Schlacht von Bapheus
Die Schlacht von Bapheus (türkisch Bafeus Muharebesi,[1][2] Koyun Hisar Muharebesi,[2][3] Koyunhisar Muharebesi,[2] Yalakova Muharebesi[4]) fand am 27. Juli 1302 zwischen der osmanischen Armee unter Osman I. und einer byzantinischen Streitmacht unter Georgos Mouzalon statt. Der Ausgang der Schlacht, die mit einem osmanischen Sieg endete, läutete die vollständige Eroberung des byzantinischen Bithynien durch die Osmanen ein. Halil İnalcık zufolge erhielt der osmanische Staat seine charakteristische Prägung in dieser Schlacht.[5]
Strategischer Hintergrund
Osman I. trat um 1282 die Herrschaft über die Türken an und führte in den nächsten zwei Dekaden Plünderungszüge in die Grenzgebiete des byzantinischen Bithyniens durch. Im Jahr 1301 belagerten die Osmanen Nikäa, die frühere Hauptstadt des Byzantinischen Reiches.[6] Die türkischen Überfälle bedeuteten für die Hafenstadt Nikomedia eine Hungersnot, da die ständigen Angriffe das Einbringen der Ernte verhinderten.
Im Frühjahr 1302 führte Kaiser Michael IX. (regierte von 1294/95 bis 1320) seine Truppen auf einem Feldzug bis nach Magnesia, dem heutigen Manisa. Die Türken vermieden wegen der Größe der Armee eine Feldschlacht. Michael wollte die Türken zur Schlacht zwingen, aber seine Generäle brachten ihn davon ab. Die Türken nahmen stattdessen ihre Plünderzüge wieder auf und schlossen den Kaiser bei Magnesia ein. Seine Armee löste sich ohne Schlacht auf, da die Männer zu ihren Familien zurückkehrten, um sie vor türkischen Überfällen zu beschützen. Michael war gezwungen, sich auf dem Seeweg zurückzuziehen.[7][8][9]
Schlacht
Um der Bedrohung von Nikomedia entgegenzutreten, entsandte Michaels Mitkaiser Andronikos II. Palaiologos (regierte 1282–1328) eine byzantinische Armee (etwa 2000 Mann stark) unter dem megas hetaireiarches Georgos Mouzalon über den Bosporus, um die Stadt zu befreien.[10][11]
In der Ebene von Bapheus (altgriechisch Βαφεύς; nicht lokalisierte, vielleicht östlich von Nikomedia, aber in Sichtweite der Stadt gelegene Örtlichkeit) trafen die byzantinischen Truppen am 27. Juli 1302 auf 5000 türkische Reiter, die von Osman selbst befehligt wurden und durch türkische Verbündete aus Paphlagonien und der Region des Flusses Mäander verstärkt wurden. Die türkischen Reiter griffen die Byzantiner an und durchbrachen ihre Schlachtlinie, was Mouzalon zum Rückzug nach Nikomedia zwang.[11][12]
Folgen
Bapheus war einer der ersten Siege des entstehenden Osmanischen Reichs und von großer Bedeutung für seine spätere Expansion: Die Byzantiner verloren die Kontrolle über das ländliche Bithynien und zogen sich in ihre Festungen zurück. Diese fielen wegen ihrer isolierten Lage der Reihe nach an die Osmanen. Die byzantinische Niederlage bewirkte auch eine Auswanderungswelle der kleinasiatischen Christen in die europäischen Reichsteile, was die Demographie in Kleinasien zu Gunsten der Türken verschob. Zusammen mit dem Desaster bei Magnesia, das es den Türken erlaubte, sich an der Küste der Ägäis festzusetzen, läutete Bapheus den endgültigen Verlust Kleinasiens für das Byzantinische Reich ein.[13] Die osmanische Eroberung Bithyniens war trotzdem ein schrittweiser Prozess; die letzte byzantinische Besitzung, Nikomedia, fiel erst 1337 an die Türken.[14]
Literatur
- Mark C. Bartusis: The Late Byzantine Army. Arms and Society 1204–1453. 1997, ISBN 978-0-8122-1620-2 (englisch).
- Halil Inalcik: Osman Ghazi's Siege of Nicaea and the Battle of Bapheus. In: Elisabeth Zachariadou (Hrsg.): The Ottoman Emirate (1300–1389). Halcyon Days in Crete I: A Symposium Held in Rethymnon, 11–13 January 1991. ISBN 960-7309-58-8 (englisch).
- Alexander Kazhdan: Oxford Dictionary of Byzantium. 1991, ISBN 978-0-19-504652-6 (englisch).
- Angeliki E. Laiou: Constantinople and the Latins. The Foreign Policy of Andronicus II, 1282–1328. 1972, ISBN 0-674-16535-7 (englisch).
- Donald MacGillivray Nicol: The Last Centuries of Byzantium, 1261–1453. 1993, ISBN 978-0-521-43991-6 (englisch).
Einzelnachweise
- Halil İnalcık: Osman Gazi'nin İznik Kuşatması ve Bafeus Muhaberesi. In: Osmanli Beyliği (1300–1389). Tarih Vakfı Yurt Yayınları, 1997, ISBN 978-975-333-067-1, S. 97.
- İstanbul Büyükşehir Belediyesi. Kültür İşleri Daire Başkanlığı, „Halil İnalcık'ın Keşifleri ve İki Örnek: Bafeus/Koyunhisar ve Pelekanon“, Türk tarihçiliğinde dört sima: Halil İnalcık, Halil Sahillioğlu, Mehmet Genç, İlber Ortaylı, İstanbul Büyükşehir Belediyesi Kültür A.Ş. Yayınları, 2006, S. 40.
- Sezai Sevim, Osman Gazi ve dönemi, Kültür Sanat Turizm Vakfı Yayınları, 1996, S. 17.
- Payitaht Bursa'da kültür ve sanat: sempozyum kitabı, Osmangazi Belediyesi, 2006, ISBN 978-975-97781-9-4, S. 16.
- Prof. İnalcık: Osmanlı 1302'de kuruldu. Ünlü tarihçi Prof. Dr. Halil İnalcık, Osmanlı'nın devlet niteliğini 1302 yılında Yalova'daki Bafeus Zaferi sonrası kazandığını söyledi. In: NTVNSMBC. 27. Juli 2009, archiviert vom Original am 27. November 2014; abgerufen am 29. September 2021.
- Kazhdan (1991), S. 1539–1540
- Nicol (1993), S. 125–126
- Bartusis (1997), S. 76–77
- Laiou (1972), S. 90
- Kazhdan (1991), S. 251, 1421
- Nicol (1993), S. 126
- Laiou (1972), S. 90–91
- Laiou (1972), S. 91, 122
- Kazhdan (1991), S. 1484