Rimuss
Die Rimuss und Strada Wein AG (vormals Rimuss- und Weinkellerei Rahm) mit Sitz in Hallau ist ein Schweizer Getränkehersteller, der 1954 von Jakob Rahm gegründet wurde. Die Firma entwickelt, produziert und vermarktet rund 40 Traubensaft- und Weinspezialitäten, wovon «Rimuss» und «Frizz» die bekanntesten Marken sind. Die Aktien des Familienunternehmens waren in Besitz der gemeinnützigen Rimuss-Stiftung, die von der Familie Rahm kontrolliert und 2017 an die Davaz Holding im bündnerischen Fläsch verkauft wurden.[1]
Geschichte
1928 begann der Hallauer Landwirt Jakob Rahm im Schaffhauser Klettgau, Rebberge nach neuen Methoden anzulegen und Trauben und Wein zu verkaufen. 1945 stellte er erstmals 3'000 Liter alkoholfreien Traubensaft her und schaffte so neue Absatzwege für die einheimischen Trauben. Jakob Rahm baute zusammen mit seinen Söhnen Robert und Emil Rahm die «Rimuss- und Weinkellerei Rahm» auf. 1959 übernahm Emil Rahm, der später vor allem als Verschwörungstheoretiker und Publizist der äusseren Rechten bekannt wurde,[2] die Geschäftsführung der Rebbaugenossenschaft Hallau-Wilchingen.[3]
Nach dem Tod des Vaters übernahmen die Brüder 1969 das Unternehmen. Es gehörte lange der Rimuss-Stiftung, die die Aktien- und Stimmenmehrheit hielt und bei der Emil Rahm bis 2014 Stiftungsrat war. Die Rimuss-Stiftung unterstützte christliche und andere gemeinnützige Organisationen.[4] Auch das Unternehmen war unter den Gebrüdern Rahm evangelikal geprägt; Verwaltungsratssitzungen wurden jeweils mit einem Gebet eröffnet.[2]
2017 geriet Rimuss in finanzielle Schwierigkeiten, unter anderem wegen übertriebenem Sponsoring eines lokalen Frauenfussballvereins und anderen Marketingaktivitäten. Der Weinbauer Andrea Davaz erwarb das Unternehmen, restrukturierte es und benannte die Weinkellerei in «Strada» um.[2] Das Sponsoring führte unter anderem dazu, dass die Spielerinnen offiziell bei Rimuss angestellt waren, aber nicht zur Arbeit erscheinen mussten. Nachdem dieses Sponsoring aufflog und beendet wurde, stieg der FC Neunkirch von der Schweizer Spitze ab. Noch stärker zur finanziellen Schieflage trug der Umstand bei, dass Rimuss den rund 120 regionalen Weinbauern – darunter viele mit kirchlichem Bezug – Sonderkonditionen gewährte. Rimuss beglich die Lieferungen, indem die Verkäufe auf Konten gutgeschrieben wurden; diese wurden besser verzinst als Bankguthaben. Als weiterer Faktor gilt der Umstand, dass Rimuss zu stark auf alkoholfreien Kinder-Sekt setzte, dessen Verkäufe abnehmen, und der fast ausschließlich über die sehr preisbewussten Großverteiler abgesetzt wird.[5]
Produkte
«Rimuss» (Traubensäfte)
1954 brachte Jakob Rahm unter Mithilfe seiner Söhne Emil und Robert den perlenden Edeltraubensaft «Rimuss» auf den Markt. Das Produkt stiess auf grosses Interesse und wird heute in der Schweiz als Gattungsbegriff für ein alkoholfreies Festgetränk verwendet. 2012 ergänzte «Rimuss Secco» die Linie, ein alkoholfreier Schaumwein aus gespritztem Traubensaft und alkoholfreiem Wein. Neben Rimuss produziert das Unternehmen weitere Traubensaftprodukte.
Weine
1959 wurde der lokale Hallauer Wein erstmals unter der Marke «Graf von Spiegelberg» verkauft. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Firma zum grössten Traubenabnehmer in der Region und weitete seine Tätigkeit in den Kanton Zürich und in die Bündner Herrschaft aus. Mittlerweile arbeitet die Kellerei mit mehr als 200 Traubenlieferanten aus den drei Regionen zusammen und produziert (Stand 2019) mit 46 Mitarbeitenden rund ein Dutzend verschiedene Weinlinien mit über 6 Millionen Flaschen pro Jahr.[6]
«Frizz»
1990 folgte mit «Frizz», einem Frizzante-Wein mit Fruchtsaft/-aroma, die zweite schweizweit bekannte Marke. Das Produkt ist in den Varianten «Pesca», «Mango», «Litchi» sowie «Spritz» erhältlich.
Weblinks
- Website der Rimuss und Strada Wein AG
- Website über Rimuss
- Rimuss und Strada Wein AG auf der Website der Schweizerischen Markenartikelsverband
- Jorgos Brouzos: Auferstehung, alkoholfrei. In: Tages-Anzeiger vom 29. Mai 2019 (Archiv).
Einzelnachweise
- Bündner Herrschaft in Hallau willkommen. ideaSpektrum, Liestal 18. Oktober 2017, S. 12–13
- Ein Bündner Weinbauer will Rimuss retten, Der Bund, 29. Mai 2019
- (PDF; 66 kB) Gründungspapier Rebbaugenossenschaft Abgerufen am 18. Februar 2012.
- Rimuss-Stiftung. Internet-Auszug. (Nicht mehr online verfügbar.) Handelsregister des Kantons Schaffhausen, ehemals im Original; abgerufen am 16. April 2011. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Jorgos Brouzos: Ein Bündner Weinbauer will Rimuss retten. 30. Mai 2019, abgerufen am 11. September 2019.
- Rimuss- und Weinkellerei Rahm AG in schaffhausen.ch Regionalinfo, Schaffhausen 2017