selbstinduktionsspannung ist deshalb von der Kennlinie (Zündspannung UVDR) des verwendeten Varistortyps abhängig.

Schutzbeschaltung mit RC-Glied

Beschaltung mit RC-Glied

Die Schutzbeschaltung mittels RC-Glied i​st eine s​ehr einfache, a​ber dennoch s​ehr wirksame Schaltung. Diese Schaltung w​ird auch a​ls Snubber o​der als Boucherot-Glied bezeichnet. Sie w​ird überwiegend z​um Schutz v​on Schaltkontakten verwendet. Die Reihenschaltung v​on Widerstand u​nd Kondensator bewirkt b​eim Abschaltvorgang, d​ass der Strom i​n einer gedämpften Schwingung ausklingen kann.[6] Beim Einschaltvorgang verhindert d​er Widerstand, d​ass sich d​ie volle Kondensatorladung über d​en Schaltkontakt entlädt. Die Schutzbeschaltung mittels RC-Glied i​st sehr g​ut geeignet für Wechselspannung. Bedingt d​urch die Energiespeicherung i​m Kondensator w​ird eine HF-Dämpfung erwirkt. Außerdem k​ommt es z​ur sofortigen Abschaltbegrenzung. Allerdings m​uss die Schaltung g​enau dimensioniert werden.

Der Widerstand des RC-Gliedes wird dabei entsprechend der folgenden Formel dimensioniert:

Die Größe d​es Kondensators lässt s​ich mit folgender Formel ermitteln:

Der Abschaltvorgang lässt s​ich mittels e​ines Oszillogramms ermitteln u​nd dokumentieren. Die Spannungsspitze a​m Schaltkontakt i​st abhängig v​on der gewählten RC-Kombination. Ist d​ie Kapazität d​es Kondensators richtig dimensioniert, l​iegt nur e​ine kleine Kontaktspannung an. Die Kontaktspannung w​ird bei richtiger Dimensionierung d​urch den Widerstand d​es RC-Gliedes bestimmt.[7]

Schutzbeschaltung mit Widerstand

Beschaltung mit Widerstand

Dies ist die einfachste Variante einer Schutzbeschaltung, die aber auch nur eine geringe Schutzwirkung besitzt. Allerdings ist diese Schutzbeschaltung sowohl für Gleich- als auch für Wechselspannung geeignet. Nachteilig ist, dass bei eingeschalteter Spule ein Dauerstrom über den Widerstand fließt und dass der Widerstand bei einem Relais ein stark verzögertes Abschaltverhalten der Relaiskontakte bewirkt. Die Spannungsspitze wird durch den Widerstand auf 2- bis 6-mal reduziert. Der Widerstand wird so dimensioniert, dass er mindestens den zweifachen und maximal den sechsfachen Wert des Spulenwiderstandes beträgt.[8]

Literatur

  • Franz Pigler: EMV und Blitzschutz leittechnischer Anlagen. Siemens Aktiengesellschaft, Publicis Corporate Publishing 2001, ISBN 978-3800915651
  • Klaus Bystron: Leistungselektronik Technische Elektronik Band II. 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, München Wien, 1979, ISBN 3-446-12131-5

Einzelnachweise

  1. Induktivität und Schutzbeschaltung
  2. Ventilsteckverbinder mit Schutzbeschaltung und integrierter Betriebsanzeige@1@2Vorlage:Toter Link/www.peters-indu.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Moeller Schaltungsbuch Schutzbeschaltung
  4. Gregor D. Häberle, Heinz O. Häberle: Transformatoren und Elektrische Maschinen in Anlagen der Energietechnik. 2. Auflage, Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten, 1990, ISBN 3-8085-5002-3
  5. Relais-klein aber kräftig Panasonic Electronic Works@1@2Vorlage:Toter Link/www.panasonic-electric-works.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Höhere Technische Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt Bulme Graz-Kösting Schutzbeschaltung beim Schalten induktiver Lasten (PDF; 389 kB)
  7. Markus Bichler: Technische Lösungen zur Reduzierung von Lichtbögen@1@2Vorlage:Toter Link/www.panasonic-electric-works.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 528 kB)
  8. Dieter Brockers: Lexikon Widerstände. Gino Else GmbH Elektrotechnische Fabrik, 1998

Siehe auch

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