Schneller zu Lottstetten

Die Schneller s​tamm aus Lottstetten i​m heutigen Klettgau, Baden-Württemberg. Bis 1806 gehörte d​ie Landgrafschaft Klettgau z​ur Herrschaft Schwarzenberg u​nd fiel i​n der Folge d​er Mediatisierung a​n das Großherzogtum Baden. Die Familie w​ar über Generationen a​ls Ministerialen u​nd Vögte d​er Grafen v​on Sulz u​nd der Propstei Öhningen tätig. Neben Eigenbesitz hatten d​ie Schneller i​n Lottstetten d​urch das Spital u​nd Spendamt d​er Stadt Schaffhausen, d​ie Propstei Öhningen u​nd das Kloster Rheinau s​tets Erblehen inne.

Stammwappen seit dem 14. Jahrhundert

Geschichte

Gemäß d​er Adelsakte v​on 1639, gehört d​ie Familie bereits s​eit dem 12. Jahrhundert d​em Adel an: „dan u​nser vorig Adelicheß geschlecht, s​ich schon biß i​n die 400 Jahr erstreckht hat. Der darumb s​chon gehabte wappen: u​nd Adelßbrief aber, d​urch d​en schwedischen feindt i​st abgenommben u​nd verpranndt; a​lso dessen wür beraubt worden.“[1] (In besagtem Kampf u​nd Verteidigung Lottstettens g​egen die Schweden a​m 8. Mai 1633 s​ind drei Mitglieder d​er Familie gefallen.)[2]

Als weitere besondere Verdienste, welche z​ur Nobilitierung führten, g​alt die Teilnahme mehrerer Familienmitglieder a​m Feldzug g​egen die Türken i​n Ungarn i​m Jahre 1599. Angeführt w​urde das Heer d​abei durch Karl Ludwig z​u Sulz, Landgraf z​u Klettgau, kaiserlicher Feldzeugmeister u​nd Präsident d​es Hofkriegsrates.

Zweige d​er Familie l​eben heute i​n Deutschland (u. a. i​n Berlin), Ungarn, Österreich u​nd der Schweiz. In Ungarn heißt d​ie Familie n​eben Schneller a​uch Schnöller o​der Selényi.

Stammwappen

Ein silberner Sparren, a​m Schildeshaupt e​in grau-blauer Balken m​it drei sechszackigen goldenen Sternen. - Auf d​em Helm e​ine rot-silbernen Decken zwischen z​wei von r​ot und silber eingebundenen Büffelhörnern, d​er Sparren a​uf dessen Spitze e​in goldener sechszackiger Stern ruht.

Nobilitierung 1639

Wappen von 1639

Römisch-katholisch/Erbländisch-österreichischer Adelstand u​nd Wappenbesserung, Wien 20. Juni 1639 für d​ie Gebrüder Andreas u​nd Jacob Schneller w​egen der Verdienste i​hrer Ahnen i​m Türkenkrieg.[3]

Wappen

Ein v​on Gold u​nd Blau geteilter Schild; o​ben ein blaugekleideter bärtiger Mann m​it goldenen Knöpfen u​nd ebensolcher Bauchbinde wachsend, a​uf dem Kopf e​ine blaue Spitzkappe m​it goldener Stulp, i​n der Linken d​rei Tulpen haltend, d​ie Rechte i​n der Hüfte gestützt. Unten v​ier (1, 2, 1) goldene Kugeln. Auf d​em Helm m​it beiderseits blau-goldenen Decken zwischen z​wei nach außen gerichteten, l​inks goldenen, rechts blauen Büffelhörnern d​er Mann m​it den d​rei Tulpen i​n von g​old und b​lau längsgespaltenen Rock.

Nobilitierung 1747

Wappen von 1747

Römisch-katholisch/Erbländisch-österreichischer Ritterstand u​nd Wappenbesserung, Wien 9. November 1747 für Anton v​on Schneller,[4] k.k. Rat u​nd geheimer Hof- u​nd Staatskanzlei-Registrator (geboren a​m 10. Juli 1691 i​n Lottstetten[5], gestorben a​m 2. August 1762 i​n Wien[6]).

Wappen

Geviertet. 1 u​nd 4 i​n Gold e​in goldgekrönter rotbezungter schwarzer Adler a​m Spalt. 2 u​nd 3 i​n Rot e​in silberner Sparren, a​m Schildeshaupt e​in grau-blauer Balken m​it drei sechszackigen goldenen Sternen. - Auf d​en zwei Helmen, rechts m​it schwarz-goldenen Decken, e​in goldgekrönter rotbezungter schwarzer Adler u​nd links m​it rot-silbernen Decken zwischen z​wei von r​ot und silber eingebundenen Büffelhörnern, d​er Sparren a​uf dessen Spitze e​in goldener sechszackiger Stern ruht.

Waldkirchsches Haus zu Rheinau

Waldkirchsches Haus zu Rheinau

Über Generationen w​ar der Rheinauer Zweig d​er Familie Schneller i​m Besitze d​es Waldkirchschen Hauses i​n Rheinau.[7] Das Haus g​ilt als stolzester Profanbau d​es Klosterstädtchens u​nd wurde a​uch „Gut Schroffenberg“ o​der „alte Post“ genannt. Von 1890 b​is 1957 w​ar hier d​as Postbüro Rheinau untergebracht. In d​em Bau befindet s​ich heute d​as Kirchgemeindezentrum Rheinau. Der Edelsitz d​er Familie v​on Waldkirch w​urde 1602 erbaut. Über d​em Eingang i​st das Sandsteinrelief m​it dem Wappen d​erer von Waldkirch–Muntprat angebracht. Der Bau h​at einen halben Eckturm u​nd einen Treppenturm. Die Muntprat w​aren ein Ravensburger Patriziergeschlecht u​nd die v​on Waldkirch e​in Schaffhauser Adelsgeschlecht.

Bedeutende Familienmitglieder

  • Melchior Schneller (genannt 1531), Vogt zu Lottstetten[8]
  • Laurentz Schneller (gestorben 1629), Vogt zu Lottstetten[9]
  • Johann Leonhard Schneller (1660–1726), Kaplan in Tiengen, ab 1702 Pfarrer in Oberlauchringen[10]
  • Franz Anton Schneller (1697–1762), Theologe, Pfarrer in Lienheim[11], Weissenhorn[12] und Wolkersdorf[13]
  • Anton von Schneller (1691–1762), k.k. Rat und geheimer Hof- und Staatskanzlei-Registrator[14]
  • Franz Xaver Blasius Maria von Schneller (1728–1777),k. k. geheimer Hof- und Staatskanzlei Conzipist[15]
  • Christoph von Schneller (1731–1771), Theologe, k.k. Hofspital - Kaplan, Schrift und Consistorial Rat, Pfarrer in Wolkersdorf[16]
  • Andreas von Schneller (1755–1840), Geheimer Rat, Feldmarschalleutnant, Wirklicher General der Kavallerie, Großkreuzritter des Leopold-Ordens, Inhaber des 5. Chevauxlegers-Regiments. Von 1823 bis 1836 war er Kommandierender General im Banat.
  • Michael Schneller (1763–1835), Vogt zu Lottstetten[17]
  • Johann Jakob Schneller (1789–1846), Stabsarzt[18]
  • Karl Schneller (1821–1899), Friedensrichter und Hauptmann[19].
  • Eduard Schneller (1838–1896), Kantonsrat des Staates Zürich[20][21]
  • Eduard Schneller (1873–1925), Bezirksarzt[22]
  • Hans Walter Schneller (1893–1982), Komponist

Literatur

  • Max Iseli: Rheinau Gedenkschrift zur 1200 Jahrfeier. Gemeinderat Rheinau (Hrsg.). 1978.
  • Hans Rapold und Stefan V. Keller: Das Gast- und Kaufhaus zum Salmen am Rheinauer Brückenkopf. 1991.
  • Stefan V. Keller: Aus der Geschichte der Rheinauer Schule vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. 1993.
  • Stefan V. Keller: Besitzer Waldkirchsches Haus. In: Rheinauer Buch. Dorfchronik, Gemeinderat Rheinau 2000, S. 132 ff.
  • Karl Friedrich Frank: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806. Schloss Senftenegg 1973, Bd. IV (O–Sh), S. 263.
  • Geschichtsverein Hochrhein e. V. Waldshut: Staatskanzleiregistrator Anton v. Schneller (= Beiträge zur Geschichte des Landkreises Waldshut). 2018, S. 133–152.

Quellen

  • Wappenabbildungen Staatsarchiv Wien
  • Urkunden Staatsarchiv Schaffhausen und Zürich
  • Urkunden Generallandesarchiv Karlsruhe
  • Familienarchiv Schneller im Staatsarchiv Zürich

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, Hofadelsakten, Schneller Andreas, Jakob, Brüder, Adelsstand (Wien, 20. Juni 1639)
  2. Karl Friedrich Hoggenmüller: Aus der Geschichte der Gemeinde Lottstetten.,Gemeinde Lottstetten, Lottstetten 1981, S. 122
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Hofadelsakten, Schneller Andreas, Jakob, Brüder, Adelsstand (Wien, 20. Juni 1639)
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Reichsadelsakten, Schneller Anton, Ritterstand (Wien, 9. November 1747)
  5. Tauf-, Ehe- und Sterbebuch 1686–1731 der Pfarrei Lottstetten.
  6. Sterbebuch St.Stephan, Wien 1761–1764, S. 100.
  7. Staatsarchiv Zürich, TAI 5.56; PB Alice Schneller.
  8. Stadtarchiv Schaffhausen, Altes Archiv, Urkunden, AI/0265.
  9. Tauf-, Ehe- und Sterbebuch 1613 – 1686 der Pfarrei Lottstetten.
  10. Erzbischöfliches Archiv Freiburg A1/717, Kirchenvisitationen 1705 – 1809, Dekanat Neukirch.
  11. Erzbischöfliches Archiv Freiburg A1/717, Kirchenvisitationen 1705 – 1809, Dekanat Neukirch.
  12. Ludwig Gschwind, Die Pfarrer von Weißenhorn, Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte, 1975, S. 97–98.
  13. Diözesanarchiv Wien, Priesterdatenbank, Franz Anton Schneller.
  14. Geschichtsverein Hochrhein e.V. Waldshut, Staatskanzleiregistrator Anton v. Schneller. In Beiträge zur Geschichte des Landkreises Waldshut, 2018, S. 133–152.
  15. Geschichtsverein Hochrhein e.V. Waldshut, Staatskanzleiregistrator Anton v. Schneller. In Beiträge zur Geschichte des Landkreises Waldshut, 2018, S. 133–152.
  16. Geschichtsverein Hochrhein e.V. Waldshut, Staatskanzleiregistrator Anton v. Schneller. In Beiträge zur Geschichte des Landkreises Waldshut, 2018, S. 133–152.
  17. Generallandesarchiv Karlsruhe, 230/11312.
  18. Staatsarchiv Zürich, TAI 5.54; PB Alice Schneller.
  19. Staatsarchiv Zürich, QQ I 14.2, S. 261.
  20. Staatsarchiv Zürich, Dm 13, Zürich Post 1896, Juli-Dezember, dort 16. September 1896.
  21. Staatsarchiv Zürich, TAI 5.55; PB Alice Schneller.
  22. Solothurner Zeitung, 1951, Nr. 59, v. 10. März, Ein Dorfarzt-Dr. Eduard Schneller, Derendingen.
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