SUDEP
SUDEP (engl. sudden unexpected death in epilepsy) ist ein plötzlich auftretender, ungeklärter Tod bei Epilepsie ohne Anhaltspunkt für ein relevantes Trauma oder Ertrinken, mit oder ohne Anhaltspunkt für einen vorangegangenen epileptischen Anfall, aber ohne Anhaltspunkt für einen vorangegangenen Status epilepticus. Für Menschen mit Epilepsie besteht ein erhöhtes Risiko, plötzlich und unerwartet zu sterben.
Häufigkeit
Das Risiko für einen SUDEP liegt bei 50 bis 100 von 100.000 Personen mit einer Epilepsie pro Jahr. Das bedeutet, dass bis durchschnittlich einer von eintausend Epilepsiebetroffenen im Laufe eines Jahres an einem SUDEP stirbt. Bei Kindern wird das durchschnittliche Risiko etwa zehnmal geringer geschätzt (0,2 auf Tausend oder 1 Fall auf 5000 Anfallskinder/Jahr).
Insgesamt ist SUDEP für durchschnittlich 7 bis 17 % der vorzeitigen Todesfälle bei Epilepsien verantwortlich. Bei gut behandelbaren Epilepsien liegt das Risiko bei etwa 2 %, bei therapieresistenten jedoch über 20 %.
Eine Anfrage beim statistischen Bundesamt brachte die Auskunft, dass SUDEP nicht in der Todesstatistik in Deutschland aufgeführt wird. Als Grund gibt das statistische Bundesamt an, dass keine Krankheit unter dem Namen SUDEP bekannt ist, da seit 2013 die ICD-10 verpflichtend bei Diagnosen ist.[1]
Ursachen
Es wird davon ausgegangen, dass SUDEP-Todesfälle auf Einflüssen von Anfällen auf das vegetative Nervensystem beruhen. So kann es im Verlauf von epileptischen Anfällen zu erheblichen Veränderungen der Herzfrequenz, sowohl in Form sehr hoher Herzfrequenzen (Tachykardien) als auch in Form von Verlangsamungen (Bradykardien) bis hin zum Herzstillstand und zu einer Störung der Atemregulation kommen. Möglicherweise spielen auch direkte Einflüsse der epileptischen Aktivität auf die Lunge („neurogenes Lungenödem“) eine Rolle. Die meisten Patienten versterben im Schlaf.
Gefahrenfaktoren
Untersuchungen weisen darauf hin, dass folgende Faktoren dazu beitragen, das Risiko für das Auftreten eines SUDEP zu erhöhen:
- fokale Epilepsien
- Zusätzliches Vorliegen neurologischer Defizit oder einer Behinderung
- früher Epilepsiebeginn
- Therapie mit mehreren Antiepileptika (medikamentöse Polytherapie)
- häufige Wechsel der Medikation
- Unzureichende Compliance bei der Medikamenteneinnahme
- Vorliegen generalisiert tonisch-klonischer Anfälle
- Jüngeres Lebensalter (etwa 15–40 Jahre)
- Männliches Geschlecht
- Symptomatische Epilepsie
Risikoverminderung
Eine optimierte Therapie, die Anfälle vollständig unterbindet, stellt den einzigen bislang nachgewiesenen Faktor dar, der das SUDEP-Risiko reduziert. Beitragen können ferner:
- Befolgen der ärztlichen Anweisungen zur Medikamenteneinnahme
- Insbesondere regelmäßige Einnahme der Medikation
- Beachtung einer gesunden Lebensführung, Vermeidung von Alkohol
- Schlafen in einer Rückenposition und wenn möglich nicht alleine
Bei erfolgloser Behandlung durch Antiepileptika die Suche nach einem anderen Behandlungsweg,
- etwa durch eine chirurgische Maßnahme oder
- die Implantierung eines Vagusnerv-Stimulators.
- Die stationäre Beobachtung und Untersuchung in Epilepsiezentren. Dort können gelegentlich auch neuere, noch nicht auf dem Markt zugelassene Antiepileptika erfolgreich erprobt werden.
- Kein plötzliches Absetzen von Medikamenten, da dies zu gefährlichen Anfällen führen kann.
Unmittelbare Auslöser
Alle Verstorbenen hatten entweder innerhalb weniger Minuten zuvor oder zeitgleich einen epileptischen Anfall (meistens ein generalisierter tonisch-klonischer Anfall) erlitten. Ebenso wurde festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen Herzrhythmusstörungen und Anfallsfrequenz gibt.
Chirurgischer Eingriff
Die Vermutung, dass das Entfernen eines epileptogenen Areals das SUDEP-Risiko senkt oder sogar normalisiert, untermauern Studien. So wurde nachgewiesen, dass nach epilepsiechirurgischen Temporallappeneingriffen sich die Herztätigkeit selbstständig verbesserte.
Es bleiben jedoch viele Fragen offen, da mit unterschiedlichen Methoden und Gesichtspunkten die Studien durchgeführt wurden und sich so keine absolut gemeinsamen Ergebnisse erzielen ließen. So bleibt der Vergleich von Patientendaten zwischen denen, die für einen epilepsiechirurgischen Eingriff geeignet waren und denen, die ungeeignet und weiterhin medikamentös behandelt werden. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass für den Eingriff geeignete Personen von vornherein ein geringeres SUDEP-Risiko haben.
Pharmakologische Einflüsse
Es konnte praktisch kein spezielles Antiepileptikum mit einem erhöhten Risiko für SUDEP in Verbindung gebracht werden. Ein Risiko ist bei der Einnahme von mehr als einem Präparat eher gegeben. Geklärt konnte jedoch nicht werden, ob die Medikamente oder die in der Regel schwer behandelbare Epilepsie verantwortlich ist.
Siehe auch
Literatur
- Hansjörg Schneble: Lebenserwartung, Todesursachen, plötzlicher Tod. In: Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (Hrsg.): Informationsblatt 122. Juni 2013. Auf IZepilepsie.de (PDF; 49 kB), abgerufen am 29. September 2019.
- Günter Krämer: Das große TRIAS-Handbuch Epilepsie. 3. Auflage, Trias, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-3129-5.
Einzelnachweise
- Anfrage an das statistische Bundesamt. 21. April 2013, abgerufen am 30. April 2013.