Schöntal (Aschaffenburg)
Geschichte
Das Schöntal wurde ursprünglich zwischen 1440 und 1450 vom Mainzer Kurfürsten Dietrich Schenk von Erbach vor der Stadtbefestigung als Tiergarten zur Versorgung der Schlossküche mit Wildbret angelegt und mit einer Mauer umgeben. Je ein Turm stand in Höhe des heutigen Kreisels an der Grünewaldstraße und an der Einmündung der Kittelstraße, dem sogenannten Schwarzen Tor. Im Süden wurde der Tierpark entlang der heutigen Würzburger Straße zusätzlich vom Leergraben begrenzt, der vom Kühruhgraben her gespeist wurde.
Um 1530 wurde dem Tiergarten durch den Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Albrecht von Brandenburg entlang der heutigen Platanenallee ein Hofküchengarten angefügt. Dafür wurde die alte Tiergartenmauer abgerissen und um den Hofgarten eine neue Mauer mit Rundtürmen an beiden Ecken errichtet.
Um 1780 wurde der Tiergarten unter Friedrich Karl Joseph von Erthal von dem Gartenkünstler Friedrich Ludwig Sckell (1750–1823) in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Dabei wurde die Ruine der Kirche zum Heiligen Grabe der ehemaligen Beginenniederlassung als Staffage in die Gestaltung einbezogen und um sie herum ein Teich angelegt, der vom Röderbach gespeist wird. Nach der Verlegung des Jagdzeughauses in die Fasanerie wurde an gleicher Stelle im ausgehenden 18. Jahrhundert nach Plänen von Emanuel Joseph d’Herigoyen ein Orangeriegebäude errichtet.
Der nördliche Teil der Anlage wurde noch bis in die 1950er Jahre vom Bayerischen Staat als Hof- und Gemüsegarten genutzt. Danach ging er in das Eigentum der Stadt Aschaffenburg über, die diese Fläche ebenfalls im englischen Stil gestaltete, die umgebende Mauer entfernte und den breiten Fußweg zur City-Galerie anlegte.
Einrichtungen
Attraktion im Frühjahr zur Blütezeit ist der Magnolienhain. Bei schönem Sommerwetter beginnt an Sonntagvormittagen, 10 Uhr, nahe der Ruine das Schöntalkonzert. Am östlichen Rand befindet sich die vorgenannte ehemalige Orangerie, ein Walmdachbau mit korbbogigen Fenstertüren und rechtwinklig anschließendem Wirtschaftstrakt. Das eingeschossige Gebäude beherbergt nach Nutzungen u. a. als Kino heute zwei Gaststätten mit Biergärten sowie das Kabarett im Hofgarten. Ferner existieren im Schöntal ein 1200 m2 großer Kinderspielplatz mit Wassermatschanlage und Klettermöglichkeiten,[1] diverse Plastiken (Herkules, Diana), und es sind Teile der alten Stadtmauer mit dem Schenkenturm zu sehen.
Schenkenturm
Der Schenkenturm, auch als Hexenturm oder Wartturm überliefert, entstand im 15. Jahrhundert zeitgleich mit der Stadtmauer. Dietrich Schenk von Erbach, dessen Familienwappen in der Mauer zu finden ist, ließ sie im Zuge der Stadterweiterung errichten. Historisch gesehen ist der Turm wohl namenlos gewesen, da es in Aschaffenburg mehr als 15 Stadttürme gab, von denen die meisten keinen Namen trugen. Die Stadtverwaltung hat in der Beschlussvorlage für den Planungs- und Verkehrssenat den Namen „Schenkenturm“ gewählt, angelehnt an den Bauherrn und dessen Wappen. Im Volksmund war der Turm noch unter den Namen „Gespensterturm“ oder „Brauereiturm“ bekannt. Der Schenkenturm hat eine quadratische Grundfläche und ist drei Geschosse hoch. Die mit größeren Fenstern versehenen Obergeschosse dienten als Wohnung für den Türmer.
Kirchenruine
Die Kirchenruine zum Heiligen Grabe, auch als Schöntalruine bekannt, ist die Ruine der 1543 bis 1545 erbauten und 1552 niedergebrannten Kirche eines Beginenhofes. Dieser wurde vom Erzbischof Albrecht von Brandenburg in dessen letzten Lebensjahren im „Tiergarten zu Aschaffenburg“ errichtet. Zur Vorsteherin des Beginenkonvents machte er 1540 seine Lebensgefährtin Agnes Pless. Bereits im Schmalkaldischen Krieg 1546 und wenige Jahre später im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 sowie durch Schanzarbeiten 1641 und zuletzt im II. Weltkrieg wurde das Gebäude weitestgehend zerstört. Mit der Auflösung des Beginenkonvents wurde die Aschaffenburger Grabeskirche bald dem Verfall preisgegeben und später nur noch als Haus für Seuchenkranke genutzt. Obwohl das Kirchengebäude nur kurze Zeit stand, hat sich die Anwesenheit der Beginen in der Aschaffenburger Lokalgeschichte hauptsächlich im Tiergarten überliefert.[2] Die Ruine wurde später in die Parkgestaltung mit einbezogen.
Frühere Ausmaße
Auf Karten des 19. Jahrhunderts ist zu erkennen, dass auch Teile der früheren Stadtgräben zum Schöntal gehörten. Sie zogen vom Mainufer durch das Tälchen im Schlossgarten und als sogenanntes offenes Schöntal entlang der ehemaligen Stadtmauer bis zum sogenannten geschlossenen Schöntal, dem heutigen Landschaftsgarten. In den Jahren nach 1870 wurde das offene Schöntal beim Bau der Friedrich- und der Weißenburger Straße verfüllt und zu ebener Erde neu angelegt.[3][4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Kinderspielplätze in der Innenstadt > Geschlossenes Schöntal auf der Webseite der Stadt Aschaffenburg
- Die Aschaffenburger Heiliggrabkirche der Beginen (PDF)
- Offenes Schöntal
- Offenes Schöntal in der Uraufnahme (1808-1864)