Südwestdeutsche Gartenschau
Die Südwestdeutsche Gartenschau oder Südwestdeutsche Gartenbauausstellung[1] (meist abgekürzt als SÜWEGA bezeichnet) in Landau in der Pfalz vom 15. Juli bis 18. Oktober 1949 war die erste Gartenschau mit überregionaler Wirkung im Nachkriegsdeutschland. Zusammen mit der Deutschen Gartenschau im Jahr darauf in Stuttgart war sie eine Vorläuferin der ab 1951 im Zweijahresturnus veranstalteten Bundesgartenschauen.[2] Initiator war der Landauer Gärtnermeister Erich Mehlis.[3]
Anlässlich der Südwestdeutschen Gartenbauausstellung wurden auch viele Neuanlagen und Verschönerungsmaßnahmen im städtischen Grün vorgenommen, z. B. im Schillerpark.
Zur SÜWEGA kamen mehr als 400.000 Besucher.[4]
Grünanlagen und Gebäude
Mitinitiator und Schöpfer des grünplanerischen Gesamtkonzepts für das 16 Hektar umfassende SÜWEGA-Gelände war der Landauer Stadtgarteninspektor Walter Rieger. Er sah außer einer Aufwertung des bestehenden Schillerparks und des südlich angrenzenden Goetheparks durch Wege, Treppen, Brunnen, Pergolen und Sitzecken diverse Themengärten, zum Beispiel einen Steingarten, und großzügige Blumenanpflanzungen vor. Renommierte Privatbetriebe legten Sondergärten an, die für ihre Staudenzüchtungen bekannte Gärtnerei Kayser & Seibert aus Roßdorf im Odenwald beispielsweise eine von ihrem Gartenarchitekten Hans Kayser gestaltete Anlage vor einem Gartenhaus.
Die damals errichtete SÜWEGA-Halle, eine Holzkonstruktion, war bis 2020 erhalten worden und für verschiedenste Veranstaltungen genutzt.[5] Ebenfalls zur SÜWEGA wurde im Nordwesten des Landauer Zoos ein Holzgebäude errichtet, das nach Ausstellungsende weiter genutzt wurde (u. a. für Ausstellungen und zur Überwinterung); von 1993 bis 2005 war in ihm die „Zooschule“ untergebracht. Eine große Parkgaststätte für die Verpflegung der Besucher und eine Probierstube der „Kalmit-Vereinigung“ Oberhaardter Qualitätswein-Erzeuger e.V. fehlten nicht.
Produktschau
Ausgestellt wurden auf dem eigens angelegten Messegelände (heute „Alter Meßplatz“) auch innovative Produkte aus allen Sparten des Gartenbaus und verwandter Branchen. So war die SÜWEGA die erste Messe in Deutschland, auf der die von Adam Rodach aus Edesheim entwickelten zweiachsigen Schmalspurtraktor (Marke Hela, Modell „Varimot“) präsentiert wurden,[6] hauptsächlich für den Wein- und Obstbau entwickelt. Während diese in den Folgejahren ihren Siegeszug antraten, konnten sich jedoch die ebenfalls gezeigten Schmalspurraupen nicht durchsetzen.
Rahmenprogramm
Im Verlauf des Rahmenprogramms zur SÜWEGA wurden im Stadion die „Südwestdeutschen Kampfspiele“ ins Leben gerufen[7], das Südwestfunk-Studio Kaiserslautern ermittelte (anhand von Tonbandaufnahmen) die „zehn besten Männerchöre der Pfalz“[8] usw. Eine große Ausstellung „Kunst im Südwesten“ wurde veranstaltet, zu der auch ein Katalog erschien. Teil dieser Kunstausstellung war die „Planschau der Gartenarchitekten“ vom 24. Juli bis 24. August, zu der ebenfalls ein Katalog erschien.[9] Auch eine „Südpfälzische Handwerksschau“ fand im Rahmen der Gartenbau-Ausstellung statt.[10]
Siehe auch
Literatur
- Paul Ginthum (Schriftleitung), Leitung der Südwestdeutschen Gartenbau-Ausstellung (Hrsg.): Südwestdeutsche Gartenbau-Ausstellung SÜWEGA: Landau-Pfalz, Juli – Oktober 1949: Amtlicher Ausstellungskatalog mit Führer durch die Ausstellung. Landau in der Pfalz 1949.
- Leitung der Südwestdeutschen Gartenbau-Ausstellung (Hrsg.): Süwega-Post. Amtliche Zeitung der Südwestdeutschen Gartenbau-Ausstellung. Landau-Pfalz, 1949. Erschienen sind die Ausgaben 1 (Juli) bis 5/6 (Oktober) im Umfang von je 2 Seiten.
- Alfred Reich: Süwega. In: Garten + Landschaft. 59. Jg. (1949), H. 7/8, S. 22–24.
- Walter Rieger: Der Blumengarten der Pfalz: das Gesicht der Südwestdeutschen Gartenbau-Ausstellung – Süwega – in Landau/Pf. In: Der Gartenbau, 1. Jg. 1949, Nr. 5, S. 2–3. [Rieger war damals noch Stadtgarteninspektor in Landau, ab 1950 Stadtgartendirektor in Baden-Baden]
- Wilhelm Schnarrenberger: Plakatwerbung der Süwega. In: Heinrich Maiwald (Hrsg.): Graphik. Die Zeitschrift für Gebrauchsgraphik und Werbung. 2. Jg., H. 5, Stuttgart 1949.
- Die Rheinpfalz, Sondernummer zur Süwega vom 16. Juli 1949
- Herbert Dähling: Landaus Wiedergeburt in Blumen: vor 50 Jahren ging die „Südwestdeutsche Gartenbauausstellung“ in der südpfälzischen Stadt über die Bühne. In: Die Rheinpfalz/Pfälzer Tageblatt, 55. Jg., Nr. 163 vom 17. Juli 1999.
- Frank Hetzer: Nach 60 Jahren noch immer im Herzen: SÜWEGA 1949 ließ Landau erblühen. In: Der Südpfälzer. Oktober 2009, S. 6–7. [Hetzer war bis 2007 Leiter der Grünflächenabteilung des Stadtbauamtes Landau]
Weblinks
- Plakat der SÜWEGA (im Original farbig; ein Exemplar befindet sich auch im Deutschen Historischen Museum)[11]
- Sonder-Poststempel der SÜWEGA
Einzelnachweise
- Europäisches Gartengespräch. In: Die Zeit, Nr. 32/1949
- WasIstWas.de: Blühende Landschaften – die Bundesgartenschau 2007
- Interview mit Dr. Christof Wolff: Von der SÜWEGA bis zur Landesgartenschau. Pfalz-Express, 1. Januar 2013.
- Südwestdeutsche Gartenschau (SÜWEGA). Homepage der Landesgartenschau Landau 2015.
- Wege zum Holz: Kulturerbe Süwega-Halle, Landau
- Weinbergschlepper.de: VARIMOT: Ein Meilenstein im Wein- und Obstbau
- Chronik der Abteilung Leichtathletik – Turnverein 1861 e.V. im ASV Landau (Memento vom 29. April 2016 im Internet Archive)
- MGV Ingenheim: Vereinshistorie (Memento vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive)
- Kunst im Südwesten: Planschau der Gartenarchitekten, Kataloggestaltung: Helmut Göring, erschienen bei Deininger & Weber, Kandel/Pfalz 1949.
- Kreisinnungsverband Landau i. d. Pf. (Hrsg.): Südpfälzische Handwerksschau im Rahmen der „Süwega“ Landau i. d. Pfalz. Verlag Krämer [nach anderen Angaben: Kronenverlag], Landau 1949.
- Inventarnummer P90/12382