Prozedur (Programmierung)
Prozedur ist ein Begriff aus der Programmierung von Computersystemen. Im Allgemeinen versteht man darunter eine Variante zum Begriff „Unterprogramm“: Die Anweisungen einer Prozedur können über ihre Benennung aufgerufen und dadurch mehrfach verwendet werden.
Terminologie und Details unterschiedlich
Je nach Programmiersprache und Programmierparadigma gibt es Unterschiede in der Definition des Begriffs Prozedur und zur Abgrenzung zum Begriff der Funktion.
FORTRAN77 beispielsweise fasst unter procedures Funktionen und prozedurale Unterprogramme (subroutines) zusammen.[1] In der Terminologie des C-Standards ist jedwedes Unterprogramm eine Funktion, unabhängig davon, ob ein Wert zurückgeliefert wird.[2] In der objektorientierten Programmierung werden beide Konzepte oft unter dem Sammelbegriff Methode zusammengefasst.
Nach[3][4] liefert eine Prozedur im Unterschied zur Funktion (die genau einen Rückgabewert als direktes Ergebnis liefert) ihre Ergebnisse nur indirekt (über interne Variablen oder über Referenzparameter im rufenden Programm).
Im Allgemeinen kann eine Prozedur Aufrufparameter besitzen und auch die Werte von Variablen ändern bzw. dort Ergebnisse abstellen, beispielsweise einen Antwortcode. Man unterscheidet hier zwischen lokalen (nur innerhalb der Prozedur gültigen und von außen nicht beeinflussbaren) und globalen (außerhalb der Prozedur deklarierten) Variablen. Das Ändern globaler Variablen innerhalb einer Prozedur kann die Übersichtlichkeit des Programms beeinträchtigen und die Fehlersuche erschweren.
Ebenfalls sprachenabhängig können Prozeduren wie Funktionen in Programmbibliotheken zusammengestellt werden. Hierdurch besteht die Möglichkeit, eine Prozedur aus separaten Programmmodulen oder auch aus anderen Programmen heraus aufzurufen.
Abweichende Bedeutungen: In COBOL sind Prozeduren lediglich die in der ‚Procedure Division‘ formulierten, durch ‚Paragraphen‘ benennbaren Anweisungen (Befehle), unabhängig davon, ob sie als Unterroutine verwendet werden oder nicht. Auch in PL/I bezeichnet man die im Befehlsteil des Quelltextes enthaltenen – prozedural (= ‚fortschreitend‘) zu verarbeitenden – Anweisungen als „Prozeduren“.
Beispiele
Die folgenden Beispiele definieren jeweils eine Prozedur zum Zeichnen einer Linie mit anzahl Punkten.
Pascal
In der Programmiersprache Pascal, die Prozeduren explizit als Sprachelement verwendet, gibt eine Prozedur im Gegensatz zu einer Funktion definitionsgemäß keinen Wert zurück:
Beispiel einer Prozedur in Pascal:
procedure PunkteZeichnen(anzahl: Integer);
var
i: Integer;
begin
for i := 1 to anzahl do
Write('.');
end;
Beispiel eines Prozeduraufrufs in Pascal:
PunkteZeichnen(5);
BASIC
Realisierung einer Prozedur in einer modernen BASIC-Variante (Subroutine ohne Rückgabewert):
public sub PunkteZeichnen(anzahl as Integer)
for i as Integer = 1 to anzahl
Debug.print(".")
next i
end sub
Beispiel eines Methodenaufrufes in Basic:
call PunkteZeichnen(5)
C
Realisierung einer Prozedur in C. Das Schlüsselwort void
legt fest, dass die Funktion keinen Rückgabewert liefert:
void punkte_zeichnen(int anzahl) {
for (int i = 0; i < anzahl; ++i)
putchar('.');
}
Beispiel eines Funktionsaufrufs in C:
punkte_zeichnen(5);
Java
Realisierung einer Prozedur in Java (Methode ohne Rückgabewert):
public class Beispiel {
public static void punkteZeichnen(int anzahl) {
for (int i = 0; i < anzahl; ++i)
System.out.print (".");
}
}
Beispiel eines Methodenaufrufs in Java:
Beispiel.punkteZeichnen(5);
Go
Realisierung einer Prozedur in Google Go:
func punkteZeichnen(anzahl int) {
for i:=0; i<anzahl; i++ {
fmt.Print(".")
}
}
Beispiel eines Methodenaufrufs in Go:
punkteZeichnen(5)
Einzelnachweise
- FORTRAN77-Standard, Kap. 15. fortran.com, abgerufen am 20. September 2010 (englisch).
- C99-Standard. (PDF; 3,8 MB) open-std.org, abgerufen am 12. September 2010 (englisch, nicht-normatives Arbeitsdokument).
- Prozeduren-Funktionen-Methoden. (PDF; 309 kB) uni-frankfurt.de, abgerufen am 1. Dezember 2015.
- Prozedurale Abstraktion, Funktionen. uni-koeln.de, abgerufen am 20. September 2010.