Schaflaub
Schaflaub, auch als Schafwellen, Futterlaub oder Laubheu bezeichnet,[1][2] ist ein alter Begriff aus der Forst- und Landwirtschaft und bezeichnet gebündelte und getrocknete Laubbaumäste, deren Laub der Tierfütterung diente.
Herstellung
Zur Herstellung von Schaflaub wurden am Ende des Sommers dünne Äste (sogenannte Reiser) von Laubbäumen abgeschlagen. Verwendete Baumarten waren dabei zum Beispiel Eichen, Hainbuchen oder Ulmen. Die frischen Zweige wurden gebündelt und umgehend in die Sonne zur Trocknung aufgehängt. Die trockenen Bündel wurden danach bis zum Gebrauch im Winter an einem trockenen Ort eingelagert.[3][4]
Anwendung
Die getrockneten Reiserbündel wurden im Winter zur Fütterung von Rehen, Dam- und Rotwild in freier Wildbahn, aber auch in Parkanlagen verwendet. Dabei galt das Laub als optimale Äsung für das Wild, da es zum einen für die Tiere als sehr nahrhaft und „der Gesundheit auf keine Weise nachtheilig“ beschrieben wurde, zum anderen, weil sich der Aufwand für diese Art von Wildfutter auf das Schlagen, Bündeln und Lagern der Äste beschränkte.[3]
Die Bezeichnung Schaflaub bezieht sich auf die Verwendung als Winterfutter für Hausschafe. Schaflaub wurde oft von ärmeren Bauern verwendet, die sich kein anderes Futter leisten konnten.[5] Im Gegensatz zur Wildfütterung galt Schaflaub für Hausschafe als „höchst schlechtes und gehaltloses Nahrungsmittel“, welches sich sogar negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirken kann.[6] In anderen Darstellungen hingegen werden seine Nährwerte mit "Wiesenheu mittlerer, bis guter Qualität" und somit als wertvolle Futterquelle beschrieben.[2][7]
Nachdem das Wild bzw. die Schafe das Laub von den Ästen abgefressen hatten, wurde das übriggebliebene Holz als Brennreisig verwendet und entweder weiterverkauft oder für den Eigenbedarf genutzt.[3]
Sonstiges
Die alternative Benennung Schafwellen stammt von der alten Bezeichnung Welle für ein Bündel Brennreisig ab.[8] Außerdem war die Einheit Welle ein holzwirtschaftliches Volumenmaß.
In vielen Regionen wurden durch Landwirte eigens Bäume auf Wiesenflächen angepflanzt, um Schaflaub für den Winter zu gewinnen. Besonders im Alpenraum ist diese heute noch verbreitet und als sogenannte Schneitelwirtschaft bekannt.
Literatur
- Stephan Behlen (Hrsg.): Real- und Verbal-Lexicon der Forst- und Jagdkunde mit ihren Hülfswissenschaften. 5. Band. Verlag Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1843 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie. Verlag J. Pauli, Berlin 1794, S. 614 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Michael Machatschek: Laubgeschichten – Gebrauchswissen einer alten Baumwirtschaft, Futterlaub- und Speiselaubkultur. Böhlau Verlag, Wien 2002.
- Behlen, S. 463.
- Waldlehrpfad und Naturschutzgebiet Weißehöll. Abgerufen am 17. September 2014.
- Ursula Kircher: Von hessischer Schafhaltung und dem Wollhandel bis ins 18. Jahrhundert. (PDF; 221 KB)
- J. L. A. Keller: Anleitung zur Verbesserung des Wiesen- und Futterbaues. Verlag der Hermannschen Buchhandlung, Frankfurt am Main 1821, S. 2 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Brockmann-Jerosch: Futterlaubbäume und Speiselaubbäume. Band 46 (1936). Berichte der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft, Zürich 1936.
- Karl Wilhelm Ludwig Heyse, Johann Christian Heyse: Handwörterbuch der deutschen Sprache, Band 2, Teil 2. W. Heinrichshofen, 1849, S. 1873 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).