Robert Dorsay
Robert Dorsay (* 16. August 1904 in Bremen als Robert Stampa; † 29. Oktober 1943 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Sänger, Tänzer und Schauspieler.
Leben
Der Sohn des Opernsängers Paul Stampa begann seine Bühnenlaufbahn in Österreich und wechselte 1927 nach München. Von 1929 bis 1931 war er Sänger und Ballettmeister am Theater am Gärtnerplatz. Ab 1933 spielte er am Nürnberger Intimen Theater und ab 1935 am Theater am Admiralspalast in Berlin, wo er am Kabarett als Komiker engagiert war. Seine Liebe galt dabei dem Swing, seine Vorliebe politischen Witzen. Von 1936 bis 1939 trat er in unterschiedlichen, meist kleinen Rollen auch im Film auf.
Dorsay war vom 1. August 1932 bis zum Ausschluss wegen rückständiger Beitragszahlungen am 1. September 1933 Mitglied der NSDAP. 1939 heiratete er Louise Mentkes. 1941 wurde Dorsay zur Wehrmacht eingezogen und diente als Kraftfahrer. Im März 1943 fiel er während eines Heimaturlaubs beim Erzählen eines politischen Witzes im Restaurant des Deutschen Theaters einem Gestapo-Spitzel auf. Daraufhin kontrollierte man seinen Briefverkehr. Am 31. März wurde ein Brief aus Osterode an seinen Freund Eddy Haase in Berlin abgefangen, in dem er schrieb: „Wann ist endlich Schluß mit dieser Idiotie.“ Er wurde verhaftet und am 8. Oktober 1943 wegen Wehrkraftzersetzung zum Tod verurteilt und in Plötzensee hingerichtet. Das Todesurteil sollte andere Künstler abschrecken. Sein Name wurde aus den Vorspännen der Filme, in denen er mitgewirkt hatte, entfernt.
Der beanstandete Witz
Der Witz, dessen Erzählung zu Dorsays Überwachung und Hinrichtung führte, lautete: Bei Hitlers Einzug in eine Stadt hält ihm ein Mädchen ein Büschel Gras entgegen. Hitler fragt: „Was soll ich damit?“ Das Mädchen antwortet: „Alle sagen, wenn der Führer ins Gras beißt, kommen bessere Zeiten“.[1]
Gedenken
Vor seinem letzten Wohnsitz in Bremen wurde ein Stolperstein für ihn verlegt.[2]
Filmografie
- 1936: Du bist so schön, Berlinerin
- 1936: Ein Mädel vom Ballett
- 1936: Es geht um mein Leben
- 1936: Flitterwochen
- 1936: Wie ein Wunder kam die Liebe
- 1937: Abenteuer in Warschau
- 1937: Bluff
- 1937: Der glückliche Finder
- 1937: Der Scheidungsgrund
- 1937: Die Fledermaus
- 1937: Die Unterschlagung
- 1937: Karussell
- 1937: Liebe geht seltsame Wege
- 1937: Meine Frau, die Perle
- 1937: Psst, ich bin Tante Emma
- 1937: Spiel auf der Tenne
- 1937: Wie einst im Mai
- 1937: Wiederseh’n macht Freude
- 1937: Zu neuen Ufern
- 1938: Andere Länder, andere Sitten
- 1938: Das Mädchen mit dem guten Ruf
- 1938: Das verlorene Lächeln
- 1938: Familie auf Bestellung
- 1938: Kautschuk
- 1938: Liebesbriefe aus dem Engadin
- 1938: Tanz auf dem Vulkan
- 1939: Das große Los
- 1939: Der Mann mit dem Psst
- 1939: Mann im Schrank
- 1939: Robert und Bertram
- 1939: Wie werd’ ich bloß die Perle los?
Literatur
- Jörg Schöning: Robert Dorsay – Schauspieler. in CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lg. 5 (1986), edition text+kritik
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 93.
- Volkrat Stampa: Robert Dorsay – Es ging um sein Leben. Sujet-Verlag, Bremen 2016, ISBN 978-3-944201-98-6.
- Roland Kopp: Vorgeschichte und Durchführung des Kriegsgerichtsverfahrens gegen Robert Dorsay im Jahr 1943. Cuvillier Verlag, Göttingen 2019, ISBN 3-7369-7091-9.
Weblinks
- Robert Dorsay in der Internet Movie Database (englisch)
- Robert Dorsay bei filmportal.de
- Robert Dorsay bei Youtube
Einzelnachweise
- Warum Diktatoren keinen Spaß verstehen bei tagesspiegel.de, abgerufen am 31. März 2016
- Robert Stampa (Robert Dorsay), *1904 stolpersteine-bremen.de