Radoslav Rodić
Radoslav Rodić „Roki“ (* 15. Oktober 1950 in Ripanj, SFR Jugoslawien, heute Serbien) ist ein serbischer Rock- und Folk-Sänger, der vor allem in den 1980er-Jahren große Bekanntheit erlangte.
Zu seinen bekanntesten Liedern zählen „Volim da te volim“, „Ranila me jedna zena“ und „Plavusa“.
Anfänge in der Rock-Musik
Geboren und aufgewachsen ist Radoslav Rodić in Ripanj, einer Ortschaft rund 15 Kilometer südlich von Belgrad. Seine Jugend verbrachte er jedoch in der Jugoslawischen Hauptstadt, im von Plattenbauten dominierten Stadtteil Novi Beograd. Schon in Schulzeiten bekam er den Spitznamen "Roki", welcher ihn durch seine spätere Musikalische Karriere begleiten sollte.
Gemeinsam mit drei Schulfreunden gründete er Anfang der 1970er Jahre die Rockband „Helios“. Bereits damals konnte er lokal kleinere Erfolge verbuchen. Die Auftritte der Band beschränkten sich jedoch überwiegend auf kleinere Musik-Festivals und andere private Anlässe im kleineren Rahmen.
Über die Jahre konnte die Band ihre Popularität ausbauen und trat nach und nach auf verschiedenen Festivals in ganz Jugoslawien auf.
Nach einigen Jahren gingen die Bandmitglieder jedoch eigene Wege. Manche kehrten der Musik vollständig den Rücken, andere konzentrierten sich auf ihre Schulausbildung, und Radoslav Rodić begann seine Solokarriere.
Ursprünglich aus der Rock-Szene kommend, bemerkte er Ende der 70er-Jahre den damaligen Hype um die Jugoslawische Volksmusik-Szene und Interpreten wie Saban Saulic, Toma Zdravkovic oder Miroslav Ilic. Er selbst kannte laut eigener Aussage bis auf Toma Zdravkovic kaum einen der damaligen Volksmusik-Interpreten. Aufgrund der größeren Nachfrage wechselte er schließlich das Genre und legte seinen Schwerpunkt auf die Volksmusik (jugoslawisch: "Novokomponovana narodna muzika") , ohne jedoch auf seine Anfänge in der Rock-Musik zu vergessen.
Solokarriere als Folk-Sänger
Im Mai 1985 veröffentlichte er unter dem Plattenlabel "Jugoton" in Zagreb sein erstes Album als Solo-Künstler mit dem Titel „Castio sam“. Bereits hier ist hervorzuheben, dass sich das ganze Album nicht eindeutig dem Folk bzw. der „Novokomponovana narodna muzika“ (ähnlich wie bei Halid Muslimović oder Lepa Brena) zuordnen lassen kann. Die Lieder hatten einen schnelleren Rhythmus und waren wesentlich Rock- und Pop-Lastiger. Eine Ausnahme bildet hier das Lied „Kao vazduh, kao voda“, welches der klassischen „Narodna Muzika“ zuzuordnen ist. Der Großteil der Lieder dieses Albums stammt aus der Feder von Aleksandar Radulovic (Spitzname "Futa") und seiner Gattin Marina Tucakovic. Beide Komponisten gelten seit den 80er-Jahren Genreübergreifend im ganzen Ex-Jugoslawischen Raum als sehr erfolgreich.
Im April 1986 folgte sein zweites LP-Album mit dem Titel „Linija Zivota“ und seiner Hitsingle „Volim da te volim“, eine schnelle Ballade, mit welcher er auch das Folk-Musik-Festival „MESAM“ gewann. Auch dieses Album gilt als Brückenschlag zur Rock-Musik. Maßgeblich hierfür sind der erste Track „Ej, Pobro, Pobratime“, eine von Bassgitarren geprägte schnelle Folk/Rock-Nummer, komponiert vom Rock-Musiker Asim Sarvan sowie die etwas langsamere Nummer „Linija Zivota“, ebenfalls eine Komposition von Sarvan.
Anfang 1987 veröffentlichte er sein drittes Album mit dem Titel „Ranila me jedna zena“, das Album, welches bis Heute als seine sprichwörtliche „Visitenkarte“ gilt. Mit der gleichnamigen Single konnte er an den Erfolg von „Linija Zivota“ problemlos anknüpfen. Auch auf diesem Album stammt ein Großteil der Kompositionen vom Duo Radulovic & Tucakovic.
Im Dezember 1987 folgte bereits sein viertes Album „Zbogom, zbogom svima“, aus welchem er den ersten Track „Moja Ljubo“ auskoppelte und beim „MESAM“-Festival 1987 (nach 1985 und 1986) zum dritten Mal den ersten Platz gewann. Zugleich kam es beim "MESAM"-Festival zu einem – für damalige Zeiten – großen Eklat. Bei seinem Auftritt mit "Moja Ljubo" trug Radoslav Rodic, dem Inhalt des Liedes entsprechend, eine Mönchskutte. Entgegen den Veranstaltern weigerte er sich, die Kutte abzulegen und gegen ein "angemesseneres" Outfit zu tauschen. Die Veranstalter attestiertem ihm dadurch ein "unprofessionelles Verhalten", durch welches er dem Festival schaden möchte und so wurde ihm ein weiterer Auftritt verwehrt. Zusätzlich erging an alle Fernsehstudios des Landes die Anordnung, Rodic jeden Auftritt bei den damaligen Silvesterprogrammen zu verwehren. Lediglich RTV Zagreb genehmigte ihm im Silvesterprogramm 1987/1988 dennoch einen Auftritt.
Diesem Vorfall zum Trotz gilt "Moja Ljubo" als einer der erfolgreichsten Songs von Radoslav Rodic und zugleich als sein persönliches Lieblingslied. Das Album "Zbogom, zbogom svima" galt weiters durch die beiden Songs „Pusti sve“ sowie „Zivi, zivi uspomeno“ als besonders stark von Rock-Einflüssen geprägt. In dieser Zeit galt Rodić in der Jugoslawischen Folk-Szene aufgrund seines Erscheinungsbildes als Frauenschwarm mit dem Image eines Rockmusikers.
Im Herbst 1988 folgte sein Album „Roki 5“ (alternativ: „Jugo, moja Jugo“), veröffentlicht vom Plattenlabel "Suzy" aus Zagreb. Der titelgebende Song behandelt die Schönheit des damaligen Jugoslawiens sowie die Herkunft von Rodić selbst. Größere Bekanntheit erlangten auf diesem Album auch die Lieder „Kako si ti?“ sowie "Samo tako nastavi".
Kurz darauf übersiedelte Rodić für einige Zeit in die USA und war vorübergehend in der Privatwirtschaft tätig.
Im Jahre 1991 folgte das Album „Veruj“. Mit diesem Album vollzog er einen Stilwechsel. Während die Alben der 80er-Jahre großteils dem Folk und zum Teil der Rockmusik zuzuordnen sind, handelt es sich beim Album „Veruj“ um überwiegend Pop-Musik mit Einflüssen des Jazz. Ausschlaggebend hierfür ist allerdings auch die Tatsache, dass an diesem Album ein anderes Team an Produzenten und Songtextern gearbeitet hat als zu früheren Jugoton-Zeiten.
Danach legte Rodić eine längere Pause ein und kehrte 1996 mit dem Album „Boli me plavusa“ zurück. Dieses Album, großteils dem damals populären Turbo-Folk zuzuordnen, beinhaltet unter anderem seinen Hit „Plavusa“, der noch Heute bei vielen Feiern ein gefragter Song ist. Ansonsten deckt das Album diverse Musik-Genres ab, vom normalen Turbo-Folk ("Plavusa"), Pop ("Moje jedino") bis hin zu Balladen ("Niko te nece kao ja" oder auch "Vremena stara")
1999 folgte unter dem Plattenlabel „Grand Production“ das Album „Ponovo“. Auch dieses Album kann großteils dem Turbo-Folk zugeordnet werden.
Im Jahre 2003 folgte sein bisher letztes Album „Bolja nego druge“, welches allgemein weniger Tempo und mehr Balladen enthält.
2012 veröffentlichte er beim „Grand Festival“ die Single „Svako je nekad bog“, ebenfalls eine Klavier-lastige Ballade mit langsameren Rhythmen.
Heute hat sich Radoslav Rodić weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und tritt nur mehr selten im Serbischen Fernsehen (beispielsweise Grand TV) auf. Seine Auftritte beschränken sich großteils auf private Feiern im kleinen Kreis.
Rezension
Ursprünglich aus der Rock-Szene kommend, entschied sich Radoslav Rodic für eine Karriere als Folk-Sänger.
Schnell konnte er aufgrund seines Auftretens und seiner gesanglichen Qualitäten in der Folk-Szene Fuß fassen und galt in den Jahren von 1985 bis 1988 als einer der erfolgreichsten Folk-Sänger im Jugoslawischen Raum. Einen großen Anteil daran hat unbestritten auch das Komponisten-Duo Aleksandar Radulovic und seine Gattin Marina Tucakovic.
Auch wenn es Heute um Radoslav Rodic vergleichsweise ruhig geworden ist, so ist er noch immer ein bekannter Name in der Ex-Jugoslawischen Folk-Szene und seine größten Hits sind vor allem bei älteren Generationen äußerst gefragt.
Persönliches
Radoslav Rodić ist geschieden, hat Kinder und lebt in der Ortschaft Ripanj, unweit der Hauptstadt Belgrad.
Diskografie
Mit der Band „Helios“
- 1978: „Svemu si kriva ti“ (PGP-RTB)
Als Solo-Künstler
- 1985: „Castio sam“ (Jugoton)
- 1986: „Linija zivota“ (Jugoton)
- 1987: „Ranila me jedna zena“ (Jugoton)
- 1987: „Zbogom, zbogom svima“ (Jugoton)
- 1988: „Roki 5 / Jugo, moja Jugo“ (Suzy Records)
- 1991: „Veruj“ (PGP-RTS)
- 1996: „Boli me plavusa“ (Lucky Sound)
- 1999: „Ponovo“ (Grand Production)
- 2003: „Bolja nego druge“ (Music Star Production)
- 2012: „Svako je nekad bog“ (Single, Premiere im April 2012 beim "Grand Festival")
Quellen und weiterführende Informationen
- Kurzbeschreibung zur Band „Helios“ und zu Radoslav Rodic allgemein
- Interview aus dem Jahr 2016
- Radoslav Rodić bei Discogs
- Interview bei Grand TV im November 2018
- https://www.youtube.com/watch?v=ndCOTE7DUJU (Interview in der TV-Sendung "Pesma kao lek" mit Goran Milosevic)