Quecksilberkompensation
Die Quecksilberkompensation war eine Methode zur Kompensation des Temperaturfehlers bei mechanischen Uhren des 18. Jahrhunderts.
Die große Wärmeausdehnung und die starke Reaktion des Quecksilbers auf Temperaturveränderungen wurde in der Uhrmacherei benutzt, um die damals recht ungenauen Uhren in ihrer Ganggenauigkeit zu steigern.
Schon 1726 entwickelte der Engländer George Graham ein mit Quecksilber gefülltes Pendel, das bei Erwärmung die Dehnung der Pendelstange ausglich und somit zur Kompensation beitrug. Als Pendelgewicht diente ein Behälter mit Quecksilber; durch die Ausdehnung des Quecksilbers bei Wärme (und damit das Steigen des Quecksilberspiegels im Behälter) verschiebt sich der Schwerpunkt nach oben. Damit gleicht das Quecksilber die Wärmedehnung der Pendelstange (und damit die Verschiebung des Schwerpunkts nach unten) wieder aus. Die Abmessungen der Pendelteile, die verwendeten Materialien und die Menge des Quecksilbers müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass die beiden Effekte sich gegenseitig wie gewünscht aufheben. Als Behälter für das Quecksilber verwendete man häufig Glasröhren, in denen das silbrig glänzende Quecksilber zudem dekorativ wirkte.
Später baute man Kompensationspendel aus Metallstäben (Rostpendel).
Auch bei nicht mit einem Pendel arbeitenden Uhren konnte man durch Quecksilber eine Kompensation erreichen: Da die Unruhen damals aus einfachen Metallen hergestellt wurden, welche sich durch Temperatureinwirkung dehnten oder zusammenzogen, ergab sich das Problem einer nicht unerhebliche Ungenauigkeit der Zeitmessung. Der Franzose Pierre Le Roy entwickelte um 1770 eine Kompensationsunruh mit einem geschlossenen Metallreif, auf dem zwei kleine Quecksilberthermometer zur erhöhten Kompensationswirkung angebracht waren.
Erst 1880, mit der Einführung von Bimetall-Unruhen, bekam man den Temperaturfehler von Unruhhemmungen einfacher in den Griff.
Quellen
- Das Uhrenlexikon, Heel Verlag 2005, ISBN 3-89880-430-5
- The right Time, Austin Books London 1882