Sauternes (Weinbaugebiet)
Sauternes ist ein französisches Weinbaugebiet und bekannt für seinen edelsüßen Weißwein. Es gehört zum Anbaugebiet Bordeaux.
Der Ort Sauternes
Bei der namensgebenden Gemeinde Sauternes befinden sich 1669 Hektar und bei Barsac 605 Hektar Rebfläche. Durch Sauternes fließt der kleine Fluss Ciron, dessen kaltes Quellwasser sich in das wärmere Wasser der Garonne ergießt und im Herbst Nebel bildet, der gute Voraussetzungen für den Edelfäule-Pilz Botrytis cinerea zur Erhöhung des Zuckergehalts der Weintrauben bietet. Im Gegensatz zu den Vin Doux Naturel wie Banyuls oder Rivesaltes ist in der AOC Sauternes die Erzeugung von nicht mit Alkohol angereicherten Süßweinen die Regel. Das beste und auch berühmteste Weingut ist das Château d’Yquem.
Die Appellation ist fünf Gemeinden vorbehalten (Sauternes, Barsac, Preignac, Bommes und Fargues). Die Vorschriften setzen einen Mindestalkoholgehalt von 13 Prozent fest. Außerdem ist in jedem Jahr eine Geschmacksprüfung zur Bestätigung der geforderten Süße vorgegeben.
Sauternes-Weine werden aus den Rebsorten Sémillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle erzeugt. Hauptsorte mit rund 70 bis 80 Prozent Anteil ist die Sémillontraube, da sie besonders anfällig für die Edelfäule ist. Der Sauvignon Blanc mit 20 bis 30 Prozent verleiht den Weinen die notwendige Säure, damit der volle, breite Geschmack des Sémillon entsprechend ergänzt wird. Muscadelle wird sporadisch wegen seines Aromas eingesetzt.
Der Aufwand und das Risiko für diesen Sauternes-Wein ist hoch, die Erträge extrem niedrig. Der Ertrag ist auf maximal 25 hl/ha begrenzt, Yquem kommt auf einen Durchschnittsertrag von 9 hl/ha. Die Ernte gestaltet sich ebenfalls sehr aufwendig und muss in mehreren Durchgängen von Ende September bis Mitte November durchgeführt werden. In manchen Jahren (so beispielsweise geschehen 1978 und 1985) stellt sich gar keine Edelfäule ein.
1985 wurde ein kellertechnisches Verfahren, die Kryoextraktion eingeführt. Dabei werden die Trauben 20 Stunden vor dem Pressen in einer Kammer eingefroren und im gefrorenen Zustand gepresst. Dabei werden große Anteile von Wasser und unreifen Aromen zurückgehalten, der Most wird somit konzentrierter. In seiner natürlichen Form werden Eisweine durch frühe Nachtfröste und sofortiges Pressen konzentriert. Die Kryoextraktion ist ein teures Verfahren und lohnt sich nur zur Rettung sehr feuchter Jahrgänge.
Der Jefferson-Wein
Wann die Produktion der Süßweine begann, ist unklar. Eine Zeit lang wurde unwidersprochen behauptet, dass Thomas Jefferson bereits Ende des 18. Jahrhunderts Weine von Château d’Yquem gekauft habe. 1787 habe er 250 Flaschen des hervorragenden Jahrgangs 1784 bestellt. Weinsammler Hardy Rodenstock hatte 1985 die Geschichte verbreitet, ihm sei in Paris eine nie genau benannte Anzahl von Flaschen dieses Jahrgangs angeboten worden, die wegen des eingravierten Th.J. Jeffersons Besitz zuzurechnen seien, der 1785 bis 1789 Botschafter in Paris gewesen war. Die Verkostung einer dieser Flaschen und die einer Flasche aus dem Jahr 1747 habe ergeben, dass es sich bereits um einen Süßwein handelte.
Schon im selben Jahr hatte unter anderem die Thomas Jefferson Memorial Foundation Zweifel an dieser Geschichte angemeldet, blieb jedoch ungehört, war doch die Geschichte für Weinfreunde und -Produzenten zu schön. 1991 wies ein Labor im Auftrag des Weinsammlers Hans-Peter Frericks nach, dass der Wein in einer dieser Jefferson-Flaschen aus der Zeit nach den ersten Atomtests – also nach dem 16. Juli 1945 – stammen musste. Der daraufhin von Frericks eingeleitete Rechtsstreit gegen Rodenstock endete aber in einem Vergleich, über dessen Details Vertraulichkeit vereinbart wurde.
Ein anderer Weinsammler, William Koch, der Inhaber der Osbow Group, gab ebenfalls Gutachten in Auftrag, um seine 1988 für eine halbe Million Dollar erstandenen vier Flaschen untersuchen zu lassen. Der schwerwiegendste Befund betrifft die Gravuren, die den Gutachtern zufolge von einem modernen elektrischen Bohrer, wie er in Zahnarztpraxen Verwendung findet, stammen. Koch zog am 31. August 2006 vor Gericht, dazu streiten sich die Parteien gerne und oft in einschlägigen Wein- und Gourmetmagazinen, in denen Rodenstock hauptsächlich dagegen hält, Koch habe diesen Wein gar nicht bei ihm gekauft.[1]
Klassifikation von 1855
1855 erfolgte unter anderem die Klassifikation der edelsüßen Weißweine aus den Gemeinden Sauternes und Barsac.
Premier Cru Supérieur
Diese Klasse ist alleine dem Château d’Yquem (Sauternes) vorbehalten.
Premier Cru Classé
- Château La Tour Blanche (Bommes, Sauternes)
- Château Lafaurie-Peyraguey (Bommes, Sauternes)
- Clos Haut-Peyraguey (Bommes, Sauternes)
- Château Rayne Vigneau (Bommes, Sauternes)
- Château Suduiraut (Preignac, Sauternes)
- Château Coutet (Barsac)
- Château Climens (Barsac)
- Château Guiraud (Sauternes)
- Château Rieussec (Fargues, Sauternes)
- Château Rabaud-Promis (Bommes, Sauternes)
- Château Sigalas-Rabaud (Bommes, Sauternes)
Deuxième Cru Classé
- Château de Myrat (Barsac)
- Château Doisy Daëne (Barsac)
- Château Doisy-Dubroca (Barsac)
- Château Doisy-Védrines (Barsac)
- Château d’Arche (Sauternes)
- Château Filhot (Sauternes)
- Château Broustet (Barsac)
- Château Nairac (Barsac)
- Château Caillou (Barsac)
- Château Suau (Barsac)
- Château de Malle (Preignac, Sauternes)
- Château Romer du Hayot (Fargues, Sauternes)
- Château Romer (Fargues, Sauternes)
- Château Lamothe (Sauternes)
- Château Lamothe-Guignard (Sauternes)
Neben diesen Weingütern ist auch Château Raymond-Lafon zu erwähnen. Dieses Gut arbeitet auf dem Niveau eines Premier Cru Classé, wurde jedoch erst kurz vor der Klassifikation von 1855 gegründet.
Siehe hierzu den Artikel Bordeaux-Klassifizierung.
Allgemeines
Nach dem Ort wurde das Dampfschiff SS Sauternes benannt, das 1942 sank.
Anmerkungen
- siehe zum Beispiel: Wein Gourmet 04/2006, S. 8 und Vinum 12/2006