Rägelsdorf
Rägelsdorf ist ein Wohnplatz im Ortsteil Krangen der Stadt Neuruppin im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg). Das mittelalterliche Dorf Rägelsdorf war im 14./15. Jahrhundert wüst gefallen. 1755 wurde auf der wüsten Feldmark ein Etablissement errichtet, aus der sich zunächst eine Meierei und ein Rittergut entwickelte. Später kamen einige Büdnerhäuser hinzu. Rägelsdorf war im 19. Jahrhundert keine eigenständige Landgemeinde geworden, sondern bildete einen Gutsbezirk, der 1928 in die Gemeinde Krangen eingegliedert wurde.
Geschichte
Das mittelalterliche Dorf Rägelsdorf war bei seiner Ersterwähnung 1524 (als Regeldow) bereits wüst. Der Name erscheint in einer Vielzahl von Schreibweisen: 1525 wird die wüste Feldmark als Regeldorff bezeichnet,[1][2] 1530 als Relendorff, 1532 als Reyldorf, und 1541 kommt die Schreibweise Regelsdorf vor. Weitere Schreibweisen sind 1552 zw Reheldorf, 1598 Rehelsdorff und 1775 Regelsdorf. 1861 ist dann die heutige Schreibweise Rägelsdorf belegt. Aufgrund des sehr späten Belegs bzw. der stark variablen Schreibweise, ist die Namensherleitung nicht sicher. Wahrscheinlich liegt hier ein slawisch-deutscher Mischname vor, Dorf eines Rogal(a).[3]
Das mittelalterliche Dorf
Die Gründung bzw. Entstehung des Dorfes dürfte dem Namen nach in die Zeit der Deutschen Ostsiedlung fallen. Es war wahrscheinlich schon im 14./15. Jahrhundert wüst gefallen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. In einer Urkunde von 1590 wurde die wüste Feldmark Rägelsdorf wie folgt beschrieben: liegt zwischen den (damals ebenfalls) wüsten Feldmarken Zippelsförde, Fristow, Schwanow, und der Feldmark des Dorfes Zechow sowie den beiden Rhinläufen. Das würde in etwa den Fluren 9 und 10 der Gemarkung von Krangen entsprechen.
Die alte Dorfstelle lag aber nicht bei dem späteren Wohnplatz, sondern etwas weiter nördlich.[Anmerkung 1] Die alte Dorfstelle hatte eine Ausdehnung von 200 × 250 m. Auf dem Areal wurden zahlreich frühdeutsche Scherben gefunden, darunter ein gotischer Stangenbecher mit Wellfußplatt und ein kleiner Spielstein aus Ton mit Radkreuzdarstellung.[4]
Zur Ausstattung der Pfarre in Alt Ruppin gehörte ursprünglich auch eine Wiese in Zippelsförde.[5] Nachdem dort um/vor 1513 von Graf Joachim von Ruppin die Zippelsförder Mühle erbaut worden war, versank diese Wiese. Als Ersatz schenkte der Graf von Ruppin der Pfarre eine Wiese bei Rägelsdorf, die jedoch nur Pfandbesitz war. Nachdem die von Bellin das Pfand wieder ausgelöst hatten, entzogen sie dem Pfarrer von Alt Ruppin die Wiese.[6]
Vor 1525 hatte das Amt Alt Ruppin zunächst ein Viertel der Feldmark, die anderen drei Viertel gehörten Jacob von Bellin zu Radensleben. 1525 hatte dieser auf seinem Teil der wüsten Feldmark eine Schäferei aufgebaut. Die Feldmark war jedoch nicht wüst im eigentlichen Sinne, sondern lediglich das Dorf war verschwunden; die Feldmark wurde auch schon vorher von den Bewohnern von Krangen als Viehweide genutzt. 1539 belehnte Markgraf und Kurfürst Joachim II. von Brandenburg die Brüder von Bellin mit Radensleben, der wüsten Feldmark Rägelsdorf, Frankendorf, 13 Hufen in Dierberg und anderen Gütern.[7]
1552 stand hier eine Meierei derer von Bellin. 1574 belehnte Kurfürst Johann Georg seinen Kanzler Dr. Lampert Distelmeyer und dessen männliche Lehenserben mit dem Angefälle auf die Lehensgüter derer von Bellin. Ausdrücklich davon ausgenommen waren aber die drei Viertel der wüsten Feldmark Rägelsdorf.[8]
1590 erhielt das Amt Alt Ruppin ein weiteres Viertel der Feldmark, sodass das Amt nun die Hälfte der Feldmark hatte. Damals bewirtschaftete ein Bauer aus Krangen Wiesen auf der wüsten Feldmark Rägelsdorf. 1729 waren die von Quast Besitzer der Hälfte der wüsten Feldmark Rägelsdorf.[9] 1731 wurden die Wiesen in der Plagge zu Rägelsdorf gehören zwischen den Gemeinden Krangen, Molchow und Zermützel sowie dem Teerschweler in Fristow geteilt. In der Rägelsdorfer Heide stand auch eine Behausung eines Heideläufers (Unterförsters) mit um die Behausung herum liegenden Ackerflächen.
1755 wurde ein Etablissement auf der adligen Hälfte der Feldmark errichtet. Es wurde auch Grüner Grund bezeichnet, so noch im Urmesstischblatt 2943 Rheinsberg von 1825. Johann Ernst Fabri bezeichnet Rägelsdorf als adliges Dorf. 1767 soll es drei Feuerstellen (Wohnhäuser) und 21 Einwohner gehabt haben.[10] 1787 soll Rägelsdorf nur noch 13 Einwohner gehabt haben.[10] In diesem Jahr fand auch die Separation des Amtsanteils und des adligen Anteils statt. Bemerkenswert ist, dass Schmettau den Namen Rägelsdorf nicht kannte, Etwas südlich des Wohnplatzes hat er eine Walkmühle eingezeichnet, die zum Gemeindeteil Zippelsförde (vom Ortsteil Krangen) gehörte.
Um 1800 gab es bei Rägelsdorf eine Meierei. Die Ansiedlung hatte zwei Feuerstellen und 10 Einwohner.[11] Die Aussaat betrug 12 Scheffel Roggen, 2 Scheffel Gerste, 4 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Kartoffeln und 2 Scheffel Buchweizen. Dazu gehörte ein 1300 Morgen großer Kiefernwald, der durch Raupenfraß sehr gelitten hatte.[12]
Das Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817 nennt nur eine Holzwärterwohnung mit 16 Einwohnern; Besitzer war der Kreisdeputierte von Quast in Radensleben.[13] 1837 verzeichnet unter Rägelsdorf ein Büdner-Etablissement, das dem Kreisdeputierten von Quast gehörte.[14] 1840 standen drei Wohnhäuser in Rägelsdorf, in denen 14 Menschen lebten.[15] Es wird als Rittergut, Forstrevier und Holzwärterwohnung bezeichnet. 1861 (Stand 1858) wird es Gut mit Forsthaus genannt. Sechs Ehepaare, insgesamt 24 Personen wohnten dort in drei Wohngebäuden; dazu gab es drei Wirtschaftsgebäude.[16]
1871 hatte Rägelsdorf 30 Einwohner[17] Um 1900 standen fünf Häuser in Rägelsdorf. Mit der Bildung der Amtsbezirke 1874 in der Provinz Brandenburg geschaffen. Der Gutsbezirk Rägelsdorf wurde dem Amtsbezirk 19 Köpernitz zugewiesen. Amtsvorsteher war der Kreisdeputierte Zeuner auf Köpernitz, sein Stellvertreter der Mühlenmeister Vielitz auf Rheinshagen.[18] Um 1900 standen in Rägelsdorf fünf Häuser. 1928 wurde der Gutsbezirk Rägelsdorf aufgelöst und mit der Gemeinde Krangen vereinigt.
Einwohnerentwicklung in Rägelsdorf von 1767 bis 1860[19][10][17] | |||||||||||||||||
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Jahr | 1767 | 1787 | 1798 | 1817 | 1840 | 1858 | 1867 | 1895 | 1925 | ||||||||
Einwohner | 21 | 13 | 16 | 14 | 24 | 12 | 30 | 6 | 10 | ||||||||
Krangen wurde zum 6. Dezember 1993 in die Stadt Neuruppin eingemeindet. Das Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg führt Rägelsdorf offiziell als Wohnplatz im Ortsteil Krangen der Stadt Neuruppin.[20]
Literatur
- Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil II, Ruppin. 327 S., Weimar 1972 (im Folgenden abgekürzt als Enders, Historisches Ortslexikon Ruppin mit entsprechender Seitenzahl)
Quellenedition
- Adolph Friedrich Johann Riedel: Codex Diplomaticus Brandenburgensis Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. A. Erster Haupttheil oder Urkundensammlung für die Orts- und spezielle Landesgeschichte, 4. Band. 520 S., Berlin, Reimer 1844 Online bei Google Books (im Folgenden abgekürzt Riedel CDB A4 mit entsprechender Seitenzahl und Urkundennummer)
Einzelnachweise
- Riedel CDB A4, S. 152, Urk.Nr. CVII (= 107) Online bei Google Books
- Riedel CDB A4, S. 161, Urk.Nr. CVII (= 107) Online bei Google Books
- Elżbieta Foster: Brandenburgisches Namenbuch Teil II Die Ortsnamen des Landes Ruppin. 258 S., Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1998 (S. 81)
- Dieter Zühlke (Bearb.)/Autorenkollektiv: Ruppiner Land: Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Zühlen, Dierberg, Neuruppin und Lindow. 202 S., Berlin: Akademie-Verlag 1981. (Werte unserer Heimat - Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen D. Republik; 37), S. 81–82.
- Riedel CDB A4, S. 489, Urk.Nr. XII (= 12) Online bei Google Books
- Victor Herold, Gerhard Zimmermann (Hrsg.): Die brandenburgischen Kirchenvisitations-Abschiede und -Register des 16. und 17. Jahrhunderts. Zweiter Band Das Land Ruppin. 489 S., Walter de Gruyter. Berlin, 1963 (S. 109)
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv. Online Recherche: Markgraf von Brandenburg, belehnt die Gebrüder von Bellin mit Radensleben, der wüsten Feldmark Rägelsdorf, Frankendorf, 13 Hufen in Dierberg und anderen Gütern., 1539.
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv. Online Recherche: Kurfürst Johann Georg, Markgraf von Brandenburg etc., belehnt seinen Kanzler Dr. Lampert Distelmeyer und dessen männliche Lehnserben mit dem Angefälle der Lehngüter der von Bellin (der Belline) auf Radensleben (Radischleben, Radißleben) im Dorf und auf der Feldmark Radensleben mit allem Zubehör samt den Wiesen auf den Holdebergen, wie er sie seinem Hausvogt auf Zechlin (zum Zechlin) und dessen Sohn Claus Bellin zu Lehen gegeben hat. Ausgenommen bleibt der Besitz der von Bellin zu Rägelsdorf (Rogelßdorff). Die Belehnten dürfen die Lehngüter nach dem Heimfall selbst in Besitz nehmen (als die engstenn anwarter und gesambtshander selbst einnehmenn). (gebenn [... zw Collnn ann der Sprew, dinstags nach Jubilate, im thausenndt funffhundertt unnd vierunndsiebenntzigstenn ihare) 1574 Mai 4.]
- Brandenburgisches Landeshauptarchiv. Online Recherche: Besitzungen der von Quast zu Radensleben auf der wüsten Feldmark Rägelsdorf; 1729 - 1739.
- Johann Ernst Fabri: Verbesserungen und Nachträge in Ansehung der Graffschaft Ruppin. Zur Büschingschen Topographie der Mark Brandenburg. Magazin für die Geographie, Staatenkunde und Geschichte, 3: 271-311, Nürnberg, Raspesche Buchhandlung, 1797 Online bei Google Books
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Zweiter Band. Die Mittelmark und Ukermark enthaltend. VIII, 583 S., Berlin, Maurer, 1805 Online bei Google Books, S. 58.
- Friedrich Wilhelm August Bratring: Die Graffschaft Ruppin in historischer, statistischer und geographischer Hinsicht: ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. XIV, 618 S., Berlin, Haym, 1799 Online bei Google Books, S. 617.
- Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin 1817 (ohne Paginierung) Online bei Google Books
- Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazugeschlagenen Landesteile. Oehmigke, Berlin 1837, Online bei Google Books, S. 207.
- August von Sellentin: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Potsdam und der Stadt Berlin: Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. 292 S., Verlag der Sander’schen Buchhandlung, 1841 Zentral- und Landesbibliothek Berlin: Link zum Digitalisat (S. 186)
- Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. 276 S., Verlag von Dietrich Reimer, Berlin, 1861 Online bei Google Books, S. 218
- Königlich Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Verlag des Königlich Statischen Bureau, Berlin 1873 Online bei Google Books, S. 94/95.
- Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Beilage zum 24. Stück des Amtsblattes vom 12. Juni 1874, S. 8. Online bei Google Books
- Enders, Historisches Ortslexikon Ruppin, S. 135/6,
- Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg: Stadt Neuruppin
Anmerkung
- Nach Zühlke et al. lag die alte Dorfstelle etwa 1,75 km nordwestlich auf einer spätglazialen Terrasse am Westufer des Rhin. Die Lagebeschreibung von Zühlke kann so nicht stimmen. Wäre die alte Dorfstelle nordwestlich des heutigen Wohnplatzes, käme nur der westliche Rhinlauf und dessen Ostufer in Frage. Nach der Angabe Westufer des Rhin kann nur der östliche Rhinlauf gemeint sein, dann kann die alte Dorfstelle aber nicht 1,75 km nordwestlich des heutigen Wohnplatzes gelegen haben, denn der Rhin verläuft östlich und nordöstlich des heutigen Wohnplatzes. In der kleinen beigelegten Karte ist die Zahl 21 (für Rägelsdorf) nur wenig nördlich des heutigen Wohnplatzes am Westufer des östlichen Rhinlaufes eingetragen. Nach der - allerdings großmaßstäblichen - Karte von Lieselott Enders (Historisches Ortslexikon) lag das mittelalterliche Rägelsdorf ebenfalls am Westufer des östlichen Rhinlaufes.