Ruprechtskraut
Das Ruprechtskraut (Geranium robertianum), auch Stinkender Storchschnabel oder Stinkstorchschnabel genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae).
Ruprechtskraut | ||||||||||||
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Ruprechtskraut (Geranium robertianum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Geranium robertianum | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Es ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 50 cm erreicht. Sie wächst stark verzweigt, ist behaart bis glatt und strömt aufgrund ätherischen Öls einen starken unangenehmen Duft aus. Die drei- bis fünfteiligen handförmigen Laubblätter sind 3 bis 4 cm lang und 3 bis 7,5 cm breit. Die Blattstiele sind 1,8 bis 4,4 cm lang.
Die paarweise stehenden, kleinen Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die fünf Kelchblätter sind 5 bis 7 mm lang. Die fünf rosafarbenen Kronblätter sind doppelt so lang wie die Kelchblätter. Die fünf Nektarien sind ringförmig verwachsen. Die violetten Staubbeutel sind 0,4 bis 0,6 mm lang. Die Narben sind rosafarben.
Die Blütezeit reicht von April bis in den Herbst hinein. Die Blüten sind meist vormännlich und werden vor allem durch Bienen bestäubt.
Die Spaltfrucht ist 1,9 bis 2,3 cm lang.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 64.[1]
Ökologie
Die Art ist einjährig (sommerannuell oder winterannuell) oder eine zweijährige Halbrosettenpflanze. Sie ist sehr schattenverträglich und noch bei 1/25 bis 1/40 des normalen Tageslichts (bei Keimpflanzen sogar noch weniger) lebensfähig. Mit Hilfe der Blattgelenke kann sie die Blattspreiten genau zum größten Lichteinfall hin ausrichten. Dadurch kann sie auch noch in Höhleneingängen wachsen. Andererseits erträgt die Pflanze auch volles Sonnenlicht, wobei sie sich durch Lichtschutzpigmente dunkelrot färbt.
Sie ist ein Spreizklimmer d. h. die Blattstiele der unteren Blätter und z. T. auch die Seitensprosse biegen sich an Blattgelenken nach unten und wirken so als Stütze auf dem Substrat. Das ist u. a. beim Wachsen an Felsen und Mauern vorteilhaft, zumal die Blattstiele auch das Absterben der Blattspreite überdauern.
Die Blüten sind meist vormännliche „Kleine Trichterblumen“, die vor allem von Bienen bestäubt werden; aber auch die Selbstbestäubung ist erfolgreich, indem bei fehlendem Sonnenschein die Blüten durch Krümmung des Blütenstiels nach unten gebogen werden.
Die Früchte sind 5-fächrige Kapseln bzw. Spaltfrüchte. Zur Reife lösen sich die einsamigen, nussartigen Fruchtklappen durch Austrocknung plötzlich von der Mittelsäule ab und werden als Ganzes bis zu 6 m weit fortgeschleudert (Austrocknungsstreuer). Durch Haarstränge an der Frucht ist auch Klettverbreitung möglich.
Verbreitung und Standorte
Das Ruprechtskraut ist eine häufig vorkommende Storchschnabelart in Europa, Asien und Nordafrika. Hauptlebensraum sind schattige, stickstoffreiche Standorte, oft auf Geröll. Er ist eine Charakterart des Epilobio-Geranietum robertiani aus dem Verband Alliarion, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Tilio-Acerion, Alno-Ulmion oder in gestörten Gesellschaften der Ordnung Fagetalia vor.[1]
Es ist im Allgemeinen in den Alpen bis in eine Höhenlage von 1700 Metern zu finden.[1] In den Allgäuer Alpen kommt er aber im Steingeröll zwischen Lechleiten und der Hundskopfalpe sogar bei 1770 m über Meereshöhe vor.[2]
Ruprechtskraut wurde auch in andere Klimazonen als Gartenpflanze importiert. So findet man es beispielsweise rund um San Francisco, Kalifornien. Im US-Staat Washington wird es mittlerweile sogar als lästiges Unkraut angesehen. In Nordamerika ist es jedoch nur unterhalb von 100 Höhenmetern zu finden.
Verwendung im Garten
Von allen Storchschnabel-Arten wurde wahrscheinlich das Ruprechtskraut als erstes in den Gärten kultiviert. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sie häufiger als andere Storchschnabelarten für medizinische Zwecke verwendet wurde. Aufzeichnungen über die Herba Roberti gab es bereits im 13. Jahrhundert.
Heute ist das Ruprechtskraut im Garten eher selten, da es attraktivere Storchschnabelarten gibt. Da es jedoch auch von selbst im Garten auftaucht, wird es immer wieder als Zierpflanze geduldet.
Verwendung in der Medizin
Ruprechtskraut wurde in der traditionellen Volksheilkunde als Heilmittel bei Frauenleiden, Zahnschmerzen, Prellungen, Fieber, Gicht, Nieren- oder Lungenleiden, Herpes und Nasenbluten verwendet. Der Aufguss von der Pflanze wurde als Stärkungsmittel eingesetzt und galt auch als wirksam gegen Durchfall. Auf Wunden aufgelegt sagt man ihm antiseptische Wirkung nach. Aufgrund des eigenartigen Geruchs der zerriebenen Blätter wird es auch als mückenabwehrende Pflanze angesehen.
Geranium robertianum findet auch Verwendung als Wirkstoff in homöopathischen Arzneimitteln.[3] Die zugeschriebenen Wirkungen, besonders gegen Harnwegsinfekte und Durchfall, sind wissenschaftlich jedoch nicht bestätigt.
Etymologie
Die Namensgebung soll auf den heiligen Ruprecht verweisen, den ersten Bischof und Landesheiligen von Salzburg. Er soll die Verwendung des Heilkrauts gelehrt haben. Ebenfalls möglich ist ein Zusammenhang mit dem althochdeutschen Ausdruck rōtpreht ‚rötlich‘, der auf die Färbung der Pflanze Bezug nimmt. Bei Tabernaemontanus (1664) wird die Art als Rotlaufkraut bezeichnet, nach der Rotlaufkrankheit, für welche sie ebenfalls als Heilmittel galt.[4] Weitere deutsche Trivialnamen sind Ruprechtsstorchschnabel, Robertskraut, Gottesgnadenkraut (lateinisch Gratia Dei genannt[5]), Wanzenkraut und Stinkender Storchschnabel.
Quellen
Literatur
- Peter Frederick Yeo: Geranium, Stuttgart 1988.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
Weblinks
- Ruprechtskraut. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Geranium robertianum L. s. str. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. November 2015.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 628.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2. IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 172.
- Geranium robertianum in der Homöopathie
- Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6, S. 540.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 144.