Rausenbach
Haus Rausenbach ist der Name eines Zweiges des schwäbischen Geschlechts der Raus von Rausenbach. Das Haus besteht bis heute. Die Nachkommen leben heute in Mexiko, Spanien, Österreich und Deutschland.
Herkunft
Gemeinsamer Ahnherr aller noch heute bestehenden Zweige der Familie ist Thomas Raus (* um 1575). Ihm wurde 1597 der Zusatz „von Rausenbach“ durch Kaiser Rudolf II. verliehen, nachdem zuvor seinem Vater die Zugehörigkeit zum „alten“ Adel durch Kaiser Maximilian II. bestätigt worden war.[1]
Die Familie teilte sich zu Beginn des 17. Jhdts. in zwei Hauptlinien, von denen die ältere (auch Böhmische Linie genannt) 1767 mit Johann Ferdinand im Mannesstamm erlosch. Die jüngere, schwäbische Linie, besteht in verschiedenen Zweigen bis heute. Unter „Haus Rausenbach“ versteht man im Allgemeinen die herzogliche Line des Hauses Raus.
Der Ursprung des Beinamens „de Baviera“ ist unklar. Er dürfte wohl schon früher geführt worden sein, aber zu einem festen Bestandteil des Familiennamens wurde er erst durch Johannes Raus (spanisch: Juan Raus de Baviera).
Entwicklung
Johann Ferdinand Raus, war Wirtschaftsdirektor der Güter des Fürsten Lobkowicz mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Er konnte größere Besitzungen in der Gegend um Prag erwerben, die nach seinem Tod über seine Tochter an die Familie ihres Mannes, Freiherr Wilhelm Macneven O´Kelly von Agrim übergingen.
Zu den Besitzungen gehörte u. a. das 1730 erworbene Gut Zrutsch an der Sasau, dessen Schloss von Johann Ferdinand im Barockstil umgebaut wurde. Mit ihm starb 1767 die Böhmische Linie aus.
Die schwäbische Linie, die hauptsächlich in der Gegend des nördlichen Schwarzwalds begütert war, musste gegen Ende des 18. Jhdts. einen Großteil Ihrer Besitzungen veräußern. Aufgrund von Missernten und wirtschaftlicher Fehlplanung sah sich der damalige Chef des Hauses, Johannes Raus (1778–1833), zu Beginn des 19. Jhdts. dazu gezwungen, nach anderen Einnahmequellen zu suchen. Aufgrund seiner Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten konnte er an verschiedenen deutsch-mexikanischen Unternehmungen teilnehmen, wodurch er es zu einem bedeutenden überseeischen Vermögen brachte, das zum Teil heute noch im Familienbesitz ist. Im Jahre 1822 wurde er von Kaiser Agustin von Mexiko zum erblichen Duque (span. = Herzog) erhoben. Gemäß kaiserlichen Diploms wurden ihm und seiner ehelichen Nachkommenschaft die Titel und Namen Duque de Mérida (Herzog von Mérida), Príncipe Raus (Fürst Raus) verliehen. Das neugeschaffene Herzogtum Mérida bezog sich auf die gleichnamige Stadt auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko.
Seit 1823 führt der jeweilige Chef des Hauses den Titel und Namen Duque de Rausenbach, der bis heute in der Primogenitur vererbt wird.
Nachdem der erste Herzog von Rausenbach im Jahre 1833 Mexiko verlassen musste, um nicht Opfer der Verfolgungen zu werden, die durch das Dekret, genannt „Ley del Caso“, ausgelöst wurden, kehrte er wieder in seine schwäbische Heimat zurück, wo er noch im selben Jahr verstarb. Sein Sohn Jacob Raus, 2. Duque de Rausenbach, versuchte Zeit seines Lebens die hierbei verlorenen mexikanischen Güter wiederzubekommen und reiste, animiert durch Kaiser Maximilian I., nach Mexiko. Seine Spur verliert sich im Jahre 1867 mit der Hinrichtung des Kaisers.
Johannes Raus verfasste 1822 ein Hausgesetz, in dem die Rechte und Pflichten der Mitglieder der herzoglichen Linie des Hauses festgelegt wurden, unter anderem die ausschließliche Primogenitur in der männlichen Linie. Des Weiteren stiftete er den noch heute existierenden Haus- und Familienorden, den sogenannten Michaelsorden mit dem Ziel, den Familienverband zu stärken und für die Nachgeborenen zu sorgen.[2]
Standeserhebungen
Im Jahre 1735 erhielt Johann Ferdinand Raus von Kaiser Karl VI. das Incolat im böhmischen Herrenstand nebst Erlaubnis sich „von Rausenbach“ nennen zu dürfen.[3] 1755 wurde ihm von Kaiserin Maria Theresia der erbländisch-österreichischen Ritterstand[4] verliehen.
Der mexikanische Kaiser Agustín I. erhob Johannes Raus am 21. Juli 1822 in den erblichen Fürstenstand mit den Titeln und Namen Duque (span.= Herzog) de Mérida, Príncipe (span.= Fürst) Ráus, Señor de Waldach. Im Jahre 1823 wurde Johannes Raus dann zum Duque de Rausenbach erhoben durch Übertragung des herzoglichen Titels von Mérida bei gleichzeitiger Beibehaltung desselben. Außerdem wurden ihm und seinen Nachkommen die Zuständigkeit des Prädikats „Alteza“ (span.= Hoheit) bestätigt.[2]
Da Mexiko alle erblichen Titel für abgeschafft erklärt hat, führen die Nachkommen des zweiten Herzogs von Rausenbach ihre Titel und Namen heute nur noch im familienrechtlichen Sinne.
Wappen
Das ursprüngliche Wappen der Raus von Rausenbach wurde im Jahre 1597 von Kaiser Rudolf II. verliehen und zeigte auf Schwarz einen silbernen Wellenbalken. 1735 und 1755 wurde es von Kaiser Karl VI. bzw. von Kaiserin Maria Theresia gebessert. Kaiser Augustin I. von Mexiko versah es 1822 mit herzoglichen Attributen, so wie es heute noch geführt wird: Geviert, im ersten und im vierten Feld in gold ein rot bewehrter schwarzer Adler. Im zweiten und im dritten Feld in schwarz ein rot bewehrter und gekrönter goldener Löwe. Umrahmt von der Bordüre des Wappens der Stadt Mérida. Auf dem blauen Herzschild ein silberner Wellenbalken. Das ganze umrahmt vom herzoglichen Mantel und Krone. Die Devise lautet: originis conscientiam.
Chefs des Hauses Rausenbach (herzogliche Linie)
Name | Zeitraum | |
---|---|---|
I | Johannes Raus, genannt de Baviera, I. Duque de Rausenbach, I Duque de Mérida, I Príncipe Ráus (1778–1833) | 1820–1833 |
II | Jacob Raus, genannt de Baviera, II. Duque de Rausenbach (1808–1867) | 1833–1867 |
III | Friedrich Raus, III. Duque de Rausenbach (1851–1877) | 1867–1877 |
IV | Wilhelm Ernst Raus, genannt de Baviera, IV. Duque de Rausenbach (1876–1922) | 1877–1922 |
V | Albert Raus, genannt de Baviera, V. Duque de Rausenbach (1912–1989) | 1922–1989 |
VI | Helmut Artur Raus, genannt de Baviera, VI. Duque de Rausenbach (1938) | 1989–2015 |
VII | Daniel Artur Raus, genannt de Baviera, VII. Duque de Rausenbach (1974) | 2015– |
Einzelnachweise
- Tschechisches Nationalarchiv Prag, Saalbücher: Eintrag 163, S. 482–487; Eintrag 204, S. 244–253 und Eintrag 12a, S. 561–565.
- Fundación Casa ducal de Rausenbach (Stiftung des herzogl. Hauses Rausenbach): Gesamtarchiv des Hauses Raus
- Österr. Staatsarchiv Wien, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Hofkanzleiakten
- Österreichisches Staatsarchiv Wien, Allgemeines Verwaltungsarchiv, Hofkanzleiakten
Literatur
- Megerle von Mühlfeld: Österreichisches Adelslexikon. Wien 1822, S. 139 und Ergänzungsband, S. 417.
- Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexikon der Preussischen Monarchie. Berlin, S. 261.
- Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. Verlag Georg Joseph Manz, Regensburg 1865.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adelslexikon. Leipzig 1867, S. 367.
- Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen statistisch-topographisch dargestellt. Prag 1843, S. 79.
- Doris M. Ladd: The Mexican Nobility at Independence. Austin Institute of Latin American Studies, 1976, ISBN 0-292-75027-7.
- Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon oder Handbuch über die historischen, genealogischen und diplomatischen, zum Theil auch heraldischen Nachrichten vom hohen und niedern Adel, besonders in den deutschen Bundesstaaten, so wie von dem östreichischen, böhmischen, märenschen, preussischen, schlesischen und lausitz´schen Adel. Zweiter Band, Verlag Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1826, S. 292.
- August von Doerr: Der Adel der Böhmischen Kronländer. Verlag Fr. Rivnac, Prag 1900, S. 222, 238.