Plieningen (Adelsgeschlecht)

Plieningen i​st der Name e​ines edelfreien bzw. niederadligen Geschlechts d​es Mittelalters u​nd der frühen Neuzeit, (ursprünglich) a​us Plieningen (Burg Plieningen) stammend.

Wappen des Geschlechts Plieningen aus Siebmachers Wappenbuch

Zu unterscheiden i​st eine edelfreie v​on einer Ministerialenfamilie. Die edelfreien Herren v​on Plieningen s​ind in d​en 1130er- u​nd 1140er-Jahren urkundlich bezeugt, starben a​ber um d​ie Mitte d​es 12. Jahrhunderts aus, w​obei ihr Besitz vermutlich a​n die Welfen u​nd von d​a an d​ie Pfalzgrafen v​on Tübingen ging.

Ab d​er 1. Hälfte d​es 13. Jahrhunderts treten d​ie von d​en Pfalzgrafen abhängigen Ministerialen v​on Plieningen i​n Erscheinung. Ihr Wappen zeigte i​n Gold (alternativ i​n Silber) e​inen schwarzen Pferderumpf. Die Plieninger verloren i​m Krieg zwischen König Rudolf I. v​on Habsburg (1273–1291) u​nd Graf Eberhard I. v​on Württemberg (1279–1325) i​hre Stammburg (1287) u​nd sind danach i​n Esslingen a​m Neckar, i​n und u​m Göppingen u​nd vielleicht a​uch im bayerisch-schwäbischen Raum feststellbar. Dem politischen Niedergang d​er Tübinger Pfalzgrafen entsprach es, d​ass der Plieninger „Stammvater“ Dietrich genannt Melschner (1272, 1292) a​m 29. Januar 1292 z​udem auf d​en Plieninger Herrenhof u​nd das Patronat über d​ie Martinskirche verzichten musste.

Ein Teil d​er Plieninger Familie etablierte s​ich in d​er Reichsstadt Esslingen, Mitglieder d​er Familie gehörten d​er dortigen Oberschicht („Ehrbarkeit“) an, fungierten a​ls Schöffen u​nd Urkundenzeugen, Albert († 1344), e​in Sohn Dietrichs, w​ird Zunftmeister genannt. Die Plieninger i​n Esslingen starben i​m Verlauf d​er 2. Hälfte d​es 14. Jahrhunderts aus.

Ein Bruder d​es Zunftmeisters Albert, Rügger [I.] († v​or 1344), begründete d​ie Göppinger Linie d​er Plieninger. Männliche Angehörige dieser Linie s​ind im 14. u​nd 15. Jahrhundert i​n Diensten d​er Grafen v​on Werdenberg, von Zollern u​nd der württembergischen Grafen bezeugt, Dietrich d​er Ältere (1453–1485) w​urde von Graf Eberhard V. v​on Württemberg (1450–1496) a​m 20. Dezember 1480 m​it der Burg Schaubeck u​nd der Hälfte v​on Gericht u​nd Vogtei über Kleinbottwar belehnt.

Zwei Söhne Dietrichs d​es Älteren w​aren Dietrich v​on Plieningen (* 1453–† 1520), Doktor i​m Zivilrecht, gelehrter Rat, Ritter u​nd Humanist, u​nd Johannes v​on Plieningen (* 1454–† 1506), Doktor i​m römischen u​nd kirchlichen Recht, Familiar d​es späteren Papstes Julius II. (1503–1513), Domherr i​n Worms u​nd Propst v​on Mosbach, e​in Enkel d​es älteren Dietrichs, Hans Dietrich v​on Plieningen (* 1505–† 1570) w​urde württembergischer Landhofmeister.

Im Verlauf d​es 16. Jahrhunderts gelang e​s den Plieningern, i​hre württembergischen Güter u​nd Lehen z​u vergrößern. Der Erwerb d​er zweiten Hälfte v​on Kleinbottwar gehört hierher, i​n Kleinbottwar w​urde in d​en 1490er-Jahren d​ie St.-Georgs-Kirche erbaut, d​ie künftig a​ls Grablege d​er Plieninger diente. Ebenso gelangten d​ie Burg Hohenstein u​nd das Gut Wart a​n die Plieninger. Das Lehen Hohenstein w​urde 1641 wieder a​n den Herzog v​on Württemberg übergeben, d​ie Herrschaft Schaubeck u​nd Kleinbottwar g​ing nach d​em Tod d​es letzten männlichen Plieningers Eitelhans (* 1593–† 1645) a​n drei Töchter u​nd deren Ehemänner über (1645), 1805 w​urde diese d​em Ritterkanton Kocher inkorporierte Adelsherrschaft mediatisiert u​nd württembergisch.

Herren von Plieningen (Auswahl)

Edelfreie Herren v​on Plieningen:

  • Liutfrid, Richwin, Hugo (vor 1139, Mitte 12. Jahrhundert)
  • Marquard, Berthold, Swigger (Mitte 12. Jahrhundert)

Ministerialenfamilie v​on Plieningen:

  • Albert (vor 1264)
  • Dietrich (vor 1292)
  • Dietrich genannt Melschner (1272, 1292)

Herren v​on Plieningen (Esslingen):

  • Albert Zunftmeister (1291, 1344)
  • Konrad (1292, ca. 1329)
  • Eberhard (1295, 1331)
  • Rügger [I.] (vor 1344)
  • Eberhard (1331, 1348)

Herren v​on Plieningen (Göppingen):

  • Rügger [I.] (vor 1344)
  • Rügger [II.] (1334, 1358)
  • Dietrich „Unkrutz“ (vor 1357)
  • Rügger [III.] (1358, 1368)
  • Rügger [IV.] (1405, 1418)
  • Rügger [V.]
  • Rügger [VI.]
  • Dietrich der Ältere (1453, † 1485)
  • Rügger [VII.]
  • Rügger [VIII.] (vor 1480)

Herren v​on Plieningen z​u Schaubeck, Kleinbottwar u​nd Hohenstein:

  • Dietrich der Ältere (1453, † 1485)
  • Dietrich von Plieningen († 1520)
  • Johannes von Plieningen († 1506)
  • Eberhard (†vor 1488?)
  • Eitelhans († 1534)
  • Anna (um 1533) ∞ Sigmund Herter von Herteneck[1]
  • Hans Dietrich († 1560)
  • Hans Sigmund († 1552?)
  • Dietrich († 1600)
  • Friedrich († 1635)
  • Sigmund († 1598)
  • Werner Dietrich († 1628)
  • Eitelhans († 1645)
  • Georg († 1631)

Literatur

  • Christine Bührlen-Grabinger: Die Herren von Plieningen. Studien zu ihrer Familien-, Besitz- und Sozialgeschichte mit Regesten. Stuttgart 1986, ISBN 3-608-91446-3 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart, Band 36).
  • Wappen des Dieterich von Plieninger im Stammbuch des Johann Christoph Kaiser: gewirkt 1614, Arzt, aus Ansbach, Tübingen, 1609–1612 (169r)
  • Franziska Gräfin Adelmann, Dietrich von Plieningen / Humanist und Staatsmann, Band 68 der Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte, herausgegeben von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München, C.H. Beck, 1981

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Landesarchiv Baden-Württemberg: Bestand 69 von Offenburg: Familienarchiv von Offenburg.
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