Südgrönländisch
Südgrönländisch (Kitaamiusut kujataamiusut (wie ein Südgrönländer)) ist ein Dialekt des Grönländischen. Genauer handelt es sich um ein Dialektkontinuum, das in weitere Unterdialekte aufgespalten werden kann.
Südgrönländisch | ||
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Gesprochen in |
Südgrönland | |
Sprecher | maximal 8000 | |
Linguistische Klassifikation |
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Verbreitung
Der südgrönländische Dialekt wird im Süden Grönlands, also in der Kommune Kujalleq, sowie im Distrikt Paamiut und in Qeqertarsuatsiaat im Süden des Distrikts Nuuk in der Kommuneqarfik Sermersooq gesprochen. Dieses Gebiets umfasst zusammen etwa 8000 Einwohner.[1]
Unterteilung
Der südlichste Unterdialekt des Südgrönländischen wird in Narsarmijit und Aappilattoq gesprochen. Obwohl er Kap-Farvel-Dialekt genannt wird, ist die Region um das Kap selbst unbevölkert. Der nördlicher gelegene Dialekt deckt den größten Teil der Kommune Kujalleq mit den Hauptorten Nanortalik, Narsaq und Qaqortoq ab. Der nördlichste Teil des Dialektkontinuums erstreckt sich im Gebiet in der Kommuneqarfik Sermersooq um Paamiut.[1]
Merkmale
Phonologisch
Das gesamte Dialektkontinuum ist durch die Lage südlich der i-u-Isoglosse gekennzeichnet, die Südgrönländisch gemeinsam mit dem ostgrönländischen Tunumiisut zu einem i-Dialekt macht.[1][2]
Kap-Farvel-Dialekt
Im Kap-Farvel-Dialekt sind nach dem Tunumiisut die meisten Unterschiede im Vergleich zum Kitaamiusut erkennbar. Das /ɣ/ wird zu /ŋ/ nasaliert. Aus iigaq (Wand, Täfelung) wird iingaq und uagut (wir) wird zu uangit (mit u-i-Wechsel). Eine weitere Eigenheit ist das Fehlen der Affrizierung von Alveolaren vor /a/ und /u/. Westgrönländisches atsa (Tante) wird zu atta und katsorna (sofort, gleich, kurz danach) ergibt kattorna. Eine größere Eigenheit ist zudem der Zusammenfall von /fː/ und /çː/ zu /kː/ (saggaq/sakkaq; Ringelrobbenjunges) und von /fː/ nach uvularisiertem Vokal und /χː/ zu /qː/ (arfineq/aqqineq; sechs). Dazu wird /ɬː/ zu /d͡ʒː/, so zum Beispiel beim Wortpaar allaat/adžaat (sogar). Im Kap-Farvel-Dialekt wird die Buchstabenkombination VVCC (zwei Vokale, gefolgt von zwei Konsonanten) zu VVC verkürzt, Geminaten treten also nicht nach Langvokalen auf. Zudem wird /sʲ/ mit /s/ zusammengefasst. Im Gegensatz zum Tunumiisut wird die Vokalkombination /iu/ hier nicht zu /iː/, sondern zu /iji/. Das ist bemerkbar im Vergleich von ostgrönländischem Ittoqqortoormiit (Illoqqortoormiut) und südgrönländischem Narsarmijit (Narsarmiut).[1][2]
Nanortalik-Narsaq-Qaqortoq-Dialekt
Im Hauptdialekt des südgrönländischen Dialektkontinuums finden sich weitaus weniger Unterschiede zum Standardgrönländischen als weiter südlich oder östlich. Die Deaffrizierung von /t͡sːa/ und /t͡sːu/ zu /tːa/ und /tːu/ lässt sich auch hier finden, ebenso fallen /sʲ/ und /s/ auch hier zusammen, in einem Mittelding beider Laute resultierend. Ebenfalls lässt sich die südliche Geminatenauflösung nach Langvokal auch hier beobachten, was sich beispielsweise in aamma (Mutter) zeigt, das im Südgrönländischen aama lautet. Auch die Entsprechung /iu/ > /iji/ tritt hier auf.[1][2]
Paamiut-Dialekt
In der Region um Paamiut und Qeqertarsuatsiaat lassen sich geografisch bedingt die wenigsten Unterschiede zum Kitaamiusut beobachten. Abgesehen vom u-i-Wechsel ist der bedeutendste Unterschied die Entsprechung atuarfik (Schule) > atavarfik. Das westgrönländische inussuit (große Menschen) ergibt inissivit im Paamiut-Dialekt, was zweimal der klassische u-i-Wechsel ist, beim zweiten Mal taucht das ungeschriebene <v> nach <u> hier nach <i> wieder auf.[1][2]
Lexikalisch
Die südgrönländische Lexik unterscheidet sich von der westgrönländischen. Das westgrönländische qeeraq (Gestreifter Seewolf) heißt im Südgrönländischen kigutilik, paaq (Säger) entspricht südgrönländisch nujalik, miteq (Eiderente) entspricht aagooq und das westgrönländische pujortuleeraq (Motorboot) heißt pujortuaraq. Weiterhin treten auch unter den grönländischen Derivationsmorphemen Unterschiede auf. Statt -suaq (groß) wird -kulooq oder -ssivasik oder zusammen -kuloorsivasik verwendet. Vielen Dank heißt zwar auf Kitaamiusut qujanarsuaq, im Nanortalik-Narsaq-Qaqortoq-Dialekt hingegen qujanakuloorsivasik. In Narsarmijit wird wiederum ein anderer Begriff verwendet, während in Paamiut das phonologisch beeinflusste qujanarsavaq genutzt wird. Dasselbe lässt sich beim gegenteiligen Morphem beobachten: Das häufigere -nnguaq (klein) entspricht dem südgrönländischen -araq. Die Flexionsendung -voq (3. Pers. Sg.) lautet in Südgrönland häufig -goq.[1] Das Possessivsuffix -rput (unser) wird zu -vut (wie in Kanada in Nunavut) und die transitive Flexionsendung -vassi (3. Pers. Sg./Pl. + 2. Pers. Pl.) entspricht -varsinga, beispielsweise in ornissavassi (Er wird zu euch herübergehen.), das zu ornissavarsinga wird.[2]
Einzelnachweise
- Palle Koch et al. (Abschnitt von Robert Petersen): Grønland. Gyldendal, Kopenhagen 1975, ISBN 978-87-00-69501-6, S. 194–204.
- Robert Petersen: De grønlandske dialekters fordeling bei oqaasileriffik.gl (.pdf)