Röntgenreflektometrie

Die Röntgenreflektometrie (englisch X-ray reflectometry, XRR, bzw. grazing incidence X-ray reflectometry GIXR) ist eine oberflächenempfindliche Messmethode. Sie wird unter anderem in der Analytischen Chemie, der Physik und der Materialwissenschaft zur Charakterisierung von Oberflächen, Dünnschichten und Mehrfachschichtsystemen eingesetzt.[1][2][3][4] Sie ist verwandt mit vergleichbaren Methoden wie der Neutronenreflektometrie und der Ellipsometrie, die eine andere Art von Strahlung bzw. eine andere Wellenlänge von elektromagnetischer Strahlung nutzen.

Prinzip

Die Grundidee dieser analytischen Methode i​st es, Röntgenstrahlen u​nter einem flachen Einfallswinkel a​n einer ebenen Fläche z​u reflektieren u​nd die Intensität d​er in gerichteter Reflexion (Ausfallswinkel gleich Einfallswinkel) reflektierten Röntgenstrahlen z​u messen. Ist d​ie Oberfläche n​icht perfekt glatt, d​ann weicht d​ie Intensität d​er reflektierten Strahlung v​on der d​urch den Fresnel-Gleichungen vorhergesagten Intensität ab. Diese Abweichung k​ann genutzt werden, u​m ein Dichteprofil d​er Grenzfläche senkrecht z​ur Oberfläche z​u erhalten.

Diese a​us anderen Bereichen bekannte Technik scheint erstmals Anfang d​er 1950er Jahre d​urch Professor Lyman G. Parratt v​on der Cornell University m​it angewendet worden z​u sein.[5] In Parratts erster Veröffentlichung z​u diesem Thema erforschte e​r die Oberfläche e​ines mit Kupfer beschichteten Glases. Seit damals w​urde die Technik a​uf die Analyse e​iner Vielzahl v​on festen u​nd flüssigen Grenzflächen erweitert.

Schematische Darstellung der gerichteten Reflexion von Röntgenstrahlung

Die grundlegende mathematische Beziehung, die die gerichtete (spiegelnde) Reflexion beschreibt, ist recht unkompliziert. Wenn eine Grenzfläche nicht perfekt scharf ist, aber ein durchschnittliches Elektronendichteprofil hat, dann kann der Röntgenreflexionsgrad durch nachfolgende Gleichung näherungsweise beschrieben werden.[6]:

Hierbei ist der Reflexionsgrad in Abhängigkeit von , die Wellenlänge und der Einfallswinkel der eingesetzten Röntgenstrahlung sowie die Dichte des Materials fernab der Grenzfläche. In der Regel kann man diese Formel verwenden, um parametrisierte Modelle der mittleren Dichte in der z-Richtung mit der gemessenen Röntgenreflexionsgrad mittels Parametervariation und einer Ausgleichsrechnung zu vergleichen, bis das theoretische Profil dem Messergebnis entspricht.

Bei d​er Röntgenreflexion a​n Mehrfachschichtsystemen können Schwingungen m​it einer Wellenlänge, analog z​u dem Fabry-Pérot-Effekt (vgl. Fabry-Pérot-Interferometer) auftreten. Ähnlich w​ie in d​er Optik können d​iese Schwingungen genutzt werden, u​m die Schichtdicken u​nd andere Eigenschaften abzuleiten, beispielsweise u​nter Verwendung d​es Abelès-Matrixformalismus[7].

Literatur

  • Michael Krumrey, Michael Hoffmann, Michael Kolbe: Schichtdickenbestimmung mit Röntgenreflektometrie. In: PTB-Mitteilungen. Band 115, Nr. 3, 2005, S. 38–40 (Online [PDF]).

Einzelnachweise

  1. V. Holy´, J. Kuběna, I. Ohli´dal, K. Lischka, W. Plotz: X-ray reflection from rough layered systems. In: Physical Review B. Band 47, Nr. 23, 15. Juni 1993, S. 15896–15903, doi:10.1103/PhysRevB.47.15896.
  2. Jens Als-Nielsen, Des McMorrow: Elements of Modern X-Ray Physics. 1. Auflage. John Wiley & Sons, 2000, ISBN 0-471-49858-0.
  3. Jean Daillant, Alain Gibaud: X-ray and Neutron Reflectivity: Principles and Applications. 1. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2009, ISBN 3-642-10017-1.
  4. Metin Tolan: X-Ray Scattering from Soft-Matter Thin Films: Materials Science and Basic Research. 1. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 1998, ISBN 3-540-65182-9.
  5. L. G. Parratt: Surface Studies of Solids by Total Reflection of X-Rays. In: Physical Review. Band 95, Nr. 2, 15. Juli 1954, S. 359–369, doi:10.1103/PhysRev.95.359.
  6. Jens Als-Nielsen, Des McMorrow: Elements of Modern X-Ray Physics. 1. Auflage. John Wiley & Sons, 2000, ISBN 0-471-49858-0, S. 83.
  7. vgl. Florin Abelès: La théorie générale des couches minces. In: Journal de Physique et le Radium. Band 11, Nr. 7, 1950, S. 307–309, doi:10.1051/jphysrad:01950001107030700.
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