Rolf Lindau-Schulz
Rolf Lindau-Schulz, eigentlich Rudolf A. Lindau, (* 21. August 1904 in Thale; † 27. Juli 1969 in Santa Monica, Kalifornien, USA) war ein deutscher Schauspieler und Produzent in der Stummfilmzeit.
Leben
Rolf Lindau wurde als Rudolf A. Lindau, Sohn der Schriftstellerin Margarete Lindau-Schulz[1], geboren, die zu mehreren seiner Filme das Drehbuch verfasste und bei einem auch Regie führte.
Der Schauspieler wurde im Stummfilm der späten 1910er Jahre als Kinderdarsteller bekannt. Sein Filmdebüt gab er aber schon 1914, als er mit zehn Jahren in dem Messter-Film “Die verflixten Koffer”[2] zusammen mit Margit Bergen vor der Kamera stand. Dem folgte 1917 „Spitzenchristel“, ein Weihnachtsfilm[3] unter der Regie von Hanna Henning, die den Film auch produzierte. 1918 spielte er den Hotelboy Maxl in dem Stuart Webbs-Detektivfilm „Der rätselhafte Blick“ mit Ernst Reicher. Angeblich wurde Lindau von Reicher entdeckt und zum Film geholt[4].
Zwischen 1918 und 1920 drehte er eine Reihe von Filmen mit sich selbst in der Titelrolle “Rolf”. Er verkörperte darin meist lustige Lausbuben, mehr oder weniger geschickte Gehilfen, einmal auch einen Jockey[5]. Bis auf “Rolf, das Mädchen für alles”[6] erhielten alle von der Berliner Polizeizensur Jugendverbot.
Mehrere Filme, in denen er als Darsteller auftrat, produzierte er ab 1919 in seiner eigenen Firma, der Rolf-Film GmbH. Berlin[7]. Bei zwei Filmen besorgte Lindau auch den Schnitt[8].
In den 1920er Jahren trat Lindau auch als Schauspieler und Sänger auf der Bühne auf[9], z. B. in Revuen von Rudolf Nelson[10].
Nach der “Machtergreifung” der Nationalsozialisten 1933 emigrierte Lindau in die Vereinigten Staaten. Dort wirkte er während des Zweiten Weltkrieges uncredited als Kleindarsteller in zahlreichen Anti-Nazifilmen mit[11]. Nach Kriegsende kehrte er nicht mehr nach Deutschland zurück.
Lindau wurde 64 Jahre alt.
Filmografie
- 1914: Die verflixten Koffer
- 1917: Spitzenchristel
- 1917/1918; Der rätselhafte Blick (20. Stuart-Webbs-Abenteuer mit Ernst Reicher)
- 1918: In Vertretung
Rolf-Serie
- 1918: Rolf kann alles (Webbs-Film, No. 1)
- 1918: Wie Rolf, das Pflänzchen, verhilft der Schwester zum Myrthenkränzchen, auch: Rolf, das Pflänzchen (Webbs-Film No. 2)
- 1919: Rolf, das Mädchen für alles (Alba Film Ernst Reicher)
- 1919: Rolf, der Meisterdetektiv (Rolf Film, No. 1)
- 1919: Rolfs Ferienreise (Rolf Film, No. 2)
- 1919: Schuhputzsalon Rolf G.m.b.H. [Drehbuch: Margarete Lindau-Schulz, Robert Wiene] (Rolf-Film)[12]
- 1919: Rolf gewinnt den großen Preis (Rolf Film, No. 4)
- 1920: Rolf der Vierzehnte (Rolf Film, No. 5)
- 1920: Rolf inkognito [Drehbuch: Margarete Lindau-Schulz] (Rolf-Film)
- 1920: Rolfs Manuskripte: 1. Rolfs Wette
- 1920: Rolfs Manuskripte: 2. Flimmer-Rolf
- 1921: Warum bin ich der Verlobte meiner Tochter [Drehbuch, Regie: Margarete Lindau-Schulz]
- 1922: Firnenrausch [Darsteller, Produzent]
- 1922: Das Spielzeug einer Dirne [Drehbuch: Margarete Lindau-Schulz, Helmuth Ortmann]
- 1924/1925: Rolf der Vierzehnte [Darsteller, Produzent]
Weblinks
- Rolf Lindau-Schulz in der Internet Movie Database (englisch)
- Rolf Lindau-Schulz bei filmportal.de
- Rolf Lindau-Schulz bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne
Literatur
- Rolf Lindau im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM)
- Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, Deutscher Bühnenverein, Fachschaft Bühne (Hrsg.): Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1927. Druck und Kommissionsverlag F.A. Günther & Sohn, Berlin 1927.
- John Holmstrom: The moving picture boy: an international encyclopaedia from 1895 to 1995. Verlag Michael Russell, 1996.
- Uli Jung, Walter Schatzberg: Beyond Caligari: The Films of Robert Wiene. (= Berghahn Series). Berghahn Books, 1999, ISBN 1-57181-196-6.
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. 4 Bände. Kleinmayr, Klagenfurt 1953–1998, (ab Band 3 fortgeführt von Ingrid Bigler-Marschall beim Francke Verlag Bern).
- Madlen Lorei, Richard Kirn: Frankfurt und die goldenen zwanziger Jahre. Frankfurter Bücher, 1966.
- Buck Rainey: Serials and Series: A World Filmography, 1912–1956. McFarland, 1999, ISBN 0-7864-0449-3, S. 305, 639. [hier als “Ralf” Lindau-Schulz]
- Christian Rapp: Höhenrausch: der deutsche Bergfilm. Verlag Sonderzahl, 1997, ISBN 3-85449-108-5.
- Heide Schlüpmann: Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos. Stroemfeld/ Roter Stern, 1990, S. 349.
- Paolo Cherchi Usai (Herausgeber: Lorenzo Codelli): Before Caligari: German cinema, 1895–1920. University of Wisconsin Press, 1991.
- Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
Einzelnachweise
- so Weniger S. 591 und Holmstrom S. 23
- vgl. Usai auf S. 507: “Die verflixten Koffer. Meßter-Film 1914. D Rolf Lindau-Schulz, Margit Bergen” und IMDb; bei filmportal.de erscheint der Film dagegen unter dem Entstehungsjahr 1921 und mit einer anderen Produktionsfirma, der “Internationalen Film-Vertrieb Dietz & Co (Berlin)”, ohne Namensnennung von Lindau.
- vgl. Thomas Staedteli bei cyranos.ch und GECD #34466
- so bei Weniger S. 591 und Holmstrom S. 23: “Rolf's mother, the writer Margarethe Lindau-Schulz, scripted the first film he appeared in. He was signed up on a three-year contract by the detective star Stuart Webbs (1885-1936, RN Ernst Reicher) as his junior sidekick”.
- vgl. Weniger S. 591 und Fotos auf “Ross”-Postkarten Nr. 180/1 und 180/2
- auch unter dem Zweittitel “Rolf als Mädchen für Alles” verliehen, vgl. GECD #32454
- vgl. IMDb Rolf-Film (de) und filmportal.de
- “Rolf gewinnt den grossen Preis” (1919) und “Schuhputzsalon Rolf GmbH” (1919), vgl. GECD
- vgl. Lorei-Kirn 1966, S. 182 und Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1927, S. 237 u. 722
- laut Weniger S. 590–591
- so Weniger S. 591, vgl. Liste von US-Filmen von 1942 bis 1945 bei IMDb, wo er mit Rollen wie German Soldier, German Lieutenant, German Reporter, Nazi Conspirator, Nazi Officer, German Flier und schließlich German Prisoner aufgeführt wird
- vgl. Jung-Schatzberg S. 205