Schmalblättriger Igelkolben
Der Schmalblättrige Igelkolben (Sparganium angustifolium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Igelkolben (Sparganium) innerhalb der Familie der Rohrkolbengewächse (Typhaceae). Diese Wasserpflanze ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.
Schmalblättriger Igelkolben | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Schmalblättriger Igelkolben (Sparganium angustifolium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sparganium angustifolium | ||||||||||||
Michx. |
Beschreibung
Der Schmalblättrige Igelkolben wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 1 bis 2 Metern. Die Laubblätter sind meist auf der Wasseroberfläche flutend, selten aufrecht, schmal, grasartig, in eine lange Spitze ausgezogen, flach oder unterwärts auf dem Rücken gewölbt, ohne Kiel, 2 bis 5, selten bis zu 10 Millimeter breit, die flutenden im oberen Teil meist ohne vorspringenden Mittelnerv.
Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Der Blütenstandsschaft ist mit etwa acht Blättern ausgestattet, diese sind 5 bis 8 Millimeter breit. Meist ist es der einzige Teil der Pflanze, der über die Wasseroberfläche vorragt. In einem traubigen Gesamtblütenstand sind ein bis vier weibliche und meist zwei bis vier (ein bis sechs) männliche köpfchenförmige Teilblütenstände vorhanden, diese sind einander stark genähert. Die untersten Tragblätter sind mit einer Länge von 10 bis 50 Zentimetern mehr als doppelt so lang wie der Gesamtblütenstand. Die Narben sind fadenartig und unter 1,2 Millimeter lang.
Die Frucht ist spitz geschnäbelt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30.[1]
Ökologie
Beim Schmalblättrigen Igelkolben handelt es sich um einen Hydrophyten. Er steht meist um 0,5 Meter, bis 2 Meter tief in nährstoffarmen und sauberen (oligotrophen) Gewässern über kalkarmem, aber basenreichem, schwach saurem, sandig-kiesigem bis schlammigem Grund. Er ist kennzeichnend für eine eigene Pflanzengesellschaft des Verbandes Isoetion (benannt nach dem See-Brachsenkraut), er kommt gelegentlich auch mit weiteren seltenen Wasserpflanzen mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen wie dem Strandling (Littorella uniflora) und Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna) gemeinsam vor.
Vorkommen
Der Schmalblättrige Igelkolben ist auf der Nordhalbkugel in Nordamerika, Europa und in Asien im nordwestlichen Sibirien weitverbreitet. In Europa erstreckt sich sein Areal von den südeuropäischen Gebirgen über die Alpen bis Norwegen in Nordeuropa und Großbritannien (boreal-montan). Im Süden kommt er zum Beispiel in der Sierra de Gredos in Spanien vor.
Im Tiefland Mitteleuropas ist der Schmalblättrige Igelkolben westlich der Elbe sehr selten; östlich von ihr kommt er vereinzelt in der Lausitz vor (heute hier ausgestorben); häufiger trifft man ihn in der montanen bis subalpinen Höhenstufe in den Alpen, selten auch im Schweizer Jura an. Da er kalkmeidend ist, bevorzugt er die Zentralalpen. Der Schmalblättrige Igelkolben bildet an seinen Standorten meist kleinere Bestände, seine flutenden Blätter sind aber ein charakteristisches Element in zahlreichen kleinen Gebirgsseen im Hochgebirge. Er gedeiht in 30–120 Zentimetern Wassertiefe.[1] In Deutschland ist er an wenigen Stellen im Schwarzwald (heute nur noch im Feldsee am Feldberg) und im Allgäu verbreitet; im nordwestdeutschen Tiefland ist er fast erloschen, die Vorkommen in der Lausitz und in Bayerischen Wald sind schon ausgestorben. In der Schweiz ist er, vor allem in der subalpinen Höhenstufe der Zentralalpen, noch recht weit verbreitet. In Schottland und Skandinavien ist er recht häufig. In den Allgäuer Alpen steigt er von 1650 Metern auf der Schlappolt-Alpe unterhalb der Bergstation der Fellhorn-Seilbahn in Bayern bis zu 1900 Metern Meereshöhe in einem Tümpel an der Höferspitze nahe dem Widderstein in Vorarlberg auf.[2]
Die Art bildet Hybride mit dem Einfachen Igelkolben (Sparganium emersum). Diese sind in Bezug auf die Wasserqualität etwas anspruchsloser und können regional häufiger sein.
Taxonomie
Sparganium angustifolium Michx. hat die Synonyme[3] : Sparganium simplex Muhl., Sparganium affine Schnizl., Sparganium vaginatum Larss., Sparganium borderi Focke.
Literatur
- Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
- Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklassen Commelinidae Teil 2, Arecidae, Liliidae Teil 2): Juncaceae bis Orchidaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3359-8.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse, Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
- Robert B. Kaul: Sparganiaceae F. Rudolphi: Sparganium angustifolium, S. 276, textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9.
- R. Hildebrandt-Vogel, R. Wittig: Verbreitung, Vergesellschaftung und Ökologie von Sparganium angustifolium Michx. und Sparganium minimum Wallr. in Nordrhein-Westfalen. In Phytocoenologia, Band 15, Heft 3, 1987, S. 353–372.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 117.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 121–122.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Sparganium angustifolium. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 24. August 2016.
Weblinks
- Sparganium angustifolium Michx., Schmalblättriger Igelkolben. FloraWeb.de
- Schmalblättriger Igelkolben. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Sparganium angustifolium Michx. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung in den Niederlanden (niederl.)
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel.
- Datenblatt mit Fotos.
- Datenblatt mit Foto und Verbreitung in Frankreich bei Tela Botanica.
- Floating Bur-reed, West Highland Flora.
- Bebilderter Bestimmungsschlüssel der Gattung bei Thomas Meyer: Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Sparganium angustifolium bei Asturnatura.com