Ronnie Brunswijk
Ronnie Brunswijk (* 7. März 1961[1] in Moengotapoe, Suriname) ist ein ehemaliger Rebellenführer, Politiker und seit 2020 Vizepräsident von Suriname.
Leben
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre war er Anführer des sog. Jungle Commandos in Suriname. Er stritt gegen das Regime von Desi Bouterse, dessen Leibwächter er gewesen war, als er noch im Militär diente. Der Guerillakrieg, der überwiegend im Dschungel mit zum Teil großer Grausamkeit geführt wurde, endete 1992 nach dem Ende der Militärdiktatur. Bei der Bevölkerung von Ost-Suriname wurde er populär, da er wie ein Robin Hood Güter verteilte, die bei Überfällen auf Militärfahrzeuge erbeutet worden waren.
Am 29. November 1986, während des Bürgerkrieges zwischen dem surinamischen Militär unter dem Befehlshaber Desi Bouterse und dem Jungle Commando unter Führung von Brunswijk, einem Ndykua, kam es zu einem Massaker in dem Dorf Moiwana, einem Dorf der Ndyuka im Distrikt Marowijne im Osten von Suriname. Hierbei töteten Angehörige des surinamischen Militärs 39 Menschen, die meisten davon Zivilisten. Nach diesem Massaker flüchteten Tausende Bewohner des östlichen Buschlandes über den Fluss Marowijne nach Französisch-Guyana.[2]
Wie sein Gegenspieler Bouterse wurde auch Ronnie Brunswijk durch ein Gericht in den Niederlanden im Oktober 2000 in der Berufungsinstanz in Abwesenheit zu sechs Jahren Gefängnis wegen Drogenschmuggels verurteilt. Die Niederlande haben einen Internationalen Haftbefehl gegen Brunswijk erwirkt, wodurch ein Verlassen seines Heimatlandes für ihn praktisch unmöglich geworden ist. Auf der anderen Seite darf er als surinamischer Staatsbürger allerdings auch nicht von Suriname an die Niederlande ausgeliefert werden. Er ist außerdem seit den Wahlen vom 25. Mai 2005 für die Algemene Bevrijdings- en Ontwikkelingspartij (ABOP) Parlamentsabgeordneter.
Ein Parlamentsabgeordneter der damaligen oppositionellen Nationale Democratische Partij (NDP), Rashied Doekhie, hielt am 13. Dezember 2007 während einer Parlamentssitzung einen Datenträger hoch, auf dem angeblich Beweise gegen den Parlamentsvorsitzenden Paul Somohardjo über kriminelle Machenschaften bei Grundstücksgeschäften enthalten sein sollten. Hierauf kam es zwischen den beiden Parlamentariern zu einem Handgemenge, als Somohardjo sich des Datenträgers zu bemächtigen versuchte. Der kräftig gebaute Brunswijk kam Somohardjo zu Hilfe und schleuderte Doekhie zu Boden. Sowohl Somohardjo als auch Brunswijk traten noch auf den am Boden Liegenden ein. Erst hinzu eilende Polizisten konnten dem ein Ende bereiten. Auswirkungen auf seine politische Karriere hatte dieser Vorfall nicht.[3]
Parlamentsvorsitzender und Vizepräsident
Bei der ersten Sitzung der Nationalversammlung von Suriname (DNA) am 29. Juni 2020 nach den Parlamentswahlen vom 20. Mai 2020 wurde Ronnie Brunswijk, nachdem er erneut als Abgeordneter vereidigt worden war, zum Parlamentsvorsitzenden gewählt.[4]
Zwei Wochen später, in einer Sondersitzung der DNA am 13. Juli 2020, wurde Chan Santokhi zum Präsidenten von Suriname und Ronnie Brunswijk zum Vizepräsidenten gewählt. Die Sitzung wurde durch Brunswijk in seiner Funktion als Parlamentsvorsitzender eröffnet; er übertrug die Leitung der DNA zur Durchführung der Wahl an den Vizevorsitzenden des Parlaments Dew Sharman. Da keine Gegenkandidaten vorhanden waren, reichte die in der DNA anwesende qualifizierte Mehrheit zur Wahl per Akklamation. Hierdurch entstand die außergewöhnliche Situation, dass Brunswijk sowohl das Amt des Vizepräsidenten als auch das des Vorsitzenden der DNA bekleidete.[5] Am 14. Juli 2020 wurde dann Marinus Bee zum Nachfolger von Brunswijk als Parlamentsvorsitzender gewählt und vereidigt.[6][7]
Die Inauguration von Präsident Chan Santokhi sowie des Vizepräsidenten Ronnie Brunswijk erfolgte am 16. Juli 2020 in Paramaribo.[8]
Am 14. Dezember 2021 machte Journalist Jason Pinas mit seinem Handy ein Foto vom Vizepräsident Brunswijk als er nach dem Verlassen des Parlamentsgebäudes (DNA) aus seinem Dienstwagen 500 SRD holte und einer Person übergab. Der verbalen Attacke des Vizepräsidenten folgte ein tätlicher Angriff durch seine Leibwächter. Hierbei wurde er körperlich misshandelt und ihm sein Handy mit Gewalt abgenommen. Während einer Dringlichkeitssitzung unter der Schirmherrschaft des surinamischen Journalistenverbandes beschlossen die Journalisten am folgenden Tag, einen Generalboykott gegen Vizepräsident Ronnie Brunswijk auszusprechen. Es wurde vereinbart, dass ab Donnerstag, 16. Dezember, für einen Zeitraum von zwei Monaten keine Informationen von und über Brunswijk in seiner Funktion als Vizepräsident oder in anderer Funktion veröffentlicht werden. Begründet wurde das Vorgehen damit, dass die Journalisten das Vertrauen in Vizepräsident Brunswijk verloren haben. Es sei nicht das erste Mal, dass er Journalisten in der Ausübung ihrer Arbeit behindert. Ein weiteres „Entschuldigung“ würde diesmal nicht ausreichen, um das Vertrauen zurückzugewinnen.[9]
Fußball
Neben seinen geschäftlichen und politischen Aktivitäten machte er sich auch als Eigentümer, Vorsitzender, Trainer und Spieler des Fußballvereins Inter Moengotapoe einen Namen. Er wurde allerdings im November 2005 durch den Surinamischen Fußballbund (SVB) für fünf Jahre als Spieler gesperrt und aller Ämter enthoben worden, da er während eines Fußballspiels eine Pistole gezogen hatte.
Am 21. September 2021 sorgte Brunswijk für internationales Aufsehen, als er in Paramaribo im Alter von 60 Jahren als Spielführer seiner Mannschaft Inter Moengotapoe im Hinspiel in der CONCACAF League gegen CD Olimpia aus Honduras das Spielfeld betrat. Das Spiel endete mit 6:0 für CD Olimpia und Brunswijk ließ sich in 54. Minute auswecheln.[10] Dass er nach dem Spiel US-Dollar in der Umkleidekabine an die Spieler der gegnerischen Mannschaft CD Olimpia verteilt hat, wurde durch den Concacaf-Verband formell untersucht, da dies Fragen zur Integrität des Spiels zwischen den beiden Vereinen aufwarf.[11][12]
Der Concacaf-Disziplinarausschuss veröffentlichte am 25. September 2021 den Beschluss, dass als Folge der Regelverstöße beide Vereine mit sofortiger Wirkung disqualifiziert und aus der laufenden Concacaf League ausgeschlossen wurden. Darüber hinaus hat der Ausschuss entschieden, dass Brunswijk in jeglicher Funktion für drei Jahre von der Teilnahme an Concacaf-Wettbewerben ausgeschlossen ist.[13]
Literatur
- Wim Hoogbergen en Dirk Kruijt: De oorlog van de sergeanten. Surinaamse militairen in de politiek. Uitgeverij Bert Bakker, Amsterdam 2005; ISBN 90-351-2998-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kunstenaar Abdoel vervaardigt borstbeeld van Brunswijk, StarNieuws vom 6. März 2021 niederländisch, abgerufen am 10. März 2021.
- Moiwana Community v. Suriname. In: iachr.lls.edu. 29. November 1986, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
- Waterkant vom 14. Dezember 2007 niederländisch, abgerufen am 2. Juli 2020.
- Politieke realiteit bij verkiezing Brunswijk en Sharman, StarNieuws vom 30. Juni 2020 niederländisch, abgerufen am 2. Juli 2020.
- Santokhi nieuwe president en Brunswijk vicepresident, StarNieuws vom 13. Juli 2020 niederländisch, abgerufen am 14. Juli 2020.
- Veel lof voor Marinus Bee als Assembleevoorzitter, StarNieuws vom 14. Juli 2020 niederländisch, abgerufen am 15. Juli 2020.
- Brunswijk ook op ‘voorzitters muur‘, DNA StarNieuws vom 15. Juli 2020 niederländisch, abgerufen am 15. Juli 2020.
- Brunswijk officieel vicepresident van Suriname StarNieuws vom 16. Juli 2020 niederländisch, abgerufen am 16. Juli 2020.
- Journalisten hebben vertrouwen in Brunswijk verloren StarNieuws vom 16. Dezember 2021 niederländisch, abgerufen am 16. Dezember 2021.
- Brunswijk krijgt wereldwijd aandacht; verdeelt dollars, StarNieuws vom 22. September 2021 niederländisch, abgerufen am 23. September 2021.
- Ik heb mijn dankbaarheid getoond met geld, StarNieuws vom 23. September 2021 niederländisch, abgerufen am 23. September 2021.
- Internetseite OneFootball mit Videoclip vom Geld verteilenden Brunswijk in der Kabine von Olimpia 22. September 2021, abgerufen am 23. September 2021.
- Concacaf Beschluss zum Vorfall vom 21. September 2021 englisch, abgerufen am 26. September 2021.