Rauch-Haus-Song

Der Rauch-Haus-Song i​st ein Lied d​er Berliner Politrock-Band Ton Steine Scherben v​on deren zweitem Studioalbum Keine Macht für Niemand (1972).

Das Georg-von-Rauch-Haus
Ein besetztes Gebäude (Jugendhaus Stuttgart-Degerloch), an dem ein Transparent mit dem Slogan „… das ist UNSER haus“ (rechts oben) befestigt ist.

Das Lied thematisiert d​ie Besetzung d​es ehemaligen Bethanien-Krankenhauses a​m Mariannenplatz i​n Berlin-Kreuzberg a​m 8. Dezember 1971, dessen Schwesternwohnheim d​ie Besetzer „Georg-von-Rauch-Haus“ nannten – n​ach dem a​m 4. Dezember 1971 b​ei einem Schusswechsel m​it der Polizei erschossenen Georg v​on Rauch.

Die Band w​ar in d​er Hausbesetzerbewegung a​ktiv und a​n der Besetzung d​es Rauch-Hauses – der zweiten Hausbesetzung i​n Berlin – unmittelbar beteiligt; Rio Reiser schrieb d​en Song während d​er Besetzung.[1]

In d​er Hausbesetzerszene i​st das Lied w​egen der Zeilen „Ihr kriegt u​ns hier n​icht raus! Das i​st unser Haus!“ z​um Evergreen geworden u​nd wird v​or allem v​on Punkbands i​mmer wieder gecovert (siehe unten). „Das i​st unser Haus“ i​st auch d​er Titel e​iner 2017 erschienenen „Geschichte d​er Hausbesetzung“ d​es Scherben-Bassisten Kai Sichtermann u​nd dessen Schwester, d​er Journalistin Barbara Sichtermann.[2]

In d​er Zeile „Das i​st unser Haus / schmeißt d​och endlich Schmidt u​nd Press u​nd Mosch a​us Kreuzberg raus“ bezieht s​ich „Schmidt u​nd Press“ a​uf die „Schmidt & Press GmbH & Co. KG“ d​es Immobilienmaklers Günter Schmidt a​ls Bauherrin d​es Neuen Kreuzberger Zentrums[2][3], „Mosch“ a​uf den beteiligten Bauunternehmer Heinz Mosch, d​er in d​en frühen 1970er Jahren größter privater Bauunternehmer d​er Bundesrepublik war.[4][5] Schmidt u​nd Mosch standen symbolisch für Immobilienspekulation.[6][7]

Coverversionen

  • Im Jahr 2000 veröffentlichte die Deutschpunk-Band 1. Mai 87 das Album Rip Off inklusive des Titels Rauch-Haus-Song.[8]
  • Der DJ WestBam veröffentlichte 2001 einen Remix auf dem Album Pop 2001 – Geschichte wird gemacht.[8]
  • 2006 veröffentlichte der Sänger und Schauspieler Jan Plewka den Film Jan Plewka singt Rio Reiser – Eine Reminiszenz an den König von Deutschland inklusive des Rauch-Haus-Songs.[8]
  • Brigade S veröffentlichte 2009 den Song auf ihrem fünften Album Turbobuben.[8]
  • 2013 veröffentlichte die Hamburger Band Rantanplan eine Coverversion zum Anlass der Räumung der Esso-Häuser, des Konflikts um die Rote Flora und den Protesten dagegen, die zum Jahreswechsel 2013/2014 in Hamburg stattfanden.[8]
  • Auf dem zweiten Album von Swiss und Die Andern, Missglückte Welt, befindet sich der Rauchhaussong als Titel Nummer 9.
  • Die Crossover-Band KAFVKA veröffentlichte 2016 ein Cover des Songs, dessen umgedichter Text die zunehmende Gentrifizierung thematisiert.[9] ("Schmeißt doch endlich alle ohne Cash aus Kreuzberg raus")[10].

Einzelnachweise

  1. Songtexte / Tabs: Rauch-Haus-Song. In: RioLyrics.de. (riolyrics.de [abgerufen am 11. Februar 2018]).
  2. Barbara Sichtermann, Kai Sichtermann: Das ist unser Haus: Eine Geschichte der Hausbesetzung. Aufbau Digital, Berlin 2017, ISBN 978-3-8412-1164-4 (google.de).
  3. Anne Lena Mösken: Zentrum Kreuzberg am Kottbusser Tor: Vom hässlichen Kotti-Koloss zum beliebten Wohnzentrum. In: Berliner Zeitung. 21. November 2014 (berliner-zeitung.de [abgerufen am 11. Februar 2018]).
  4. Bau-Industrie: Ob’s überhaupt langt. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1974 (online).
  5. Jens Friedemann: Letzter Akt des Mosch-Dramas. In: Die Zeit. Nr. 46, 1974 (zeit.de [abgerufen am 11. Februar 2018]).
  6. Rauch-Haus-Song. In: RioLyrics.de. Robert Kneschke (Hrsg.), abgerufen am 5. Juni 2015.
  7. Berlin-Förderung: So exzessiv und schamlos. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1973 (online Dort heißt es u. a.: „Am Kottbusser Tor wollte Immobilien-Makler Günter Schmidt in halbkreisförmigem Bogen Gewerbe- und Wohnbauten für 80 Millionen Mark hochziehen. Doch auf dem Gelände standen noch Häuser, aus denen die Mieter nicht weichen mochten. Bauherr Schmidt sah sein ‚Neues Kreuzberger Zentrum‘ in Gefahr und beschloß, die ‚Entmietung‘ der Altbauten zu forcieren: Ohne Vorwarnung ließ er Türen und Fenster des noch teilbewohnten Hauses Dresdener Straße 131 herausbrechen und auf den Hof werfen. Begründung: ‚Wir wollen nicht, daß sich Gastarbeiter und anderes Gesindel einnisten.‘“).
  8. Cover P-R. In: scherbencover.de. Christian Noller (Hrsg.), abgerufen am 5. Juni 2015.
  9. Maul auf! In: fluter.de. (fluter.de [abgerufen am 12. August 2018]).
  10. Kafvka – Rauch-Haus-Song. Abgerufen am 12. August 2018.
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