Schihan-Stele

Die Schihan-Stele i​st eine Stele a​us Basalt, d​ie 1851 v​on Félicien d​e Saulcy östlich d​es Toten Meeres entdeckt w​urde und s​ich seit 1866 i​m Louvre befindet.[1][2]

Schihan-Stele

Entdeckungsort und -geschichte

Auf Saulcys Reise um das Tote Meer zeigten Beduinen ihm im Januar 1851 die Schihan-Stele. Sie befand sich auf dem Rujm el-Abd am Nordwestrand des Khirbet Faqua (arabisch خربة فقوع, DMG Ḫirbat Faqwaʿ) 4 km südwestlich des Schihan-Berges (arabisch جبل شيحان, DMG Ǧabal Šīḥān).[3][2] Es gelang Saulcy nicht, die Stele zu kaufen oder wenigstens einen Abdruck von ihr herzustellen.

Saulcys Reisegefährte, der Maler Léon Belly, fertigte eine Skizze von der Stele an. Nach dieser Skizze wurden die Illustrationen für Saulcys Reisebericht gemacht. Diese Skizze im Reisebericht wurde von den Archäologen für ihre Interpretationen herangezogen. Daraus ergaben sich beträchtliche Differenzen zum Original von dem erst später Fotografien entstanden.

1864 begab sich Honoré Théodoric d’Albert de Luynes, 8. Herzog von Luynes, den Angaben von Saulcy folgend nach Faqua, wo er die Stele noch an dem von Saulcy beschriebenen Ort vorfand. Er beschreibt diesen Ort als kegelförmigen Hügel von 3 m Höhe und 13 m Durchmesser. Es gelang ihm, die Stele für 15 Goldstücke zu kaufen und sie nach Frankreich mitzunehmen. Dort spendete er sie 1866 dem Louvre.[2]

Beschreibung

Die Stele zeigt ein Flachrelief auf einem 103 cm hohen und 58 cm breiten Steinblock aus schwärzlich-grünem Basalt.[4][2] Dieser Steinblock war ursprünglich größer, wurde aber rund um die dargestellte Figur abgeschlagen, um sein Gewicht für den Transport zu verringern. Die Stele zeigt einen muskulösen Mann, bekleidet mit einem Lendenschurz, in der Hand einen Speer. Der Körper des Mannes ist frontal dargestellt, der Kopf jedoch im Profil. Vom Betrachter aus links neben der Figur ist unten ein Tier abgebildet. Ebenfalls links hängt ein Band herab, das unten nach links aufgerollt ist. Links neben dem Kopf der Figur und auf ihrer Schulter befindet sich eine etwa kopfgroße ovale Form. Die Interpretation dieser Form, des Bandes und des Tieres sind Gegenstand von Diskussionen.[1][2][4]

Archäologische Interpretationen

Die Schihan-Stele wird von den Archäologen auf die Zeit zwischen 1200 v. Chr. (Späte Bronzezeit) und 800 v. Chr. (Eisenzeit) datiert. Sie wird als moabitisches Werk betrachtet, als Darstellung eines Königs oder eines Kriegsgottes. Bei dem Kriegsgott handelt es sich vielleicht um Kemosch, den Hauptgott der Moabiter. Diesem war auch die Mescha-Stele geweiht. Bei der Interpretation als Gott wird der Speer teilweise auch als Blitz angesehen, als Attribut eines Wettergottes.[1][2][4]

Das Tier l​inks unten n​eben der Figur w​ird als Adler o​der als Löwe gedeutet u​nd teilweise a​ls Armlehne e​ines Thrones, v​or dem d​ie Figur steht, interpretiert.

Die o​vale Form l​inks neben d​em Kopf d​er Figur w​ird interpretiert als:

  • Helm
  • Haarfrisur

Eine weitere Interpretation n​immt an, d​ass auf d​em Kopf d​er Figur e​in Affe abgebildet war, dessen Hand m​an noch i​n der Frisur sieht.[2]

Das Band l​inks neben d​er Figur w​ird interpretiert als:

Die Datierung der Stele ist nicht geklärt. Der ägyptische Lendenschurz und die Darstellung – Körper frontal, Kopf im Profil – weisen auf ägyptische Einflüsse hin. Sie würden die Datierung auf 800 v. Chr. nahelegen. Die Lanze und der lange gelockte Anhang der Frisur als Attribute der syro-kanaanäischen Götter deuten auf das 2. Jahrtausend vor Christus.[1]

Literatur

  • Félicien de Saulcy: Voyage autour de la Mer Morte et dans les terres bibliques, exécuté de 1850 à 1851, 2 Bände, 1853 Bd. 1 & Bd. 2 bei Google Books
  • Dussaud René: Les Monuments palestiniens et judaïques au musée du Louvre, Leroux, 1912, n 1.
  • Tufnell Olga: The Shihan Warrior, in Iraq, 15, British School of Archaeology in Iraq, 1953, S. 61–166.
  • Félicien de Saulcy (1807–1880) et la Terre sainte, Éditions de la Réunion des musées nationaux (Notes et documents des Musées de France, 5), 1982, n 242.
  • Warmenbol Eugène: La stèle de Rugm El-'Abd (Louvre AO 5055). Une image de divinité moabite du IXe* VIIIe siècle av. J.-C., in Levant, 15, British School of Archaeology in Jerusalem, 1983, S. 63–75.
  • La voie royale: 9000 ans d'art au royaume de Jordanie, exposition du musée du Luxembourg, 26 nov. 1986 * 25 janv. 1987, Association française d'action artistique, 1986, n 110.
  • Regine Hunziker-Rodewald, Robert Deutsch: The Shihan Stele Reconsidered in J. Elayi and J. M. Durand (Hrsg.): Bible et Proche-Orient. Mélanges André Lemaire II (Transeuphratène 45). Paris, 2014, S. 51–67 online
  • Voyage d'exploration à la mer Morte à Petra et sur la rive gauche du Jourdain. Œuvre posthume, publiée par ses petits-fils sous la direction de M. le Cte. de Vogüé. 4 Bände. Bertrand, Paris 1871–1875, (Digitalisate: Band 1: Relation du voyage. Band 2. Band 3: Géologie. Atlas.).
Commons: Schihan-Stele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stèle au dieu guerrier bei louvre.fr. Abgerufen am 4. August 2020.
  2. Régine Hunziker-Rodewald, Robert Deutsch: The Shihan Stele Reconsidered in J. Elayi and J. M. Durand (eds.): Bible et Proche-Orient. Mélanges André Lemaire II (Transeuphratène 45). Paris, 2014, S. 51–67 online Abgerufen am 4. August 2020.
  3. Félicien de Saulcy: Voyage autour de la Mer Morte et dans les terres bibliques, exécuté de 1850 à 1851, Band 1, 1853, S. 323–325 Bd. 1, S. 323 bei Google Books. Abgerufen am 4. August 2020.
  4. O. Tufnell: The Shihan Warrior, 1953, Iraq, 15(2), 161–166. doi:10.2307/4199574 The Shihan Warrior bei cambridge.org. Abgerufen am 4. August 2020.
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