Salus (Mythologie)
Salus ist in der römischen Religion die Personifikation des Wohlergehens (lateinisch salus = Wohl, Wohlbefinden, Heil, Sicherheit, Gesundheit). Die weibliche Gottheit wurde meist thronend mit Zepter, Schale, Schlange oder mit Getreideähren dargestellt. Salus wurde vor allem mit dem Wohlergehen und der Sicherheit des römischen Staates, seiner Bewohner und in der Kaiserzeit auch der Herrscher in Verbindung gebracht. Entsprechend wurde die Gottheit auch als Salus publica oder als Salus populi Romani bezeichnet.
In der ältesten römischen Geschichte wurde zunächst jedes Jahr, dann in unregelmäßigen Abständen das Fest der Salus als Augurium Salutis gefeiert. Gaius Iunius Bubulcus Brutus gelobte 311 v. Chr. während des zweiten Samnitenkrieges die Errichtung eines Salus-Tempel, der 307 v. Chr. in Auftrag gegeben und am 5. August 302 v. Chr. auf dem Collis Quirinalis geweiht wurde.[1] Möglicherweise gab es schon zuvor einen älteren Salus-Kult auf diesem Hügel.[2]
Häufig wurde Salus in Verbindung mit Semonia verehrt und kann deshalb wohl auch als Saatgöttin angesehen werden. Beeinflusst durch griechisch-hellenistische Vorbilder und verbunden mit der Einführung des Äskulap-Kultes wurde Salus seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. auch mit der griechischen Heilgöttin Hygieia verbunden, verlor damit aber nicht ihren Charakter als allgemeine Schutzgöttin des römischen Staates. Augustus errichtete noch 10 v. Chr. der Salus populi Romani einen Altar.[3]
In augusteischer Zeit wurde das Fest des Augurium Salutatis zu Ehren des Kaisers gefeiert. Ein entsprechendes Fest des Kaisers Claudius ist für das Jahr 49 bezeugt.[5] Die Göttin erfuhr als Salus Augusta große Verehrung als Göttin des staatlichen und kaiserlichen Wohlergehens. Vor allem unter Galba und Vespasian gab es eine erneute Renaissance dieses Kultes, jetzt jedoch als Zeichen der staatlichen Wiederherstellung nach der Herrschaft der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie. Bis in die Zeit Hadrians werden auch häufig Darstellungen der Salus im Zusammenhang des Wohlergehens der Provinzen als Teil des Reiches nachgewiesen. Besonders verbreitet waren diese in Lusitanien und in der Baetica.
Literatur
- Georg Wissowa: Salus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 4, Leipzig 1915, Sp. 295–301 (Digitalisat).
- Carl Olof Thulin: Salus 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,2, Stuttgart 1920, Sp. 2057–2059.
- Karlhans Abel: Salus. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 1522 f.
- Martin A. Marwood: The Roman cult of Salus (= British archaeological reports. International series. Band 465). Oxford 1988
- Vincenzo Saladino: Salus. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VII, Zürich/München 1994, S. 656–661.
- Lorenz Winkler-Horaček: Salus. Vom Staatskult zur politischen Idee. Eine archäologische Untersuchung (= Archäologie und Geschichte. Band 4). Verlag Archäologie und Geschichte, Heidelberg 1995, ISBN 3-9801863-5-0.
- David Wardle: Salus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 1268–1269.
Weblinks
- Salus. In: imperiumromanum.com → Antike Religion. Abgerufen am 16. Juni 2012.
Anmerkungen
- Titus Livius, Ab urbe condita 10,1,9.
- Marcus Terentius Varro, De lingua Latina 5,52.
- Ovid, Fasti 3,881–882; Cassius Dio 54,35,2 (englische Übersetzung).
- CIL 6, 36841
- Tacitus, Annales 12,23.