PsyGA
psyGA steht für psychische Gesundheit in der Arbeitswelt und bietet praktische Unterstützung für Unternehmen, Organisationen und Führungskräfte bei der Förderung der psychischen Gesundheit.[1] Das Projekt psyGA wird unter Federführung des BKK Dachverbandes durchgeführt und durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit gefördert.[2] Die fachliche Begleitung erfolgt durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Daten und Fakten
Psychische Erkrankungen gewinnen an Bedeutung: Insgesamt stellen psychisch bedingte Erkrankungen die dritthäufigste Diagnosegruppe in Deutschland dar: 14,7 Prozent aller Krankschreibungen im Jahr 2012 sind auf psychische Störungen zurückzuführen.[3] Psychische Erkrankungen sind außerdem die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Frühberentungen.[4] In den letzten 22 Jahren stieg der Anteil von Personen, die aufgrund seelischer Leiden frühzeitig in Rente gingen, von 14,5 auf 42,9 Prozent.[5] Die Gründe dafür sind vielfältig – die Arbeitswelt verändert sich, Anforderungen und Belastungen steigen. Fehlen Unterstützung und passende Maßnahmen, kann Stress am Arbeitsplatz zur psychischen Belastung werden. Darüber hinaus können auch andere Einflussfaktoren, wie beispielsweise private Probleme, zu psychischen Erkrankungen führen. Privates und Berufliches lassen sich in Sachen Gesundheit selten trennen. Seit Jahrzehnten ist die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen angestiegen – zuletzt zwischen 2001 und 2012 von bundesweit 33,6 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen auf 60 Millionen. Dies entspricht einem Anstieg von mehr als 97 Prozent.[6] Die Folgen für Unternehmen und Volkswirtschaft sind Kosten in Milliardenhöhe.[7] Die direkten Krankheitskosten für psychische Erkrankungen lagen 2012 bei 6 Milliarden Euro (2008: knapp 4 Milliarden).[8] Stress am Arbeitsplatz kann also Mitarbeitende kosten – und nicht nur das. Weitere Auswirkungen sind u. a. eine verringerte Wettbewerbsfähigkeit, eine höhere Fluktuation, eine geringere Produktivität und Motivation. Denn die psychische Gesundheit der Beschäftigten ist eine wichtige Größe für den Unternehmenserfolg.
Nur gesunde Mitarbeitende können ihre volle Leistungskraft für das Unternehmen einsetzen. Arbeit ist dann gesund, wenn ein anspruchsvolles, nicht überforderndes Aufgabenprofil besteht, sowie erbrachte Leistungen angemessene soziale Anerkennung und materielle Gratifikation erfahren. Rückhalt durch Kollegen und Unterstützung durch Vorgesetzte tragen zum Schutz der Gesundheit bei. Dass sich gute Führung und eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur lohnen, belegen mittlerweile zahlreiche Studien.[9] Und auch betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich: Wissenschaftliche Kosten-Nutzen-Analysen belegen, dass jeder in BGM investierte Euro zwischen zwei und zehn Euro spart und somit einen positiven Return on Investment hat.
Materialien des Projekts
psyGA bietet Unternehmen und Organisationen jeder Größe und Branche Unterstützung: mit konkreten Informationen und praxisnahen Handlungsanleitungen für Unternehmen und Führungskräfte. Diese Materialien können von der Website des Projektes heruntergeladen werden.[10] Dazu gehören unter anderem:
- Der Praxisordner „Kein Stress mit dem Stress“
- Spezialausgaben des Praxisordners für die Branchen Pflege, Gastgewerbe, Handwerk, Handel und Warenlogistik, für den Öffentlichen Sektor und den wettkampforientierten (Leistungs-)Sport
- Das eLearning-Tool „Förderung psychischer Gesundheit als Führungsaufgabe“ und die App „Gesund führen“ (Zielgruppe Führungskräfte)
- Das eLearning-Tool „Förderung Ihrer psychischen Gesundheit“ und die App „Gesund arbeiten“ (Zielgruppe Beschäftigte)
- Das eLearning-Tool "Los geht's! Der gesunde Betrieb" (Zielgruppe Kleinstbetriebe, kleine und mittlere Unternehmen)
- Handlungshilfen für Beschäftigte, Führungskräfte, Betriebs- und Personalräte und die Unternehmensberatung
- Handlungshilfen zu verschiedenen Themen rund um Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), u. a. zur Umsetzung, Selbsteinschätzung und der Einbindung ins Intranet
- Das Einführungsseminar zur psychischen Gesundheit für Fach- und Führungskräfte, mit den Themen Gefährdungsbeurteilung und rechtlichem Hintergrund
- Checks zur eigenen Gesundheit, aber auch zum Stand des Unternehmens oder der Beschäftigten
- Good Practice-Beispiele von kleinen, mittleren und großen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen
Weblinks
Einzelnachweise
- Krauss-Hoffmann, P., Sochert, R., Das Projekt psyGA: Gute Praxis zur Förderung psychischer Gesundheit in der Arbeitswelt, In: Prävention: Zeitschrift für Gesundheitsförderung, Heft 3/2015, S. 82–86.
- Krauss-Hoffmann, P., Sochert, R.: Verbreitung guter Praxis betrieblicher Gesundheitsförderung durch Vernetzung: Das Beispiel psyGA und das Deutsche Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung, In: Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsförderung, hrsg. von G. Faller, 3. Auflage, Bern, 2017, S. 445–456.
- BKK Gesundheitsreport 2014, Essen 2013, S. 41.
- Deutsche Rentenversicherung Bund: Rentenversicherungen in Zeitreihen 2012, Berlin 2012
- Deutsche Rentenversicherung Bund: Rentenversicherung in Zeitreihen 2016, S. 111.
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013, S. 10
- Artikel des Managermagazins, Milliardenschäden durch Stress im Job vom 28. September 2011, (abgerufen am 7. Januar 2014)
- BKK Gesundheitsreport 2013, Essen 2012.
- Initiative Gesundheit & Arbeit, iga report 13, Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung und Prävention. Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evidenz 2000 bis 2006, Essen 2008.
- http://www.psyga.info