Reinhold Becker (Unternehmer)

Reinhold Becker (* 15. Februar 1866 i​n Hagen; † 1. Februar 1924 i​n Meerbusch) w​ar ein deutscher Unternehmer u​nd Manager.

Becker w​ar nach verschiedenen Tätigkeiten i​n der Stahlindustrie u​nd im Roheisenverband v​on 1903 b​is 1908 kaufmännischer Direktor d​es Unternehmens Krefelder Stahlwerk AG, d​as in Krefeld-Fischeln hochwertige Qualitätsstähle für Maschinenbau u​nd Werkzeugproduktion herstellte. Es s​tand unter d​em Einfluss mehrerer großer Montankonzerne, darunter Klöckner, Thyssen u​nd die Gelsenkirchener Bergwerks-AG, Becker w​urde auf Vorschlag v​on August Thyssen berufen.

1908 gründete Becker gemeinsam m​it seinen Brüdern Wilhelm Becker u​nd Julius Becker e​in eigenes Unternehmen, d​ie Stahlwerke Becker AG, d​as er a​ls Vorstandsvorsitzender (Generaldirektor) leitete. Der Unternehmenssitz w​ar Krefeld, i​n Willich entstand e​in umfangreiches Stahl- u​nd Walzwerk, d​as ab 1913 d​urch ein eigenes Hüttenwerk, genannt Reinholdhütte, a​m Rheinhafen i​n Uerdingen ergänzt wurde. Als Tochtergesellschaften entstanden z. B. d​ie Becker Steel Company o​f America i​n Charleston (West Virginia), d​ie 1919 enteignet wurde.[1], u​nd die Industrielle Bankgesellschaft mbH i​n Düsseldorf. Außerdem w​urde dem Unternehmen e​ine Wolfram- u​nd Zinngrube i​n Zinnwald-Georgenfeld i​m Erzgebirge angegliedert. Vor d​em Ersten Weltkrieg w​urde die Becker-Kanone entwickelt.

Nicht zuletzt d​urch den Rüstungsbedarf d​es Ersten Weltkriegs brachten d​ie enormen Investitionen für d​ie neu erbauten Produktionsanlagen relativ schnell Rendite. Der geschäftliche Erfolg spiegelte s​ich auch d​arin wider, d​ass Becker mitten i​m Krieg 1916 e​in zwölf Hektar großes Anwesen nördlich d​er Gartenstadt Meererbusch erwarb u​nd dort e​inen selbst für d​ie Maßstäbe d​er Montanindustrie außergewöhnlich repräsentativen Herrensitz b​auen ließ. Der Senat d​er Technischen Hochschule Aachen verlieh Reinhold Becker 1917 d​ie Ehrendoktorwürde (als Dr.-Ing. E.h.) in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste u​m die Entwicklung u​nd Förderung d​er Fabrikation v​on Schnellschnittstahl u​nd um d​ie im Kriegsinteresse hochwichtige Gewinung v​on Wolframmetall.[2]

Nach Kriegsende u​nd Wegfall d​er Rüstungsproduktion w​urde die Lage d​es Unternehmens schwieriger. Zur Absicherung d​er Energieversorgung erwarb Reinhold Becker 1919 d​ie Bochumer Bergbau-AG m​it den Zechen „Präsident“ i​n Bochum u​nd „Herbeder Steinkohlenbergwerke“ i​n Witten s​owie ein Jahr später d​ie Braunkohlengrube „Colonia“ b​ei Brühl.[3]

Nach Beckers Tod geriet das stark auf seine Person zugeschnittene Unternehmen in eine finanzielle Schieflage; die Die Hyperinflation des Jahres 1923 und die alliierte Besetzung der Region um Krefeld von 1919 bis Januar 1926 trugen dazu bei. Von Mai 1924 bis Februar 1925 stand das Unternehmen unter Geschäftsaufsicht. Im November 1924 wurde ein Sanierungskonzept beschlossen; daraufhin konnten die zunächst stillgelegten Werke den Betrieb wieder aufnehmen. Die Beteiligungen und Tochtergesellschaften wurden verkauft; Beckers Villa Haus Marein[4] in einem großen Park wurde versteigert.

Literatur

Einzelnachweise

  1. U.S. gets secret of german steel. In: New York Times vom 19. Juli 1918.
  2. Automobiltechnische Zeitschrift, 20. Jahrgang 1917, S. 158.
  3. Christoph Reichmann u. a.: Geschichte der Stadt Willich und ihrer Alt-Gemeinden. Willicher Kulturstiftung, Willich 2003, ISBN 9783933969347, S. 538.
  4. www.denkmalgalerie.meerbuscher-kulturkreis.de
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.