Rubielos-de-la-Cérida-Becken
Das rund 80×40 Kilometer große Rubielos-de-la-Cérida-Becken im Nordosten Spaniens wird neuerdings als Impaktstruktur interpretiert.
Lage und Beschreibung
Das Impaktbecken liegt nördlich von Teruel in Aragonien. Es wird als Zwillingsstruktur der Azuara-Impaktstruktur angesehen und wurde wahrscheinlich durch einen multiplen Impakt verursacht.[1] Benannt wurde es nach dem gleichnamigen Dorf Rubielos de la Cérida, das an der zentralen Aufbeulung im äußersten Norden der Struktur gelegen ist.
Ursprünglich war die Impaktstruktur als kreisförmiger Meteoritenkrater mit einem Durchmesser von 40 Kilometer und einer deutlichen Zentralerhebung beschrieben worden.[2] Heute wird von einer aneinandergereihten Kraterkette ausgegangen, die zu einem länglichen Impaktbecken mit einem zentralen herausgedrückten Rücken verschmolz. Im Osten ist ein Großteil des ursprünglichen Beckens unter Sedimenten des Neogens verdeckt, welche erst nach dem Einschlag abgelagert wurden.
Bisher wurde die Impaktstruktur als rein tektonischen Ursprungs angesehen und als Gräben gedeutet – den Jiloca-Calatayud-Graben und den Alfambra-Teruel-Graben. Da aber tektonische Gräben gewöhnlich durch Dehnungsstrukturen gekennzeichnet werden, hat die klassische Interpretation große Schwierigkeiten, die angetroffenen vorherrschenden Kompressionen richtig zu deuten.[3]
Impaktstrukturen
Die Impaktnatur des Beckens wird durch die Anwesenheit von Impaktschmelzen, Suevit, weit verbreiteten polymikten und monomikten Brekzien, Brekziengängen, extensiven Megabrekzien, Auswurfmassen, dislozierten Megablöcken, merkwürdigen geologischen Strukturen am Kraterrand und in der zentralen Aufbruchzone sowie von Anzeichen für Schockmetamorphose erhärtet.
Die Schockauswirkungen manifestieren sich in Schmelzgläsern, diaplektischen Gläsern hervorgegangen aus Quarz und Feldspat, planaren Elementen (Englisch planar deformation features oder PDFs) in Quarz, unterschiedlich orientierten Knickbändern in Glimmern sowie in intensiver Mikro-Verzwillingung in Kalzit. Auch moderat ausgebildete Strahlenkegel treten auf und verweisen ihrerseits auf die Impaktnatur des Beckens.
Kontroverse Interpretation
Der Ursprung des Rubielos-de-la-Cérida-Beckens bleibt umstritten, da sich spanische Geologen weiterhin einem kosmischen Einschlag entgegensetzen.[4][5] Nach ihrer Ansicht sind die Schockauswirkungen tektonisch bedingt, die Auswurfmassen sind alluviale Fächer oder Konglomerate des Känozoikums und die vermeintlichen Impakt- und Gangbrekzien in ihren Augen Karsterscheinungen und Bodenbildungen.
Dieser Widerstand gegen die Impaktnatur von Rubielos de la Cérida (und auch Azuara) wurde im Jahr 1996 durch eine wissenschaftliche Studie von Langenhorst und Deutsch genährt, da diese Autoren das Vorhandensein von Schockmetamorphose nicht zu erkennen meinten.[6]
Trotz der dargelegten Beweise für ein Impaktereignis, das durch starke Schockerscheinungen geprägt wird, ist das Impaktbecken (wie auch Azuara) nicht in der Datenbank des Canadian Earth Impact Database angeführt. Andere Datenbanken wie beispielsweise die Datenbank von J. Moilanen oder EDEIS (Expert Database on Earth Impact Structures) enthalten jedoch sehr wohl das Rubielos-de-la-Cérida-Becken.
Alter
Stratigraphische Überlegungen und paläontologische Datierungen situieren den Meteoriteneinschlag im Oberen Eozän oder im Oligozän, d. h. vor rund 40 bis 30 Millionen Jahren BP.
Einzelnachweise
- Ernstson, K., Anguita, F. und Claudin, F.: Shock cratering of conglomeratic quartzite pebbles and the search and identification of an Azuara (Spain) probable companion impact structure. In: Shock wave behavior of solids in nature and experiments, 3rd ESF-Impact Workshop Limoges, abstract book. Band 25, 1994.
- Ernstson, K., Schüssler, U., Claudin, F. und Ernstson, T.: An impact crater chain in northern Spain. In: Meteorite. 9, no 3, 2003, S. 35–39.
- Ernstson, K., Claudin, F., Schüssler, U. und Hradil, K.: The mid-Tertiary Azuara and Rubielos de la Cérida paired impact structures (Spain). In: Treb. Mus. Geol. Barcelona. Band 11, 2002, S. 5 - 65.
- Cortés, A. L., Diaz-Martínez, E., Sanz-Rubio, E., Martínez-Frías, J. und Fernández, C.: Cosmic impact versus terrestrial origin of the Azuara structure (Spain): A review. In: Meteoritics & Planetary Science. Band 37, 2002, S. 875–894.
- Diaz Martínez, E., Sanz Rubio, E. und Martinez Frias, J.: Sedimentary record of impact events in Spain. In: Geological Society of America. Special Paper. Band 356, 2002, S. 551–562.
- Langenhorst, F. und Deutsch, A.: The Azuara and Rubielos structures, Spain: Twin impact craters or Alpine thrust systems? In: Lunar and Planetary Science. Band XXVII, 1996.