Römerzeitlicher Grabfund im Weißenbacher Oberhof

Der römerzeitliche Grabfund i​m Oberhof d​er Gemeinde Weißenbach a​m Lech g​ilt als wichtiger archäologischer Befund i​n Tirol. Das Grab, d​as in d​ie späte Kaiserzeit datiert wird, w​urde im Herbst 1948 a​ls erster Bodenfund d​es Außerferns planmäßig geborgen u​nd dokumentiert.

Auffindung, Lage und Bergung

Im Zuge des Wiederaufbaus zweier abgebrannter Bauernhöfe (Kerlyhof, Oberhof) wurde 1948 bei der Tieferlegung der Grundmauern des Oberhofes besagtes Grab geschnitten. Nachdem die Arbeiter auf den Schädel und einen steinernen Napf gestoßen waren, stellten sie die Bauarbeiten ein. Als sich nun Gerüchte über ein Verbrechen verbreiteten, nahm sich der damalige Kommandant des Gendarmeriepostens Weißenbach, Patrouillenleiter Sinz, der Sache an und erließ ein formelles Arbeitsverbot. Ihm ist auch zu verdanken, dass die Funde, die zum Teil bereits aus dem Grab genommen wurden, wieder zusammen gesammelt werden konnten. Das Skelett wurde daraufhin durch das Bundesdenkmalamt ausgegraben, eine Fundskizze wurde angefertigt und die Beigaben entnommen. Bei dem Weißenbacher Grabfund handelt es sich um ein Skelettgrab in gestreckter Rückenlage mit dem Schädel nach Osten. Das Grab war ca. 80 cm eingetieft, die Grabfüllung war kaum vom anstehenden Boden zu unterscheiden. Während die Breite des Grabes ca. 50 bis 60 cm betrug, ist die Länge nicht mehr feststellbar, da das Kopfende durch die Bauarbeiter bereits zerstört wurde. Eine Fundskizze (Abb. 1) soll die Lage der Beigaben beleuchten. Aufgrund der Lavezsteingefäße wird das Grab in die späte Kaiserzeit datiert.

Grabbeigaben

  • Links neben dem Kopf (laut Angaben der Bauarbeiter) wurde eine teilweise erhaltene Schale aus Speckstein gefunden.
  • Ein Becher (13 cm Höhe) lag über dem linken Fußgelenk: Dieser ist durch umlaufende Riefen verziert und wird von drei Bronzebändern wie von Fassdauben umgeben. Weitere senkrechte Bronzebänder dienten zur Anbringung eines Henkels. Der Erhaltungszustand der Bronzebänder ist schlecht, da diese am Gefäß bereits sekundär verwendet wurden. Heute wird das Objekt im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ausgestellt.
  • Im Grab befanden sich ebenfalls ein Fingerglied, zwei Bruchstücke eines bronzenen Ringes (beim Fingerglied), Rinderrippen sowie zwei menschliche Schneidezähne.

Anthropologische Untersuchung

Glücklicherweise w​urde dieses Skelett gründlich anthropologisch untersucht. Die männlichen Merkmale überwiegen b​ei den Untersuchungen, deutlich ersichtlich v​or allem a​m Schädel u​nd am Becken. Die Ergebnisse lassen a​uf einen g​ut entwickelten, gesunden Bewegungsapparat schließen. Der Tote l​itt augenscheinlich a​lso nicht a​n einer Krankheit, sofern d​as Knochenmaterial e​ine Aussage zulässt. Das Sterbealter dürfte i​m Ende d​es dritten Lebensjahrzehntes liegen. Ähnlichkeiten s​ind mit anderen anthropologischen Befunden d​er Tiroler Bevölkerung i​n der späten Kaiserzeit vergleichbar. Diese Tatsache lässt d​ie Vermutung zu, d​ass es s​ich um e​inen Angehörigen d​er dort ansässigen Bevölkerung handelt.

Literatur

  • Osmund Menghin, Adolf Rosenauer: Der römerzeitliche Grabfund von Weißenbach im Lechtal. Wagner, Innsbruck 1953, DNB 453305997. (Schlern-Schriften, Band 94)
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