Projektingenieurwesen
Projektingenieure betreuen Projekte von der Anfrage des Kunden über die Kosten- und Terminplanung bis zur Übergabe und Inbetriebnahme. Dazu müssen sie Zeit, Kosten, Qualität und das Ziel im Auge behalten und benötigen dafür Fachwissen aus Technik, Betriebswirtschaftslehre und Projektmanagement.
Wortherkunft und Wortbedeutung
Projekt leitet sich ab von lateinisch proiectum, Neutrum zu proiectus ‚nach vorn geworfen‘, Partizip Perfekt von proicere ‚vorwärtswerfen‘ (vgl. Projektil). Bei Projekten wird unter ‚nach vorn' eine zeitliche Dimension verstanden. Das lateinische Wort ingenium heißt „sinnreiche Erfindung“ oder „Scharfsinn“. Das davon abstammende italienische Wort ingegnere (d. h. „Zeugmeister“, „Kriegsbaumeister“) wurde im Mittelalter nur im Zusammenhang mit Kriegstechnik und im Deutschen als ebenso einschränkendes Lehnwort Ingenieur gebraucht. Erst im 17. Jahrhundert bedeutete das französische Wort ingénieur „Fachmann auf technischem Gebiet mit theoretischer Ausbildung“. Es kam im 18. Jahrhundert von dort erneut als Lehnwort Ingenieur ins Deutsche, jetzt aber in der allgemeineren französischen Bedeutung und verdrängte im Laufe des 19. Jahrhunderts auch die im Berg- und Wasserbau übliche Bezeichnung Kunstmeister.
Beruf des Projektingenieurs
Projektingenieure organisieren und überwachen die Abwicklung technischer Projekte und übernehmen die Projektleitung während der Realisierungsphase. Bei technischen Anlagen müssen häufig Komponenten oder Teilsysteme völlig neu im Team entwickelt werden, damit das Ergebnis den Anforderungen eines Kunden entspricht. Der Projektingenieur gibt vor, wie das Projekt ausgeführt wird und ist auch für den Erfolg des Projektes verantwortlich. Dabei wendet er Planungsverfahren und Netzplantechniken an und berücksichtigt technische, ökonomische und Umweltaspekte. Kommunikations-, Team- und Verhandlungsfähigkeiten sind wichtige „Soft skills“, um die vorhandenen Ressourcen gezielt einsetzen zu können. Die Teilprojekte werden vom Projektingenieur koordiniert. Er entscheidet über Strategien und Methoden zur Zielerreichung. Projektingenieure bilden die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden. Sie prüfen projektbegleitend den aktuellen Stand der Abwicklung auf Übereinstimmung mit den Spezifikationen des Kunden. Außerdem plant und sichert er die Projektfinanzierung. Dazu führt er im Rahmen der Projektplanung eine Bedarfs- und Risikoanalyse durch. Er verfügt über betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die während der Ausbildung in den Bereichen Finanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung und Controlling vermittelt werden.
Projektingenieure verfügen über ein technisches Grundwissen, das sie in nahezu allen Wirtschaftszweigen, beispielsweise in Unternehmen der Anlagenbau-, Chemie-, Elektro- oder in der IT-Branche, einbringen. Die Ausübung der Berufstätigkeit ist reglementiert. Die Bezeichnung "Ingenieur/in" ist geschützt. Für die Tätigkeit als Projektingenieur/in wird ein abgeschlossenes ingenieurwissenschaftliches Studium in einem Fachgebiet der jeweiligen Branche erwartet. Führungspositionen, spezialisierte Aufgabenstellungen oder Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung erfordern meist im Anschluss an den Bachelorstudiengang ein Masterstudium, ggf. auch die Promotion.
Tätigkeiten sind vor allem:
- Steuern der Abwicklung von kundenindividuellen Projekten und Systemlösungen Auslegung und Erarbeitung technischer Lösungen sowie kaufmännische Angebotserstellung
- Termin- und Kostencontrolling
- Begleitung der Projekte von der Planungsphase bis zur Abnahme
- Enge Zusammenarbeit mit internen Abteilungen wie Sales, Produktion, Finanzwesen, Marketing, Design und Service
- Regelmäßiges Reporting, Projektdokumentation sowie die Koordination der vorhandenen Ressourcen
- Kommunikation mit den Kunden
Bedarf an Projektingenieuren in Deutschland
Die jährlichen Schäden, die durch fehlerhafte Planung und falsche Entscheidungen bei der Projektabwicklung in Deutschland entstehen, liegen nach Schätzungen bei ca. 150 Milliarden Euro (Berufelexikon, Staufenbiel)².
Studium
Der Studiengang Projekt Engineering ist ein interdisziplinärer Studiengang, der an der DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) Mannheim und bis 2010 an der DHBW Heidenheim angeboten wird. In Verbindung mit einem Ausbildungsbetrieb kann durch den akkreditierten Intensivstudiengang der Titel Bachelor of Engineering (B.Eng.) erworben werden. Projektingenieurwesen mit internationaler Orientierung (Internationales Projektingenieurwesen oder International Project Engineering) wird an den Fachhochschulen Reutlingen, Dortmund und Konstanz angeboten. In Reutlingen und Konstanz kann ein Bachelorabschluss (B.Eng.) und in Dortmund ein Masterabschluss (M.Eng.) erworben werden. Ähnliche Studiengänge werden national und international an weiteren Bildungseinrichtungen angeboten.
National
Name des Studiengangs | Abschluss | Studienort |
---|---|---|
Int. Projektingenieurwesen | B. Eng. | FH Reutlingen |
Int. Projektingenieurwesen | M. Eng. | FH Dortmund |
Int. Project Engineering and Management | Dipl. Ing/Inf. | Uni Siegen |
Int. Project Engineering | B. Eng. | DHBW Mannheim |
Projektmanagement Bau | B. Eng. | FH Bielefeld |
Projektmanagement Bau | B. Eng. | HS Biberach a.d. Riss |
International
Name des Studiengangs | Abschluss | Studienort |
---|---|---|
Engineering Project Management | M. Sc. | Coventry University (UK) |
Engineering Project Management | M. Sc. | Auckland University of Technology (Neuseeland) |
Engineering Project Management | M. Sc. | University of Melbourne (Australien) |
Engineering Project Management | M. Sc. | University of Manchester (UK) |
Engineering Projects and Systems Management | M. Sc. | Kingston University London (UK) |
Engineering Project Management | M. Sc. | Bournemouth University (UK) |
Literatur
- Etymologisches Wörterbuch (nach Pfeifer), dwds.de; in italienischem, französischem und englischem Gebrauch seit dem 15. Jh. etymonline.com
- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin 1948 und 2002.
- Günther Drosdowski: Das Herkunftswörterbuch: Etymologie der deutschen Sprache. Duden Band 7, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1989, ISBN 3-411-20907-0.