Rainer Lukas Motz
Rainer Lukas Motz, genannt Munke (* 19. August 1934 in Heidelberg; † 26. Dezember 1990 ebenda) war ein deutscher Maler, Nonkonformist und Bohémien.
Leben und Werk
Nach der mittleren Reife und einer Lehre als Polsterer und Dekorateur wandte sich Munke 1953 der Malerei zu und besuchte die Werkkunstschule Darmstadt und die Akademie der Künste in München Xaver Fuhr. Für die Zeit von 1956 bis 1958 sind Studienaufenthalte in Italien (u. a. Florenz, Venedig, Rom) bezeugt. 1960 begann er ein Studium der Kunstmalerei an der freien Akademie der Künste in Mannheim, für das er ein Stipendium erhielt. Als Meisterschüler von Paul Berger-Bergner schloss er 1963 seine Ausbildung ab und arbeitete seitdem als freischaffender Künstler. Sein Atelier befand sich in Heidelberg-Rohrbach. Der Nenn-Name Munke soll von seinem Vater stammen mit Anspielung auf den expressionistischen Dichter Alfred Richard Meyer alias Munkepunke oder auf den anti-nationalsozialistischen Schwarzsender Munke-Punke, er signierte nie mit diesem Name wegen der Verwechslungsgefahr mit Edvard Munch.[1]
Zunächst noch der expressionistischen Malweise verpflichtet, änderte Munke seinen Stil zugunsten einer realistischeren Grundauffassung. Motive aus der Welt der Sagen, Märchen und Mythologie, vor allem aber viele Kinderbilder, kennzeichnen sein Frühwerk. Ab der Mitte der 1960er Jahre wendete sich der Künstler verstärkt auch makabren Themen zu. Seine damaligen Werke lassen eine intensive Beschäftigung mit nekromantischem Gedankengut erkennen; er malt Gespenster und Geisterscheinungen und befasst sich mit Spukereignissen. Neben zahlreichen Stillleben gehören auch fantastische Architekturdarstellungen, Harlekin- und Maskenbilder zu seinem Repertoire. Zu den Hauptwerken zählen u. a. fünf Triptychen, von denen zwei als verschollen gelten.
Als Hauptschaffenszeit kann die Zeitspanne zwischen 1968 und 1975 betrachtet werden. In diesen Jahren entstanden seine typischsten Bilder, die eine unverwechselbare Handschrift zeigen und stilistisch wie thematisch in der damaligen Bundesrepublik einzigartig waren.[2]
Nach 1979 lässt die Produktion der Ateliermalerei nach und weicht einem neuen Betätigungsfeld. Der Maler entdeckt die Wand- und Fassadenmalerei und widmet sich dieser neuen Aufgabe fast bis zu seinem Tod 1990. Bilder dieser Gattung sind erhalten in Heidelberg-Rohrbach, Neckargemünd und Freiburg.[3]
Sein Grab befindet sich auf dem Rohrbacher Friedhof.
Würdigung
Munke zählt zu den Vertretern einer neoromantischen Malerei mit konkret-figürlichen Darstellungen und einer Vorliebe für ungewöhnliche Themen. Zunächst gelang es ihm, einen überzeugenden Gegenpol zu den damals gängigen Kunstauffassungen und Stilrichtungen zu bilden. Mit der aufkommenden Studentenbewegung stießen seine Arbeiten auf immer größere Ablehnung, seine Gemälde wurden stilistisch als anachronistisch, seine Bildmotive als reaktionär verunglimpft.
Von Kunstsammlern in der damaligen Bundesrepublik geschätzt, war Munke bis zu seinem Unfalltod eine über Heidelberg hinaus geachtete Persönlichkeit. Seine Gemälde sind mittlerweile in alle Welt zerstreut und befinden sich fast ausschließlich in Privatbesitz.[4][5][6]
2021 übergab Munkes Biograph Hans-Jürgen Kotzur den Nachlass des Künstlers und weitere Dokumente an das Stadtarchiv Heidelberg.[7][8][9][10]
Ausstellungen (Auswahl)
- 1963: Bibliographikum Tenner, Heidelberg
- 1965: Gemeinschaftsausstellung Gruppe 7, Atelier AG7, Darmstadt
- 1968: Theater Tangente, Heidelberg
- 1977: Peinture fantastique, Maison de Heidelberg, Montpellier
- 2004: Ausstellung zum 70. Geburtstag, Altes Rathaus, Rohrbach[11]
- 2017: Retrospektive Rainer Motz Munke, Heidelberger Forum für Kunst, Heidelberg[5][12]
Weblinks
Einzelnachweise
- Ludwig Schmidt-Herb: Warum nannten ihn alle "Munke"? Rhein-Neckar-Zeitung, 24. April 2018, abgerufen am 6. Dezember 2021.
- Hans-Jürgen Kotzur: Heiter bis makaber. Die Bilderwelt des Heidelberger Malers Rainer Motz, genannt Munke. In: Schriftenreihe des Heimatmuseums Heidelberg-Rohrbach. Band 17, 2018, ISBN 978-3-921522-40-0.
- Hrdina, Dirk, Motz-Munke, Rainer, 1934–1990.: "Er hat Farbe in unser Leben gebracht" : die Wandmalereien von Motz Munke in Heidelberg-Rohrbach. Heimatmuseum Heidelberg-Rohrbach, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-921522-37-0.
- Hans-Jürgen Fuchs: Rainer Motz, genannt „Munke“, Kunstmaler - Sechs Versuche einer Annäherung. Der Punker, November 2004 .
- Retrospektive Munke. Heidelberger Forum für Kunst, 2017 .
- Hans-Jürgen Kotzur: Mythos Munke. Aus dem Leben des Heidelberger Malers Rainer Motz - Munke. In: Schriftenreihe des Heimatmuseums Heidelberg-Rohrbach. Band 18. Heidelberg-Rohrbach 2018, ISBN 978-3-921522-42-4.
- "Munkes" makabrer Schatz. Rhein-Neckar-Zeitung, 24. April 2018: „Katalog stellt erstmals die Ölbilder von Rainer Motz zusammen - Buch wurde im Rathaus vorgestellt“
- Sammlung zum Werk von Rainer „Munke“ Motz übergeben. Stadtarchiv Heidelberg, 6. September 2021: „Werksbeschreibungen und Bildmaterial vor 1978, Fotoporträts, Pressespiegel, Recherchen zum Verbleib der Werke und ein großer Werkskatalog der Gemälde von 1962 bis zu seinem frühen Tod 1990“
- Stadtarchiv erhält den Nachlass des Künstler-Originals Munke. Rhein-Neckar-Zeitung, 19. März 2021 .
- Manfred Bechtel: "Munkes" Kunst war unvergleichbar, aber einst uninteressant. Rhein-Neckar-Zeitung, 4. Oktober 2021 .
- Hans-Jürgen Fuchs: Rainer Motz, genannt „Munke“, Kunstmaler. Stadtteilverein Rohrbach, 2004 .
- Heide Seele: Heidelberger Forum für Kunst zeigt Motz-Retrospektive. Rhein-Neckar-Zeitung, 17. Januar 2017 .