Schloss Senden
Das Schloss Senden ist eines der zahlreichen Wasserschlösser im Münsterland. Es liegt am Fluss Stever, der den Wassergraben des Schlosses speist. Außerdem befindet sich der Dortmund-Ems-Kanal in etwa 250 Meter Entfernung.
Geschichte
Das Rittergut Senden war im Mittelalter unter dem Namen Benekamp im Besitze der Familie von Senden genannt Benekamp. Die Erbtochter dieses Geschlechts, Kunigunde, heiratete Alexander (Sander) Droste zu Kakesbeck (1357–1401). Dessen Vater Albrecht war ein Bruder des Heinrich Droste zu Vischering, Stammvater der späteren Freiherren und Grafen Droste zu Vischering, die bis heute u. a. auf der Burg Vischering, dem Wasserschloss Darfeld und dem Erbdrostenhof in Münster ansässig sind. Unter dem Namen Droste zu Senden bildete sich damit ein neuer Familienzweig.
Der Sohn von Sander und Kunigunde, Ludeke Droste (1405–1466), errichtete das später vielfach ergänzte Schloss Senden als Festes Haus in Form einer Wasserburg. Dessen Sohn Sander II. Droste zu Senden (1448–1502) errichtete das Herrenhaus in seiner heutigen Form, das mit seinem Dreistaffelgiebel das wohl älteste erhaltene Baudenkmal dieser Art und Vorbild für Bauten der westfälischen Renaissance ist. Vermutlich aus dieser Zeit stammt auch die der Gräfte zugewandte südliche Fassade des Verbindungsbaus mit einer Reihe von Steinkreuzfenstern und Schießscharten. Der Bruder Sanders II., Bernd Droste zu Senden, heiratete 1481 die Erbtochter Anna von Heiden zu Beck (1462–1492) und begründete die Linie der Droste zu Beck auf Schloss Beck. Sander III. Droste zu Senden wurde 1510 vom Bürgermeister und Rat der Stadt Münster mit dem Gogericht zu Senden betraut, darüber hinaus wurde er 1519 von den Landständen zum Vollzieher der Landesvereinigung gewählt. 1587 wird von der Brandschatzung und Plünderung des Dorfes und des Hauses Senden durch die „Hispanischen“ während des spanisch-niederländischen Achtzigjährigen Krieges berichtet. Durch Erbschaften kamen 1680 Gut Patzlar und 1713 Gut Isingholt hinzu, 1729 Gut Venhaus durch Kauf.[1]
Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg von britischen Soldaten besetzt, teilweise devastiert und geplündert. 1957 verkaufte es die freiherrliche Familie Droste zu Senden, die jedoch bis heute den zugehörigen Gutsbesitz und den Senden'schen Hof in Münster hält; neuer Wohnsitz wurde das nahegelegene Forsthaus Wulfshoek. Der Erwerber des Schlosses betrieb dort zunächst ein Handelsschulinternat, danach eine Altenpension und schließlich seit den 1980er Jahren bis Ende der 1990er Jahre ein Hotel, das jedoch nach einem Brand im Dachstuhl geschlossen wurde. Danach stand das Gebäude weitgehend leer und beherbergte lediglich die Bildhauer-Kurse der Kunstschule Senden. In dieser Zeit verfiel es zunehmend, der Eigentümer war am Verkauf interessiert. Die „Initiative Schloss Senden“ versuchte ab 2007, durch verschiedene Aktivitäten eine neue Nutzung für die Schlossanlage zu finden und das Gebäude vor dem weiteren Niedergang zu bewahren. Eine von der Gemeinde Senden in Auftrag gegebenes Gutachten ergab bei einem Verkehrswert von einer halben Million Euro Sanierungskosten von sechs bis neun Millionen Euro. Die politische Gemeinde lehnte ein finanzielles Engagement jedoch wiederholt ab.[2][3][4] Nachdem der Eigentümer 2014 sogar mit einem Abriss des Baudenkmals drohte,[5] kam es zur Gründung des gemeinnützigen Vereins Schloss Senden e.V., der die Liegenschaft erwarb und Anfang 2015 zunächst die Bausubstanz durch Dach- und Glaserarbeiten sicherte.[6]
Für die laufende Gesamtinstandsetzung der Anlage gewährten die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Bezirksregierung Münster,[7] die Deutsche Stiftung Denkmalschutz[8] und die Gemeinde Senden Fördermittel. Am Rombergtrakt und am Mannenhaus werden zunächst gravierende Schäden an der Holzkonstruktion repariert und eine Baugrundverbesserung oder Tiefgründung mit gleichzeitiger Stabilisierung der Fundamente am Mannenhaus durchgeführt. Durch den Einsatz freiwilliger Helfer der Jugendbauhütte NRW-Westfalen konnten seit 2016 in mehreren Projektseminaren bereits zahlreiche wichtige Maßnahmen getroffen werden.[9] So wurden unter anderem das Schloss entrümpelt, Dokumente archiviert, Gartenarbeit im Schlosspark geleistet, Bewuchs und Farbschmierereien am Mauerwerk entfernt, Vermessungsarbeiten unterstützt, Bestandspläne von Räumen erstellt, schützende Holzverschläge gezimmert sowie Türen und Fenster aufgearbeitet.[10] Mit Blick auf die Sicherungsmaßnahmen wurde das Schloss im Juli 2018 von der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen als Denkmal des Monats in Westfalen-Lippe ausgezeichnet.[11]
2011 bis 2013 fand jährlich im Sommer innerhalb der Außengräfte des Schlosses ein Mittelaltermarkt inklusiv Heerlager statt, der sich aufgrund der trotz des Verfalls beeindruckenden Kulisse bei Mittelalterfans der Region großer Beliebtheit erfreute.[12] Sanierungsarbeiten haben 2018 angefangen, und werden mehrere Monate andauern.[13] Im Jahr 2020 waren die Dächer über dem Südturm und dem Rombergtrakt saniert, das Mannenhaus notgesichert und eine Musterachse der Fassade restauriert.[14]
Das Gebäude ist ein beliebtes Ziel auf Radtouren durch das Münsterland und Teil der „100-Schlösser-Route“, einem Fahrradweg in der Region.
Einzelnachweise
- Zur Geschichte des Hauses Senden
- Keine Mehrheit für den Schloss-Kauf, Westfälische Nachrichten, 17. Februar 2014
- 16 Millionen-Euro-Paket geschnürt, Westfälische Nachrichten, 12. September 2014
- Kein Geld für Winter-Sicherung, Westfälische Nachrichten, 12. Dezember 2014
- Denkmalgeschütztem Wasserschloss Senden droht Abriss, Westfälische Nachrichten, 19. Februar 2014
- Neue Hoffnung für Schloss Senden, Westfälische Nachrichten, 2. April 2015
- Aufbruchstimmung zahlt sich aus, Westfälische Nachrichten, 13. Dezember 2017, abgerufen am 24. Juli 2018
- Mannenhaus wird auf sichere „Füße“ gestellt, Westfälische Nachrichten, 28. Dezember 2017, abgerufen am 24. Juli 2018
- Jugendbauhütten Jahresbericht 2017. (PDF; 7,61 MB) Deutsche Stiftung Denkmalschutz, März 2018, S. 20–21, abgerufen am 24. Juli 2018.
- Engagierter Einsatz für Schloss Senden, Westfälische Nachrichten, 18. Mai 2018, abgerufen am 24. Juli 2018
- Philipp Strugalla: Denkmal des Monats: Schloss Senden. Gesamtinstandsetzung geht in die erste Runde. LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, abgerufen am 5. August 2018.
- „Ars Westfalica“ aus Warendorf bietet vor dem Schloss Senden allerbeste Unterhaltung
- https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/sanierung-schloss-senden-104.html
- Ina Heuer: Deutschland, dein Schlösser und Burgen, In: Monumente, 3/2020, S. 12.
Weblinks
- Schloss Senden e. V.
- Schloss Senden war Schauplatz vieler Fehden
- Material zu Schloss Senden in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF; 195 kB)
- Schloss- und Bürgerpark bei LWL-GeodatenKultur des Landschaftsverband Westfalen-Lippe
- Eintrag von Stefan Eismann zu Schloss Senden in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts