Sarah Nemtsov
Sarah Nemtsov (geb. Reuter; * 28. Mai 1980 in Oldenburg) ist eine deutsche Komponistin.
Künstlerischer Werdegang
1987 erhielt sie ihren ersten Musikunterricht, erste Kompositionen entstanden. Von 1998 bis 2000 war sie Jungstudentin für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hannover bei Nigel Osborne. Seit 2000 studierte sie die Fächer Oboe und Komposition an derselben Institution und später an der Universität der Künste Berlin. Ihre wichtigsten Kompositionslehrer waren Johannes Schöllhorn und Walter Zimmermann, bei dem sie ihr Meisterschülerexamen mit Auszeichnung abschloss.
Ihre Werke werden bei internationalen Festivals aufgeführt, wie den Donaueschinger Musiktagen, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt, der Münchener Biennale, den ISCM World New Music Days, dem Straßburger Festival Musica, Ultraschall Berlin, MaerzMusik, den Bregenzer Festspielen, dem SPOR Festival Dänemark, FRUM Island, der Klangwerkstatt Berlin, Wien modern, Klangspuren Schwaz, Israel Festival oder Musik 21 Niedersachsen. In der Spielzeit 2014/2015 war Sarah Nemtsov Komponistin für Erfurts Neue Noten und mit Werken in drei Sinfoniekonzerten des Philharmonischen Orchesters Erfurt vertreten. 2014 war sie Gastdozentin für Komposition (Schwerpunkt Musiktheater) an der Musikhochschule Köln.
2012 erhielt sie den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Nachwuchsförderung und 2013 den Busoni-Kompositionspreis der Akademie der Künste Berlin. Sie erhielt verschiedene Stipendien (u. a. einen Aufenthalt auf der Villa Serpentara, Olevano, Italien 2011) und war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes von 2003 bis 2007.
Werke
Ihr Werkverzeichnis umfasst über 100 Kompositionen in verschiedenen Gattungen.
Mehrere ihrer Werke sind im Verlag Ricordi verlegt, außerdem sind einige Werke bei edition nova vita, Moeck Verlag sowie bei Peermusic Classical Hamburg erschienen. Ihre Kammeroper Herzland nach Paul Celans Briefwechsel wurde 2006 in Hannover uraufgeführt und u. a. auch in der Reihe „unerhörte Musik“ (Berlin) präsentiert. 2011 fand eine Neuproduktion von Herzland an der Bayerischen Staatsoper statt. Das Vokalwerk Hoqueti wurde am 16. Oktober 2011 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt. Ihr Zyklus Zimmer (2013–2014) wurde 2014 durch das Ensemble Adapter bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik präsentiert. 2015 steuerte sie eine Kurzoper (ALT/DEFEKT) für das Salzburger Taschenopernfestival bei und entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Solistenensemble Kaleidoskop den Abend 4 Rooms mit Alter und Neuer Musik.
Ihre abendfüllende Oper L’ABSENCE (2006–2008) nach dem Buch der Fragen von Edmond Jabès wurde im Mai 2012 bei der 13. Münchener Biennale uraufgeführt. Die Oper ist im Verlag Peermusic Classical erschienen. 2017 wurde ihre neue Oper Sacrifice an der Oper Halle uraufgeführt.
Kompositionen (Auswahl)
Bühnenwerke
- Sacrifice (2016) Oper in 4 Akten für 5 Sänger, 3 Schauspieler, Instrumentalensemble, Orchester, Elektronik, Video und einen stummen Chor - Libretto: Dirk Laucke
- Alt / Defekt (2015) Kammeroper für Countertenor, Schauspieler und 4 Instrumente - zu Texten von James Joyce
- L'Absence (2006–2008) Oper in 5 Akten für 12 Sänger, Sprecher, Tänzerin und Orchester - nach dem Buch der Fragen von Edmond Jabès
- Herzland (2005) für 2 Stimmen und 4 Instrumente - (Neufassung 2009 für 2 Stimmen und Kammerorchester) - zu Auszügen aus dem Briefwechsel Paul Celan und Gisèle Celan-Lestrange
Orchesterwerke
- dropped.drowned (2017) für großes Orchester
- scattered ways (2015) für Orchester
- SHESH (2014) für Streichorchester
- Treppen im Meer (2006–2008/2012) für Orchester
- Helix (2004) für Orchester
Ensemble
- white wide eyes (2014) für 23 Instrumente mit Elektronik und Projektion
- Zimmer I-III (2013) Schichtung für 8 Musiker
- A LONG WAY AWAY. Passagen (2010–2011) Inszenierter Zyklus für 10 Instrumente
Vokalwerke
- OR.Towards (2016) für 6 Stimmen, 6 Instrumentalisten, Objekte und Licht
- Siebenfacher Trost (2013) Liederzyklus zu John Dowlands A Pilgrim's Solace mit neuen Übersetzungen und Variationen von Mirko Bonné - für 2 Stimmen und 6 Instrumente
- Hoqueti (2011) für 6 Solo-Stimmen mit Zusatzinstrumenten zu Traum-Texten von W. Benjamin, Th. W. Adorno und B. Brecht
- Moon at Noon (2009) für Sopran und Ensemble zu Gedichten von Emily Dickinson
Kammermusik
- SKOP (2016) für (verstärktes) Akkordeon solo
- Journal (2015) für 5 Instrumente mit Elektronik
- white eyes erased (2014/2015) für Keyboard und drumset
- running.out of tune (2013) für 2 Cembali mit Elektronik
- WOLVES (2012) für Oboe und präpariertes Klavier
- Briefe.Puppen (2012/2014) für E-Gitarre und Schlagzeug
- Sechs Zeichen (2010) für Cello und präpariertes Klavier
- Erinnerungen - Splitter (2009) Streichtrio
- Im Andenken (2007) Streichquartett
- Zwanzig Skizzen (2005) für Klavier solo
- deconstructions (2003) 2 Sätze für Violine und Klavier
Auszeichnungen
2016: Gewinnerin des RicordiLAB Kompositionswettbewerbs
2014–2015: Komponistin für Erfurts Neue Noten (Philharmonisches Orchester Erfurt, GMD Joana Mallwitz)
2014: Kompositionsstipendium des Berliner Senats
2013: Busoni-Kompositionpreis
2012: Deutscher Musikautorenpreis (GEMA) in der - Kategorie „Nachwuchsförderung“
2011: Stipendiatin der „Villa Serpentara“ (Italien), Kompositionsstipendium des Berliner Senats, ZONTA-Musikpreis
2009: Stipendium „Wilfried-Steinbrenner-Stiftung“
2007: „Hanns-Eisler-Preis“ für Komposition und Interpretation, Stipendium „Aribert-Reimann-Stiftung“
2003–2007: Stipendiatin für Komposition bei der Studienstiftung des deutschen Volkes
1995–1999: Preisträgerin des Wettbewerbs „Jugend komponiert“ (fünffach in Folge)
Privates
Sarah Nemtsov ist mit dem Pianisten und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov verheiratet. Ihre Mutter ist die Malerin Elisabeth Naomi Reuter. Sarah Nemtsov war Mitglied im Komponistenverein Klangnetz e. V. Mit ihrem Mann Jascha Nemtsov eröffnete sie im Mai 2015 den Raum für Kunst und Diskurs in Berlin-Charlottenburg – eine Galerie und ein Veranstaltungsort. Außerdem initiierte sie das Projekt Orte – Mekomot – eine Konzerttour (2015–2016) mit zeitgenössischen Kompositionen und traditionellen jüdischen Gesängen durch ehemalige Synagogen in Deutschland und Polen. Das Projekt wurde u. a. durch die Kulturstiftung des Bundes sowie die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft gefördert.
Weblinks
- Website von Sarah Nemtsov
- Sarah Nemtsov im Gespräch mit Ijoma Mangold vom ZEITmagazin
- Porträt von Sarah Nemtsov in der nmz - neue musikzeitung
- Porträt von Sarah Nemtsov im Deutschlandfunk
- Gespräch mit Sarah Nemtsov, Isabel Mundry, Moritz Eggert und Johannes Maria Staud zum Thema „Wie klingt die Gegenwart?“ in DIE ZEIT
- Informationen zur Oper „Sacrifice“ auf der Website der Oper Halle