Rotaract Club
Rotaract ist die Jugendorganisation der internationalen Rotary-Bewegung. Dabei handelt es sich um einen international verbreiteten Service-Club (Wohltätigkeitsverein) für Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Die Organisation ist neben Rotary ein Teil von Rotary International, welche die Ideale humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie „Dienstbereitschaft im täglichen Leben“ vertreten. Im deutschsprachigen Raum nennen sich seine Mitglieder Rotaracter. Auch andere Service-Organisationen, wie z. B. der Lions Club, haben einen Club für junge Erwachsene gegründet, um ihre karitativen Ziele weiter zu fördern.
Rotaract Club | |
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Gründung | 13. März 1968 |
Gründer | Rotary International |
Sitz | Evanston (Illinois) Vereinigte Staaten |
Motto | Lernen, Helfen, Feiern |
Schwerpunkt | Menschen zwischen 18 und 30 Jahren |
Aktionsraum | weltweit |
Mitglieder | etwa 250.000 weltweit |
Website | rotaract.de |
Organisation
Rotaract wurde in den 1960er Jahren von Rotary International gegründet. Ziel von Rotaract ist es, die Anerkennung ethischer Grundsätze als Bestandteil einer beruflichen Verantwortung unter jungen, aktiven Erwachsenen zu fördern. Die Clubs pflegen Freundschaft, führen ein Vortragswesen durch, diskutieren aktuelle Themen und organisieren und führen Sozialaktionen durch. Wie Rotary möchte damit auch Rotaract die Verständigung und den Frieden unter den Völkern fördern. Rotaracter schließen untereinander Kontakte im Rahmen von regionalen (Distrikt), nationalen und internationalen Treffen und Clubpartnerschaften.
Rotaract ist eine Wortschöpfung aus Rotary in Action.
Die Vorstände der Clubs werden jedes Jahr neu gewählt. Dies soll für eine ständige Neubelebung und zu großer Vielfalt führen. Außerdem sollen dadurch die einzelnen Clubmitglieder kontinuierlich lernen, Verantwortung zu tragen und sich jedes Jahr in neuen Rollen üben.
Jeder Rotaract-Club in Deutschland gestaltet sein eigenes Clubleben, das an den drei rotaractischen Säulen „Lernen – Helfen – Feiern“ orientiert ist.
Mitglied kann jeder werden, der sich den Idealen von Rotaract verbunden fühlt. Auf Anfrage kann man bei den Treffen der Clubs zu Gast sein und sich das Clubleben ansehen.
Mitglieder über 30 Jahren können sich im Rahmen einer sogenannten Pastmitgliedschaft ihrem Club weiterhin verbunden zeigen. Während der Großteil des rotaractischen Lebens im Club selbst stattfindet, gibt es im rotarischen Jahr aber auch viele Möglichkeiten, Rotaracter anderer Clubs zu treffen. Neben Aktivitäten, die von mehreren Clubs gleichzeitig durchgeführt werden, sind besonders erwähnenswert die vielen Charterfeiern und die jährlich stattfindende Deutschland-Konferenz, zu der über tausend Rotaracter aus ganz Deutschland zusammenkommen.
In Deutschland engagieren sich derzeit über 3.700 Mitglieder in 192 Clubs. (Stand: Oktober 2018) Weltweit sind es fast 11.000 Clubs mit ca. 250.000 Mitgliedern in 184 Ländern (Stand: Oktober 2018).
Jeder Rotaract Club wird in Patenschaft eines oder mehrerer Rotary Clubs gegründet. Die Clubs pflegen ein partnerschaftliches Verhältnis. Der Rotaract Club kann sich unabhängig entfalten und sein Clubleben im Rahmen der rotarischen Idee selbstständig gestalten.
Die „drei Säulen“
Lernen umfasst insbesondere von Mitgliedern oder Externen gestaltete Vorträge oder Firmenbesichtigungen. Außerdem gehören Besuche von Ausstellungen, Konzerten oder Theatern dazu. Gelegentlich werden die Rotaracter auch zu den Vorträgen bei den Rotary Clubs (ihren Patenclubs) eingeladen. Weltweit gibt es durch Rotary International angebotene Seminare und Workshops, Group-Study-Exchanges sowie Austauschjahre zum Kennenlernen anderer Kulturen und zum Pflegen von Freundschaften. Rotaracter treffen sich auf Distriktskonferenzen, Deutschlandskonferenzen, europäischen Konferenzen (EuCo’s, REM’s) und World-Conventions.
Helfen bezieht sich auf Projekte oder Veranstaltungen wie z. B. die Aktion Rotaract.Leben.Geben. Die von den Rotaractern gesammelten Spenden gehen an Menschen, die Unterstützung benötigen. Ein Projekt ist die Aktion „Kauf eins Mehr“ in Supermärkten, wo Kunden gebeten werden, für den guten Zweck ein Produkt mehr zu kaufen und bei den Rotaractern abzugeben. Die eingesammelten Waren werden hauptsächlich den Tafeln vor Ort oder anderen Bedürftigen übergeben. Besonders zur Weihnachtszeit werden oft Geschenke gepackt für Kinder in armen Ländern oder Waisenheimen. Weiterhin gibt es Benefizveranstaltungen, oft gemeinsam mit den rotarischen Patenclubs. Hierzu zählt auch das Verkaufen von Glühwein und selbst gebackenen Plätzchen an Weihnachtsmarktständen. Man unterscheidet zwischen regionalen Projekten vor Ort, distriktsweiten Aktionen, Projekte deutschlandweit wie die Bundessozialaktionen und internationalen Projekten wie „Brunnen für Afrika“ oder „Ausrottung von POLIO“ gemeinsam mit Rotary International.
Feiern finden auf allen Ebene statt. Es gibt z. B. Charterfeiern, Weihnachtsfeiern oder Benefizpartys. Wichtig bei Rotaract ist neben Weiterbildung und sozialem Engagement der Zusammenhalt und die Freundschaft im Club.
Soziales Engagement
Die Clubs sind in der Gestaltung ihres sozialen Engagements völlig frei. Viele Clubs betreuen Waisenhäuser und Altersheime. Es gibt aber auch von Rotaract Deutschland angebotene Projekte, an denen sich die Clubs beteiligen können. Exemplarische Beispiele: (1.) Die Bundessozialaktion wird vom Rotaract Deutschland-Komitee organisiert und koordiniert und von den Rotaract Clubs durch Fundraising oder Menpower unterstützt.
Im Jahr 2013/14 wurde als Bundessozialaktion (BuSo) „Plant-for-the-Planet“ unterstützt. Das Ziel, 3.300 Bäume zu pflanzen, wurde deutlich übertroffen. Unterstützt wurde die BuSo auch durch Vorträge zum Beispiel über Pflanzen- und Baumkunde sowie zum Klimawandel, durch Hand-On-Aktionen beim Pflanzen von kleinen Setzlingen oder bereits ausgetriebenen Bäumchen und durch Fundraising-Aktionen zur Unterstützung von Pflanzungen in anderen Regionen.[1]
(2.) In Zusammenarbeit mit der Tafel wurde die „Kauf eins mehr!“-Aktion entwickelt. Dazu werden die Menschen in Supermärkten gebeten, ein Teil mehr zu kaufen und der Tafel zu spenden. Die Tafel versorgt regelmäßig ca. 1.000.000 bedürftige Personen.
Geschichte
International
Die studentischen Unruhen Ende der 60er Jahre waren für Rotary International Anlass, sich um die Generation der 18- bis 30-Jährigen zu bemühen, um sie für eine Organisation zu werben, die im Gegensatz zur studentischen Protestbewegung den politischen Überzeugungen und Wertvorstellungen der Rotarier entspricht. So entstand Rotaract als eigenständiges Mitglied der rotarischen Weltgemeinschaft. 1968 wurde der erste Rotaract Club in den USA gegründet.
Deutschland
Der Rotaract Club Marburg/Lahn wurde 1971 gegründet und ist der älteste noch aktive Rotaract Club in Deutschland. 1968 wurde bereits ein Club in Homburg / Saar gegründet, jedoch 1971 wieder geschlossen. 1973 folgte Mainz, 1974 Gießen, 1975 Trier. Um die Entwicklung von Rotaract in Deutschland zu beschleunigen, beschloss der deutsche Govenorrat, eine Organisation für die Ausbreitung von Rotaract ins Leben zu rufen. Jeder Distrikt erhielt überdies einen Beauftragten für Rotaract. Die Jugenddienstleiter der einzelnen Rotary Clubs wurden beauftragt, die Belange von Rotaract auf Clubebene wahrzunehmen. In der jüngeren Vergangenheit sind die Rotary Clubs zunehmend dazu übergegangen, die Rotaract Clubs durch einen „Beauftragten für Rotaract“ zu betreuen. Um eine bessere Informationsbereitstellung und -verteilung innerhalb der Clubs und Distrikte zu ermöglichen, wurde 1978 eine Anlauf- und Informationsstelle (AIS) eingerichtet. Als nationales Organ wurde die „Rotaract NEWS“ gegründet. Aufgrund der stark wachsenden Zahl der Clubs und der kaum beherrschbaren Koordination von Information, Terminen und der vielen Nachfragen zur Unterstützung bei Neugründungen wurde auf der Deutschland-Konferenz im April 1989 in Hildesheim die AIS durch eine neue Organisation, den heutigen Deutschlandausschuss (DAS), probeweise abgelöst. Diese Organisationsform schuf das Amt des Distriktsprechers und der Beauftragten des Deutschlandausschusses. Die neue nationale Struktur von Rotaract Deutschland stieß auf große positive Resonanz und wurde auf der Deutschland-Konferenz in Höchst bei Frankfurt im April 1990 mehrheitlich angenommen. Im Jahr 2004 wurde der Deutschlandausschuss in „Rotaract Deutschland Komitee“ (RDK) umbenannt. Die Etablierung von Rotary Clubs in den neuen Bundesländern bot auch für Rotaract die Möglichkeit, im östlichen Teil Deutschlands bekannt zu werden und dort in angemessener Zeit noch weitere Rotaract Clubs zu gründen.
Struktur in Deutschland
Die Clubs sind in 15 Distrikten zusammengefasst. Sie wählen jedes Jahr einen Distriktsprecher, der die Kommunikation zwischen den Clubs fördert und den Distrikt im Rotaract Deutschland Komitee (RDK) vertritt. Das RDK besteht weiterhin aus acht Ressorts und einem Vorsitzenden, welche die Clubs infrastrukturell unterstützen und informieren. Darüber hinaus werden mehrere Beisitzer, mit welchen der Vorsitzende Themenschwerpunkte für das Jahr festlegt, bestimmt. Darüber hinaus ist der Rotaract- und Interact Beauftragter des Deutschen Governorrates ist automatisch Teil des RDK’s.
Die Deutschland-Konferenz (DeuKo)
Die jährlich stattfindende DeuKo ist das höchste und einzige nationale beschlussfassende Gremium von Rotaract Deutschland. Bei Abstimmungen über Anträge aus den Ausschüssen, Workshops und aus dem Plenum, sowie bei den Wahlen der Ressorts des RDK hat jeder gegründete deutsche Rotaract Club, der auf der DeuKo anwesend ist, eine Stimme.
Der organisatorische Rahmen der Konferenz wird vom ausrichtenden Rotaract Club gestaltet. Die inhaltliche Gestaltung der DeuKo obliegt dem Rotaract Deutschland Komitee (RDK) und die Konferenzleitung übernimmt der jeweils amtierende RDK-Vorsitzende. Hauptziel der Deutschland-Konferenz ist der Informations- und Gedankenaustausch der Rotaracter untereinander. Ausschüsse zu den Ressorts des RDK sowie Workshops zu Themen wie Ämtervorbereitung, Öffentlichkeitsarbeit, Projektmanagement, „Was ist Rotaract?“ etc. dienen aber vor allem der Weiterentwicklung von Rotaract.
Im Abschlussplenum am Sonntag wird über die Anträge aus den Ausschüssen und Workshops abgestimmt und das Plenum wählt die Beauftragten und die Bundessozialaktion des kommenden Clubjahres. Der neue RDK-Vorsitzende wird von den neu gewählten Vertretern seines Gremiums gewählt.
Literatur
- Sebastian Gradinger: Service Clubs – zur Institutionalisierung von Solidarität und Sozialkapital. VDM Verlag, Saarbrücken 2007.