Richard Whitbourne
Sir Richard Whitbourne (* 1561 bei Bishopsteignton, Devonshire; † vor September 1635) war ein englischer Seemann, Kaufmann, Kolonist in Neufundland in Kanada und Autor.
Leben
Whitbourne, der am 20. Juni 1561 getauft wurde, ging bei einem Kaufmann (Merchant adventurer) in Southampton in die Lehre und segelte dabei viel in europäischen Gewässern und mehrfach nach Neufundland, zuerst 1579. Er betrieb Walfang und handelte mit den Indianern. Whitbourne war in Neufundland sowohl bei der Annexion durch Humphrey Gilbert 1583 zugegen, als auch beim Überfall von Bernard Drake auf die portugiesische Fischereiflotte 1585. Er diente unter Admiral Thomas Howard, 1. Earl of Suffolk auf einem eigenen Schiff im Kampf gegen die spanische Armada 1588 – und kommandierte drei weitere Schiffe – und war danach vor allem in der Kabeljaufischerei vor Neufundland aktiv. 1615 hielt er einen ersten Gerichtshof in Nordamerika ab und untersuchte Vergehen der Fischer an den Kolonisten, beauftragt von der britischen Admiralität. Wie Richard Guy konnte er aber wenig ausrichten, auch wenn er von zahlreichen Kapitänen Aussagen sammelte. 1612, 1614 und 1616 war er mit eigenen Schiffen vor Neufundland und beabsichtigte die gefangenen Fische im Mittelmeerraum zu verkaufen. Er interessierte sich zunehmend für die Siedler in Neufundland und ergriff Partei für diese gegen die Fischer.
Auf Bitte von Sir William Vaughan, einem Spekulanten, der Land in Neufundland von der London and Bristol Company gekauft hatte, leitete er 1618 bis 1620 als Gouverneur dessen 1617 gegründeter Kolonie in Renews in Neufundland, bis Vaughan das Unternehmen aufgab. Die Siedler waren schlecht vorbereitet und hatten wenig Erfolg. 1620 veröffentlichte er ein Buch, um die Besiedlung Neufundlands zu fördern. Es ist eine wichtige Quelle für die frühe Geschichte Neufundlands. Er preist dabei die Möglichkeiten für Fischer und Siedler enthusiastisch an. Whitbourne versuchte auch Lord Falkland für eine Fortsetzung der Kolonie zu gewinnen und besuchte 1622 und 1626 die Kolonie, die vom Gouverneur Francis Tanfield regiert wurde. 1625 wurde er auf Fürsprache von Falkland geadelt.
Whitbourne setzte sich beim englischen König Jakob I. für die Begnadigung des Piraten Peter Easton ein, der ihn zuvor 1612 elf Wochen gefangen hielt, um ihn selbst zur Piraterie zu bekehren, und er setzte sich für den Piraten Henry Mainwaring ein. Letzterer war zwar anfangs Piratenjäger, wandelte sich dann aber zum Piraten mit Angriffen auf die Fischer vor Neufundland.
Er besaß lange ein Haus nahe Exmouth an der Küste von Devonshire, wurde aber im August 1635 in Teignmouth nahe seinem Geburtsort beerdigt. Das und die Nachricht von einem Schiff aus Exmouth, das im Januar 1634 in französischen Gewässern sank, ließ seinen Biographen Richard Whidborne vermuten, dass er den Schiffbruch in Frankreich überlebte, er bald darauf verstarb und der Leichnam nach England überführt wurde.
Er war verheiratet und hatte zwei Töchter.
Schriften
- A Discourse and Discovery of New-found-land, London 1620, 2. Auflage 1622
- Ausschnitte in: T. Whitburn (Hrsg.), Westward hoe for Avalon ... , London 1870
- A discourse containing a loving invitation ... to all Adventurers ... for the advancement of his Majesties most hopeful Plantation in the New-found-land. 1622
Literatur
- Christopher English: Whitbourne, Sir Richard (1561–1635), Oxford Dictionary of National Biography Online 2004
- Richard Whidborne: Crosses & comforts: being the life and times of Captain Sir Richard Whitbourne 1561–1635 of Exmouth in Devonshire, St John’s, 2005