Quarterlife Crisis
Die so genannte Quarterlife Crisis (QLC) bezeichnet einen Zustand der Unsicherheit im Lebensabschnitt nach dem „Erwachsenwerden“, der in etwa im Alter zwischen 21 und 29 auftritt, der Endphase des ersten Lebensviertels. Der Begriff wurde in den USA 1997 in Analogie zur Midlife Crisis gebildet. Popularisiert wurde der Begriff von den amerikanischen Autorinnen Abby Wilner und Alexandra Robbins. Beide befanden sich in der Mitte ihrer Zwanziger in einer Lebenskrise. Daraufhin verfassten sie im Jahr 2001 ihren Bestseller Quarterlife Crisis: Die Sinnkrise der Mittzwanziger.[1]
Merkmale der Krise
Anzeichen oder Merkmale der Krise können u. a. sein:
- sich „nicht gut genug“ zu fühlen, wenn man keinen den eigenen akademischen oder intellektuellen Fähigkeiten entsprechenden Job findet
- Frust und Konflikte in Beziehungen sowie in der Arbeitswelt
- Identitätskrise und Persönlichkeitsunsicherheit
- Zukunftsangst, Unbehagen wegen der nahen Zukunft
- Ungewissheit über die Qualität der bisherigen Leistungen und Erfolge im Leben
- Unzufriedenheit mit der beruflichen Stellung
- Nostalgie und Zurückwünschen in die Zeit als Student, Schüler oder Lehrling
- Tendenz, gefestigte Meinungen zu einem Thema zu haben
- soziale Interaktion mit anderen langweilt
- finanzieller Stress
- Einsamkeit
- der bisher unerfüllte und nun aufkommende Wunsch nach eigenen Kindern
- das Gefühl, dass alle um einen herum besser und erfolgreicher sind als man selbst
Diese Phänomene können in jedem Lebensalter auftreten, jedoch scheint sich eine Häufung dieser Symptome zu ergeben, wenn junge Menschen mit der „realen Welt“ in Kontakt kommen und sich nach ihrer Ausbildungszeit bewähren müssen. Es kommen neue Verantwortung und eventuell als neue Erfahrung Jobunsicherheit, Stagnation der erträumten Laufbahn usw. als Aufgabenbereiche zu den bisherigen dazu. In der Ausbildungszeit gab es eine feste Hierarchie (z. B. Lehrer-Schüler, Ausbilder-Lehrling, Dozent-Student) und einen festen Alltag, was sich in diesem Lebensabschnitt stark verändert. Oft bereitet der Ausbildungsweg nicht ausreichend auf die Realität im Berufsleben vor. Zudem ist die ständige Beurteilung und Benotung, die einem Gewissheit über den Leistungsstand geben kann, ein wichtiger Faktor für das Selbstbewusstsein, der aber im Berufsleben in dieser Form nicht mehr vorkommt.
Nach der Zeit als Jugendlicher, die von vielen Gefühlen, von emotionalen Höhen und Tiefen, geprägt ist, folgt nun eine Zeit, in der sich die Emotionen verringern, das „bunte Gefühlsleben“ teilweise „ergraut“ und die Erfahrung und Verantwortung eine größere Rolle spielen.
Darüber hinaus muss man sich unter Umständen im Berufsleben an neue Spielregeln, an Hackordnungen, soziale Regeln und Machtspiele gewöhnen.
Ein großer Teil des Stresses, der die Quarterlife Crisis beim Menschen auslösen kann, ist finanzieller Natur. Langfristige oder unbefristete Arbeitsverträge sind selten geworden. Menschen wechseln oft den Arbeitsplatz und bleiben nicht für den Rest ihres Lebens in der gleichen Firma oder im gleichen Aufgabenfeld. Außerdem ist der Wettbewerb unter den Mitarbeitern heute ungleich größer als vor etwa 50 Jahren. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes ist – kurz gesagt – einfach nicht mehr gewährleistet. Oft müssen zudem Studienkredite oder Leistungen nach dem BAföG zurückgezahlt werden. Dies alles kann zu Gefühlen des Überfordertseins mit dem Leben als Ganzes und der Unfähigkeit der eigenen Person führen.
Siehe auch
Literatur
- Birgit Adam: Quarterlife Crisis. Jung, erfolgreich, orientierungslos, Ariston Verlag 2003, ISBN 3-7205-2397-7
- Alexandra Robbins/Abby Wilner: Quarterlife Crisis. Die Sinnkrise der Mittzwanziger, Ullstein Verlag 2003, ISBN 3-548-36677-5
- Maja Roedenbeck: Geschichten von der quarterlife crisis. Junge Erwachsene zwischen 20 und 30 erzählen über Träume, Lebensentwürfe und Entscheidungen. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2003
- Max Osswald: Quarterlife Crisis. Von der Orientierungslosigkeit junger Erwachsener, BoD 2018, ISBN 978-3-7481-5890-5
Weblinks
- Eugen Epp: Quarterlife-Crisis: Und was, wenn alles falsch war? In: stern.de. 25. September 2018, abgerufen am 1. Juli 2021.
- Sabine Hoffmann: Die Krise der Mittzwanziger. In: Der Spiegel. 30. August 2002, abgerufen am 1. Juli 2021.
- Sophia Zessnik: Quarterlife-Crisis: Was steckt hinter der Sinnkrise? In: ze.tt. 26. Juni 2018, abgerufen am 1. Juli 2021.
Einzelnachweise
- Hannah Meister: Quarterlife-Crisis: Die Last der unbegrenzten Möglichkeiten. In: Yahoo! Style. 24. Januar 2012, abgerufen am 1. Juli 2021.