Rudolf Franke (Ingenieur, 1870)
Rudolf Heinrich August Philipp Franke (* 24. Juni 1870 in Hannover; † 11. Dezember 1962 in Bückeburg) war ein deutscher Ingenieur.
Leben
Rudolf Franke war 1894 ein Jahr lang Assistent am Elektrotechnischen Institut der TH Hannover. 1896 promovierte er an der Universität Rostock. Im folgenden Jahr erlangte er seine Habilitation an der TH Braunschweig. Ab 1898 hielt er als Privatdozent an der TH Hannover Vorlesungen im Lehrgebiet „Elektrische Kraftübertragung und Wechselstrommaschinen“. 1906 wurde er Vorstandsmitglied der Firma Mix & Genest Telephon- und Telegrafen-Werke in Berlin-Schöneberg. Ab 1907 war er an der TH Berlin Privatdozent für Instrumente- und Apparatebau.
Bis 1900 hatte er eine Messmethode mit Kompensationsapparat ausgearbeitet, die die Normalelemente nicht mit starker Stromentnahme belastet.
1909 legte er eine vom VDE unterstützte Denkschrift vor „betr. die Einrichtung eines Lehrplans für Schwachstromtechnik an der Kgl. TH zu Charlottenburg“, in der er vorschlug, anstelle Schwachstromtechnik den Begriff Fernmeldetechnik zu verwenden, um sich vom Starkstrom stärker abzugrenzen.
Das Vorlesungsverzeichnis des Wintersemesters 1911/1912 nannte erstmals eine Vorlesung „Fernmeldetechnik“. Seit der Jahrhundertwende bildeten zwei Fachgebiete die Nachrichtentechnik: die Telegrafie, die sich zur Fernmeldetechnik entwickelte, und die Funkentelegrafie, die sich zur Hochfrequenztechnik entwickelte.
Franke wurde am 23. März 1910 Dozent für „Elektrische Schwachstromanlagen“ an der TH Berlin. Drei Monate später wurde er zum Professor berufen.
1911 wurde er Vorstandsvorsitzender von Mix & Genest. An der TH Berlin hörte er von Karl Strecker, dass an der Schwachstromtechnik wenig Interesse bestehe.
1912/13 wurden die Dozenturen Frankes für „Elektrische Schwachstromanlagen“ und Streckers für „Elektrotelegraphie“ zur Dozentur „Elektrische Fernmeldetechnik“ zusammengelegt. Der preußische Landtag bewilligte jedoch die ordentliche Professur für Schwachstromtechnik nicht.
Nach dem Ersten Weltkrieg waren an der TH Berlin mehr als die Hälfte aller Elektrotechnik-Studenten Studierende der Fernmeldetechnik. Der Nachwuchs der Reichspost für die 1922 geschaffene Laufbahn des höheren fernmeldetechnischen Dienstes bestand im Wesentlichen aus Franke-Schülern.
1921 wurde Franke außerplanmäßiger Professor für Fernmeldetechnik und Feinmechanik und am 9. November 1922 ordentlicher Professor für Fernmeldetechnik, Werk- und Gerätebau. Für das Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens schrieb Franke den Artikel Schaltungslehre (heute Schaltungstechnik).
Am 30. Juni 1935 wurde er emeritiert. Sein Lehrstuhl für Fernmeldetechnik wurde aufgeteilt in die Fachrichtungen „Hochfrequenztechnik“ und „Fernmeldetechnik“.
Von 1934 bis 1938 war Franke Vorsitzender der wissenschaftlichen Abteilung des VDI.
1937 zog er nach Bückeburg um.
Schriften (Auswahl)
- Apparat und Methoden zur Bestimmung der magnetischen Induktion in Eisensorten, Rostock: Univ. Diss. 1896.
- Eine vergleichende Schalt- und Getriebelehre: neue Wege der Kinematik ; Vortrag gehalten auf der wissenschaftlichen Tagung zur Feier des hundertsten Geburtstages von Franz Reuleaux am 11. November 1929 in der Technischen Hochschule zu Berlin, München: Oldenbourg 1930
- Vom Aufbau der Getriebe: eine neue, die Getriebe aller technischen Gebiete einheitlich zusammenfassende Lehre für Konstrukteure und Studenten
- Bd. 1: Die Entwicklungslehre der Getriebe, Berlin: VDI 1943.
- Bd. 2: Die Baulehre der Getriebe, Düsseldorf : Dt. Ingenieur-Verl. 1951.
Literatur
- G. Goebel: Rudolf Franke, Der Schöpfer der Fernmeldetechnik. Archiv für das Post- und Fernmeldewesen 2, Nr. 8, 1950, S. 659–660.
- TH Hannover (Hg.): Catalogus Professorum. Der Lehrkörper der technischen Hochschule Hannover 1831–1856, Hannover: Technische Hochschule 1956, S. 203.