Saalemündungsgruppe
Die Saalemündungsgruppe ist eine archäologische Kultur, die von etwa 1300 v. Chr. (Bronzezeit) bis etwa 750 v. Chr. (Eisenzeit) datiert wird. Wichtigste nachfolgende Kultur ist die Hausurnenkultur (750 bis 525/450 v. Chr.).[1]
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Verbreitung
Die Saalemündungsgruppe war vom Braunschweiger Land über das Nordharzgebiet bis in die Elbe-Mulde-Region verbreitet. Die Genese dieser Gruppe ist nicht geklärt. In der Sachkultur zeigen sich Einflüsse der umgebenden Gruppen. Benachbart waren im Osten die Lausitzer Kultur, im Norden die Elb-Havel-Gruppe sowie im Süden die Unstrutgruppe. Ab 1000 v. Chr. änderten sich der Bestattungsbrauch und das Keramikdekor wohl unter Einflüssen aus dem Raum Altmark und Brandenburg, Zeichen eines mehrere Jahrhunderte andauernden kulturellen Umbruchs, der später zur Hausurnenkultur der frühen Eisenzeit führte. Die Unterschiede in Art und Anzahl der Metallbeigaben in den Gräbern lassen die Annahme einer Ranggesellschaft zu. Zu den obersten Statussymbolen gehörten anscheinend bei den Frauen zwei goldene Haarringe und bei den Männern importierte Metallgefäße aus dem Karpatenbecken.[1]
Bestattung
Anfänglich dominierte die Brandbestattung. Die Verstorbenen wurden verbrannt und in Urnen – doppelkonische Gefäße oder breitrandige Terrinen – in der Regel einzeln und selten auch zu zweit in Steinpackungsgräbern beigesetzt. Als Grabbeigaben dienten Krüge und Becher. Diese Bestattung wurde jedoch allmählich abgelöst von der in Steinkisten, deren Nutzung ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. zunehmend einsetzte. Zudem entstanden immer häufiger durch mehrmalige Belegung ganze Familiengräber.[1]
Hausbau und Siedlungswesen
Außer einem Grundriss eines 14 mal 5 Meter großen Pfostenhauses bei Wulfen, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, wurden von den Wohnplätzen der Saalemündegruppe bislang nur etliche runde Vorratsgruben gefunden.
Anmerkungen
- Vgl. Harald Meller (Hrsg.): Glutgeboren. Mittelbronzezeit bis Eisenzeit (= Begleithefte zur Dauerausstellung im Landesmuseum Halle. Band 5). Halle an der Saale 2015, ISBN 978-3-944507-14-9, S. 25–30.
Literatur
- Wilhelm Albert von Brunn: Steinpackungsgräber von Köthen. Ein Beitrag zur Kultur der Bronzezeit Mitteldeutschlands. In: Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Deutsche Akademie der wissenschaften zu Berlin Band 3. Berlin 1954.
- Wilhelm Albert von Brunn: Ein Grabhügel bei Osternienburg (Anhalt) (=Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz Bd. 2). 1955, S. 76–94.
- Karl Peschel: Die Gliederung der jüngeren Bronzezeit in Thüringen. In: Werner Coblenz, Fritz Horst (Hrsg.): Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und Geschichte. 8. Tagung der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte vom 24. bis 26. April 1975 in Dresden. Berlin 1978, S. 87–120.
- Berthold Schmidt, Waldemar Nitzschke: Bestattungssitten der spätbronzezeitlichen Helmsdorfer- und Saalemündungsgruppe. In: Ausgrabungen und Funde 19. Heft 1, 1974, S. 6–17.
- Berthold Schmidt: Die jungbronzezeitlichen Stämme im Elbe-Saale-Gebiet. In: Werner Coblenz, Fritz Horst (Hrsg.): Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und Geschichte. 8. Tagung der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte vom 24. bis 26. April 1975 in Dresden. Berlin 1978, S. 121–136.
- Mechthild Klamm: Nordischer Stil. In: Harald Meller (Hrsg.): Schönheit, Macht und Tod. 120 Funde aus 120 Jahren Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. (=Begleitband zur Sonderausstellung). Halle an der Saale 2001, S. 44–45.
- Ernst Sprockhoff, Olaf Höckmann: Die gegossenen Bronzebecken der jüngeren nordischen Bronzezeit. In: Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 19. 1979 Mainz.