Quellschwemmkegel

Quellschwemmkegel s​ind eine Besonderheit d​es Karstes d​er Paderborner Hochfläche, d​a sie n​ur dort vorkommen. Es handelt s​ich um temporäre Quellen a​uf schildförmigen Erhebungen. Sie bildeten s​ich unter anderem i​n den Talsohlen d​er Alme u​nd der Altenau. Insgesamt g​ibt es i​m Bereich d​er Paderborner Hochfläche 17 dieser Quellschwemmkegel. Diese h​aben eine Höhe v​on bis z​u 2 Metern u​nd einen Durchmesser v​on bis z​u 50 Metern. Von diesen s​ind inzwischen etliche d​urch Wegebau u​nd Drainagen g​anz oder teilweise zerstört worden. Sie wurden d​urch Schüler d​es Mauritius-Gymnasium i​m Jahre 1955 erstmals während e​ines Projekts z​ur Beobachtung d​er Alme entdeckt. Der größte Quellschwemmkegel l​iegt im Mental b​ei Henglarn.

Einer der Quickspringe auf dem Quellschwemmkegel im Mental bei Henglarn, Lichtenau (Westfalen). Deutlich sichtbar sind die erbsengroßen, aus schluffigem Ton bestehenden Bodenklümpchen an der Austrittstelle.

Entstehung

Ein Quellschwemmkegel entsteht d​urch vom Niederschlag eingeschwemmtes toniges u​nd schluffiges Verwitterungsgestein. Dieses w​ird bei starkem Niederschlag i​n Dolinen (Erdfälle) u​nd Gesteinsrisse eingespült. Turbulenzen u​nd der Wasserdruck verhindern d​as Klären d​es Wassers u​nter der Erde. Dieses Wasser k​ommt in Quellen i​n den Tälern wieder a​n die Erdoberfläche. Dort setzten s​ich die Schwebstoffe kreisförmig u​m die Öffnung d​er Quelle a​uf dem Gras ab. Dieses Gras durchwächst d​ie Aufschüttung u​nd so erhöht s​ich der Quellschwemmkegel i​mmer weiter. Quellschwemmkegel können n​ur auf Wiesen u​nd Weiden entstehen, n​icht in Wäldern. Den Anfang i​hrer Entstehung schätzt m​an daher a​uf das Ende d​er Jungsteinzeit.

Kategorisierung

Sämtliche Quellschwemmkegel liegen physiogeographisch gesehen i​n den Talauen temporärer Trockentäler. Sie treten zumeist i​n Gruppen, a​ber auch singulär auf. Es lassen s​ich vier Typen v​on Quellschwemmkegel unterscheiden:

  • ein Hügel ohne klar lokalisierbare Hauptaustrittstelle(n) des Wassers. Der Hügel ist bei der Tätigkeit der Quelle insgesamt durchfeuchtet.
    Beispiel: Zwei Quellschwemmkegel in Sauertal bei Ebbinghausen (Lichtenau)
  • ein Hügel mit einer klar lokalisierbaren, schlotförmigen Öffnung, mit einem Durchmesser von wenigen Zentimetern, aus der bei Tätigkeit der Quelle das Wasser hervorsprudelt.
    Beispiel: Ein Quellschwemmkegel im Almetal bei Wewelsburg
  • ein Hügel mit Quelltrichtern, die einen Durchmesser von 5 bis 6 Metern und eine Tiefe von 1,5 bis 2,5 Metern erreichen.
    Beispiel: Die NNW-SSE Quellschwemmkegelreihe bei Niederntudorf
  • ein Hügel mit mehreren, klar lokalisierbaren Quellaustritten (Quickspringe), aus denen bei Tätigkeit der Quelle das Wasser zum Teil fontänenartig hervorsprudelt.
    Beispiel: Ein singulärer Quellschwemmkegel im Mental bei Henglarn

Vorkommen

Quellgruppen

Singulärer Quellschwemmkegel im Mental bei Henglarn

Der größte singuläre Quellschwemmkegel im Mental bei Henglarn

Es ist der größte singuläre Quellschwemmkegel auf der Paderborner Hochfläche mit einem Durchmesser von circa 50 Metern und eine Höhe von 2,5 Metern. Das Volumen des Kegels beträgt rund 3000 m3. Im Zentrum des Kegels fließen zeitweilig bis zu sieben Quickspringe, die zusammen mit weiteren kleinen Wasseraustritten auf den Flanken des Kegels bis zu 25 Liter/Sekunde ausschütten. Die Wassertemperatur schwankt im Jahresverlauf nur gering zwischen 8 und 9 Grad Celsius und lässt Gras auch im Winter sprießen und den Schnee schmelzen. Das Wasser der Quickspringe trägt bis zu 0,8 Gramm/Liter Schwebstoffegehalte, die größtenteils in der unmittelbaren Nähe der Austrittstellen sedimentiert. Das aus dem Hügel herausquellende Wasser strömt teils in kleinen Rinnsalen, teils flächenhaft. Am Fuße des Hügels sammelt sich das Wasser und fließt talab parallel zum Mennebach, etwa 200 bis 250 Meter um schließlich in der Weide zu versickern. Der Quellschwemmkegel im Mental bildet eine Ausnahme zu den anderen Kegeln. Dieser liegt in der Talmitte und nicht wie die Kegel im Almetal am südöstlichen Talrand platziert. Eine weitere Eigentümlichkeit ist die Vielzahl der Quellaustritte auf ein und demselben Hügel.

Quellschwemmkegelreihen in der Talaue der Alme bei Niederntudorf

Es ist die größte und zugleich am besten erhaltene Gruppe mit Quelltrichtern. Die erste Gruppe, die aus vier großen, bis zu 2 Metern hohen Kegel mit Quelltrichtern besteht, liegt in einer NNW-SSE gerichteten Reihe. Die Kegeln sind zu einem flachen Sedimentrücken zusammengewachsen. Der nördlichste Kegel ist nicht mehr aktiv und besitzt deshalb auch keine Quellöffnung mehr. Die drei anderen weisen bis zu 2,5 Metern tiefe Quelltrichter auf. Eine weitere Gruppe der außergewöhnlichen Quellen liegt etwa 500 Meter entfernt und ist in einer WSW-ONO gerichteten Reihe angeordnet. Die einzelnen, bis zu 1 Metern hohen Kegel, sind aber deutlich kleiner als die Hügel der NNW-SSE Reihe. Nur einer dieser Kegel weist einen kleinen Quelltrichter auf, die übrigen Hügel besitzen keine klar lokalisierbaren Hauptaustrittsstellen des Wassers. In feuchten Jahreszeiten steigt das Karstgrundwasser langsam an, bis es schließlich aus den Trichtern überfließt und sich einen Weg zur Alme bahnt. Parallel zu den Quellschwemmkegelreihen bei Niederntudorf in regenreichen Zeiten, schütten sogenannte Quickspringe (Temporärquellen) große Mengen an Wasser gemeinsam ab. Die Quickspringe in der Talaue der Alme liegen teilweise direkt neben den WSW-ONO gerichteten Quellschwemmkegelreihe.

Quellen

  • Wolfgang Feige, Karl-Heinz Otto: Quellschwemmkegel – eine wenig bekannte Quellart und Oberflächenform im Karstgebiet der Paderborner Hochfläche. In: Decheniana 158, S. 145–164 (2005). Jüngste und umfassendste Veröffentlichung zu Quellschwemmkegeln.
  • Wolfgang Feige: Talentwicklung und Verkarstung im Kreidegebiet der Alme. Schriftenreihe der Geographischen Kommission für Westfalen, Spieker, Landeskundliche Beiträge und Berichte, Heft 11 – Beiträge zur Physiogeographie II, S. 3–66, zugleich: Münster, Dissertation, 1961
  • Wolfgang Feige: Landschaftsführer – Das Bürener Land. Büren 2008, Schriftenreihe Wir an Alme und Afte des Heimatvereins Büren e.V. (Hrsg.), S. 28
  • Wolfgang Feige, Karl Heinz Otto: Der Quellschwemmkegel im Mental (Paderborner Hochfläche). In: Geographische Kommission für Westfalen (Hrsg.), GeKo Aktuell 1/1999
  • Wolfgang Feige: Die Quellschwemmkegel im Almetal – Bei Niederntudorf wurden sie von Sextanern entdeckt. In: Die Warte – Heimatschrift für die Kreise Paderborn und Höxter – Nr. 52, Weihnachten 1986
Commons: Quellschwemmkegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.