Schillerplatz (Stuttgart)
Der Schillerplatz ist ein Platz im Zentrum Stuttgarts. Er wurde in seiner heutigen Form zu Ehren Friedrich Schillers angelegt. In seiner Mitte steht seit 1839 ein Schillerdenkmal. Der Platz hieß vormals „Schloßplatz“, später „Alter Schloßplatz“. 1934 wurde er in „Schillerplatz“ umbenannt.
Der Schillerplatz ist von historischen Gebäuden umgeben: Altes Schloss im Osten, Stiftskirche und Fruchtkasten im Süden, Prinzenbau (heute Sitz des Justizministeriums) im Westen, Alte Kanzlei im Norden. Unter dem Schillerplatz befindet sich eine Tiefgarage.
Auf dem Schillerplatz findet zweimal wöchentlich ein Wochenmarkt statt. Viele Veranstaltungen, die primär auf dem Stuttgarter Marktplatz stattfinden, werden auf den Schillerplatz ausgedehnt, so beispielsweise der Stuttgarter Weihnachtsmarkt oder das Stuttgarter Weindorf.
Schillerdenkmal
Inmitten des gepflasterten Platzes steht das von dem Dänen Bertel Thorvaldsen 1839 errichtete Schillerdenkmal. Es war das erste Schillerdenkmal Deutschlands. Als Vorlage diente eine Zeichnung Schillers von Johann Christian Reinhart, die 1787 angefertigt wurde und heute verschollen ist.[1] Von seiner Entstehung handelt das von Thorwaldsens Landsmann Hans Christian Andersen verfasste Märchen Die alte Kirchenglocke.
Ein weiteres Schillerdenkmal befindet sich vor dem Großen Haus des Württembergischen Staatstheaters in Stuttgart, ein Werk des Stuttgarter Bildhauers Adolf von Donndorf von 1913, siehe Schillerdenkmal (Stuttgart 1913).
Geschichte
Funde um den Schillerplatz zeigen diesen als historischen Kern der Stuttgarter Altstadt. Unter dem östlich angrenzenden Alten Schloss fanden sich Siedlungsspuren aus dem 8. Jahrhundert, unter der Stiftskirche merowingerzeitliche Bestattungen des 7./8. Jahrhunderts. Die deswegen auch unter dem Schillerplatz anzunehmenden archäologischen Befunde wurden indes im Jahre 1973 beim Bau der Tiefgarage unter dem Schillerplatz zum großen Teil undokumentiert zerstört.[2]
Das erste feste Haus Stuttgarts, das Stuthaus, lag neben der Stiftskirche. Es liegt daher nahe zu vermuten, dass das Gelände des heutigen Schillerplatzes um das Jahr 1000 Teil des Gestütsgeländes Stutengarten war. Seit dem 12. Jahrhundert war das Gebiet wahrscheinlich Siedlungsfläche, ab dem 13. Jahrhundert wurden Steinhäuser wie der Fruchtkasten errichtet. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde der Dürnitzbau des Alten Schlosses errichtet. 1542 konnte der Bau der Kanzlei abgeschlossen werden. Wenige Jahre später wurde der Arkadenflügel des Alten Schlosses erbaut und der Bereich bis zur Kanzlei als Schlossgraben gestaltet.
1594 beauftragte Herzog Friedrich I. den Baumeister Heinrich Schickhardt im Bereich des heutigen Schillerplatzes einen repräsentativen Renaissanceplatz zu schaffen. Hierzu wurden bis kurz vor 1600 die bestehenden Häuser aufgekauft und abgerissen. Der entstandene Platz wurde gepflastert und als Schloss- und Kanzleiplatz bezeichnet. Seit dieser Zeit hat der Platz seine heutigen Abmessungen.
1605 begannen die Bauarbeiten am Gesandtenhaus, dem heutigen Prinzenbau. Dieses Gebäude wurde 1677 fertiggestellt. 1715 wurde der Prinzenbau hinter der Alten Kanzlei bis zur Planie erweitert. Hierbei entstand der Kanzleibogen. An der Südseite des Platzes, zwischen Schloss und Stiftskirche, eröffnete 1712 das erste Stuttgarter Kaffeehaus, aus dem 1798 der Gasthof „König von England“ entstand. Zwischen 1775 und 1777 wurde der Schlossgraben zugeschüttet. Damit erhielt der Platz endgültig seine heutige Form.
Ursprünglich hieß der heutige Schillerplatz „Schloßplatz“. Im 18. Jahrhundert kam der Name „Alter Schloßplatz“ auf, als mit dem Bau des Neuen Schlosses (1746–1806) der Stuttgarter Schloßplatz geschaffen wurde. 1934 wurde der Alte Schlossplatz offiziell in „Schillerplatz“ umbenannt. Der Name „Schillerplatz“ war zu dieser Zeit aber schon länger gebräuchlich gewesen.[3]
1944/45 brannten sämtliche Gebäude um den Schillerplatz ab. Sie wurden wiederaufgebaut und in ihrer äußeren Form erhalten, mit Ausnahme des ehemaligen Gasthofs „König von England“. Auf dessen Grundriss wurde 1954–1956 das heutige Gebäude „König von England“ errichtet, ein Neubau mit nüchterner Fassade, der Geschäfte und Büros beherbergt.[4] 1972/1973 wurde unter dem Schillerplatz eine Tiefgarage errichtet.
Merkursäule
Am nördlichen Zugang zum Schillerplatz befindet sich am Gebäude der Alten Kanzlei ein runder schlanker hoher Turm von 1598, die Merkursäule. Seit 1862 wird dieser ehemalige Wasserturm von einem „Jüngling aus Gold“ bekrönt, der einen Mercurius darstellt. Das Modell der Figur stammt von Ludwig von Hofer, gegossen wurde sie von Wilhelm Pelargus.
Literatur
- Auf dem Alten Schloßplatz. Das Schillerdenkmal. In: Eugen Dolmetsch: Aus Stuttgarts vergangenen Tagen (Zweiter Band von „Bilder aus Alt-Stuttgart“). Selbsterlebtes und Nacherzähltes. Stuttgart 1931, Seite 84–91.
- Das Schillerdenkmal in Stuttgart. In: Bernhard Gerlach: Die literarische Bedeutung des Hartmann-Reinbeckschen Hauses in Stuttgart, 1779 – 1849. Münster 1910, Seite 69–73.
- André Lambert; Eduard Stahl: Alt-Stuttgarts Baukunst. Stuttgart [1906], Tafel 41 (Kanzleibogenbrunnen).
- Harald Schukraft: Stuttgarter Straßen-Geschichte(n). Silberburg-Verlag, ISBN 3-925344-05-5, Seite 8–14.
Weblinks
Einzelnachweise
- Markus Bertsch u. a.: Johann Christian Reinhart. Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom. Katalogbuch zur Ausstellung in Hamburg, Hamburger Kunsthalle, 2012/2013 und in München, Neue Pinakothek, 2013. Hrsg.: Herbert W. Rott, Andreas Stolzenburg. Hirmer, München 2012, ISBN 978-3-7774-8021-3, S. 39.
- Hartmut Schäfer: Die Anfänge Stuttgarts. Vom Stutengarten bis zur württembergischen Residenz. Stuttgart 2012, S. 40–45.
- Hartmut Schäfer: Die Anfänge Stuttgarts. Vom Stutengarten bis zur württembergischen Residenz, Stuttgart 2012, S. 122
- König von England stuttgart.im-bild.org, Stand 2017.