Rusteberg (Adelsgeschlecht)

Rusteberg i​st der Name e​ines a​lten Adelsgeschlechts i​m Eichsfeld.

Die Burg Rusteberg als Namensgeber mehrerer Adelsfamilien
Wappen derer von Rusteberg

Namensgleichheit

Bis ins 13. Jahrhundert nannten sich Ritter und niedere Adlige nach dem Ort oder der Burg, wo sie wohnten oder als Burgherren eingesetzt waren. Wurden sie auf einer anderen Burg ansässig, wechselten sie auch ihren Namen. Erst danach legten sie sich feste Namen nach ihrem Hauptsitz zu, so geschehen auch auf dem Rusteberg. Beispiele für Adlige anderer Familien, die sich nach der Burg Rusteberg benannten, wo sie als Burgherren oder Vizedome eingesetzt waren:

  • Vizedom Lambert (1139), schrieb sich mal von Rusteberg, mal von Geismar[1]
  • Cunrad von Rusteberg (1143), Ministerialer[2]
  • aus der Familie von Hanstein:
    • Heidenreich I. und Hellwig von Rusteberg (1170)[3], Vizedome 1162-mindestens 1196[1]
    • Dietrich (Theodoricus) von Rusteberg (1209), Vizedom[4]
    • Heidenreich II. von Rusteberg, 1239–1256 Vizedom, nennt sich 1236 erstmals auch von Hanstein[5]
    • Theodor von Rusteberg (1236) und sein Bruder Heidenreich von Hanstein besaßen den Zehnten in Witzenhausen[6]
    • Heinrich I. von Rusteberg (1200–1257), Bischof in Hildesheim
  • Familie von Udera (Othera):
    • Honterus (1123) und sein Sohn Ritter Hartwig von Rusteberg (1135, 1170)[7][8]

Geschichte

Die e​rste Erwähnung e​ines Adalbert v​on Rusteberg i​st für d​as 1143 belegt.[9] Mitglieder d​er Familie v​on Rusteberg w​aren als Ministerialen d​er Mainzer Kurfürsten a​uf der Burg Rusteberg eingesetzt. Vermutlich entstammen s​ie dem i​n Uder ansässigen Adelsgeschlecht de Othera bzw. de Knorr, genannt v​on Knorr,[10] d​ie Wappen d​erer von Rusteberg u​nd von Knorr zeigen d​ie gleichen Symbole (Schenkbecher o​der Mühleisen).[11]

Die Familie v​on Rusteberg konnte i​hren Einfluss i​m Eichsfeld u​nd im oberen Leinetal ausdehnen, w​urde mit Gütern belehnt u​nd erwarb d​ort zahlreiche Besitzungen (unter anderem i​n Kalteneber, Reckershausen, Vatterode, Rohrberg, Rustenfelde). Ende d​es 13. Jahrhunderts s​ind sie d​urch Erbschaft i​n den Besitz d​erer von Ballenhausen gekommen, welches später wiederum a​n die Bodenhausen gelangte.[12] 1318 k​am der Ort Deiderode a​ls braunschweigisch-lüneburgisches Lehen für k​urze Zeit a​n Arnold v​on Rusteberg.

1337 erwarben Otto v​on Rusteberg, Johann v​on Wintzingerode, Bertold v​on Worbis u​nd Heinrich Wolf gemeinsam d​ie Burg u​nd Herrschaft Budenstein. Im gleichen Jahr w​aren die Herren v​on Rusteberg Pfandbesitzer v​on Burg Arnstein, 1342 wurden s​ie dort w​egen Raubrittertums d​urch den Mainzer Erzbischof Heinrich u​nd dem Landgrafen v​on Hessen Heinrich II. vertrieben, d​ie Burg gelangte danach a​n die Familie v​on Berlepsch.

Im Jahre 1437 w​aren die Herren v​on Rusteberg ausgestorben.[13]

Wappen

Das Wappen z​eigt einen zweihenkeligen Schenkbecher. Auf d​em Helm d​ien Schildfigur. Die Tingierung i​st nicht bekannt.[14]

Es besteht e​ine Wappen- u​nd wahrscheinlich a​uch Stammesverwandtschaft m​it den ebenfalls eichsfeldischen v​on Knorring.

Vertreter

Das Siegel des Otto von Rusteberg im Jahr 1339
  • Hartwig von Rusteberg (Hardewicus de Rusteberch) (1144, 1150), Burgmann oder Vogt auf Burg Hardenberg[15]
    • die Brüder Olderich und Hertwig von Rusteberg als Zeugen (1155)[16]
  • Otto und Arnold von Rusteberg (1254) in Ballenhausen, (1269) Burgmänner auf Burg Gleichen[17]
  • Arnold von Rusteberg (1300), im St. Martinstift Heiligenstadt[9]
  • Otto und Konrad von Rusteberg (1331), Burgmänner auf Burg Rusteberg[9]
  • Thile von Rusteberg (1363), Ritter
  • Hermann von Rusteberg (1379), Amtmann über Witzenhausen[18]
  • Brüder Otto, Arnold II., Johann und Friedrich von Rusteberg (1386)[9] (Arnold 1388, 1398)[19]
  • Bernhard von Rusteberg (1398), Edelman und mainzischer Lehnsmann[20]
  • Fridericus von Rusteberg, Abt in Kloster Ilfeld (1407–1418)
  • Heinrich von Rusteberg (1419), erhält vom Hessischen Landgrafen Ludwig die Kemenate auf Schloss Arnstein (1/4 des Arnstein) als Pfand[21]
  • Arnold und sein Sohn Hans von Rusteberg (1424), verkaufen Arnolds Schwester Bertha eine jährliche Rente

Literatur

  • Peter Anhalt: Mühleisen im Wappen von Rusteberg und von Knorr. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder, S. 237–241 im Heft 7/8, Juli/August 2012
  • Knorring, Harald von: Die Siegel derer von Rusteberg und ihre Deutung. In: EJb 24 (2016), S. 35–74.
  • Knorring, Harald von: Sigillen från 1200-talets Rusteberg. Die Siegel von Rusteberg im 13. Jahrhundert. Uppsala 2011, 158 Seiten, ISBN 978-91-633-9534-5.
  • Otto Posse: Rusteberg, Uder, Knorr, Schadeberg In: Die Siegel des Adels der Wettiner Lande. Band V, Verlag Baensch Stiftung Dresden 1917, S. 88–89

Einzelnachweise

  1. Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes. Band 1 Göttingen 1792, Band 2
  2. RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 1766], in: Regesta Imperii Online (abgerufen am 22. Mai 2020)
  3. Urkunde zur Ersterwähnung von Naumburg von 1170
  4. Stephani Wolf: Erfurt im 13. Jahrhundert. Böhlau 2005, Seite 25
  5. Hans-Dieter von Hanstein (Hrsg.): Burg Hanstein. Zur 700-jährigen Geschichte einer eichsfeldischen Grenzfeste. Verlag Mecke Duderstadt 2008, Seite 13
  6. Grundherrschaft: Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Johann Wolf: Die Geschichte des Geschlechts von Hardenberg. 1. Teil Göttingen 1823, §2 Seite 6
  8. Urkunde zur Ersterwähnung von Naumburg von 1170
  9. Johann Wolf: Eichsfeldisches Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819, §3 Seite 17
  10. B. Siebert: Uder und seine Geschichte. Ein Beitrag zur politischen und wirtschaftlichen Geschichte des Eichsfeldes, insbesondere des Amtes Rusteberg. Druck und Verlag Cordier Heiligenstadt 1938, Seite 156 ff.
  11. Peter Anhalt: Mühleisen im Wappen von Rusteberg und von Knorr. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift – Die Monatsschrift für alle Eichsfelder. S. 237–241 im Heft 7/8, Juli/August 2012 (PDF; 4,3 MB), nach Harald v. Knorring: Sigillen från 1200-tales Rusteberg. Die Siegel von Rusteberg im 13. Jahrhundert. Uppsala 2011.
  12. Geschichte von Ballenhausen
  13. Carl Philipp Emil von Hanstein, Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein. Reprint: Verlag Mecke Duderstadt 2007, Seite 622
  14. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 6. Abteilung; Ausgestorbener Preussischer Adel: Provinz Sachsen; Verfasser: G.A. von Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1884, S. 139, Tafel 91
  15. Johann Wolf: Das Geschlecht der edlen Herren von Rosdorf: durch Urkunden erläutert. Göttingen 1812, Seiten 11–12
  16. RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 1950], in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e77a2dca-ecbd-4634-96f0-d2cab2609b0e (Abgerufen am 3. April 2020)
  17. GenealogieOnline
  18. lagis-hessen.de
  19. Landgrafen-Regesten online Nr. 11131. Regesten der Landgrafen von Hessen. (Stand: Dezember 2011). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  20. Registereintrag "Rusteberg: Bernhard von", in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/person/4604 (Zugriff am 31. Dezember 2017) Regesten der Mainzer Erzbischöfe
  21. Landgrafen-Regesten online Nr. 2746. Regesten der Landgrafen von Hessen. (Stand: Dezember 2011). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
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