Plastikmodellbau
Plastikmodellbau ist ein Bereich des Modellbaus, in dem Modelle vorwiegend aus Kunststoff (meist Polystyrol) gebaut werden. Hierbei handelt es sich in der Regel um antriebslose Standmodelle, bei denen das Interesse mehr auf einem hohen Detaillierungsgrad als auf Robustheit oder Funktion liegt, mit denen aber auch begrenzt gespielt werden kann. Überwiegend werden hier Bausätze aus vorgefertigten Teilen eingesetzt. Bausätze dieser Art sind seit Anfang der 1950er Jahre im Handel erhältlich. Die gängigste Form ist die des Spritzgussbausatzes. Seltener findet man Bausätze aus tiefgezogenen Formen (Vacu-Bausätze) und reine Resin-Bausätze.
Themenbereiche
Im Handel sind Bausätze aus vielen Bereichen der Technik, z. B. Automobile, Flugzeuge, Schiffe, Lokomotiven, Science-Fiction-Modelle oder Gebäude (insbesondere für Modellbahnen in den Maßstäben von 1:87 bis 1:160) erhältlich. Des Weiteren werden Figuren aller Art, Tiere (z. B. Dinosaurier, aber es gibt auch Modelle von Säugetieren, Vögeln und Insekten – letztere naturgemäß nicht in verkleinertem Maßstab, sondern in Überlebensgröße) und anatomische Modelle (Skelett, Schädel, innere Organe) angeboten. Einen großen Bereich stellen Militärmodelle aller Art, insbesondere des Zweiten Weltkrieges und in dem dort für Fahrzeuge und Figuren üblichen Maßstab 1:35, dar. In diesem Maßstab steht die größte Auswahl an Modellen sowie Zubehör (Einzelgliederketten, ergänzende Teilesätze mit z. B. Werkzeuge, Umbausätze usw.) zur Verfügung.
Zielgruppen
Die wesentlichen Zielgruppen im Bereich Plastikmodellbau gliedern sich hauptsächlich in Kinder/Jugendliche und Erwachsene auf. Für viele Kinder und Jugendliche stellen die Modelle in erster Linie ein Spielzeug dar. Die Genauigkeit und Originaltreue der Modelle spielt für diese Gruppe eine eher untergeordnete Rolle. Die Zielgruppe der Erwachsenen hingegen investiert oftmals viel Zeit und Aufwand in ihr Hobby, um möglichst originalgetreue Abbilder der Realität zu erstellen.
Baufolge
Ein Plastikmodell hoher Detailgenauigkeit wird in der Regel in folgenden Stufen gebaut:
- Zusammenkleben einzelner Baugruppen, eventuell Durchführung von Umbauten
- Verspachteln und Verschleifen der infolge nicht optimal passender Bauteile entstandenen Nähte und Fugen
- Bemalen bzw. Lackieren der Baugruppen (mit Pinsel und/oder Airbrush)
- Zusammenfügen der Baugruppen zum kompletten Modell
- Aufbringen von Markierungen, Kennzeichen und Beschriftungen, meist in Form von Nassschiebebildern (Decals)
- Finish: Anwendung diverser spezieller Bemalungstechniken zur Hervorhebung von Konturen, Erzielung von Tiefenwirkung, Abnutzungs-, Verschmutzungs- und Alterungseffekten
Abweichend hiervon werden einzelne Bauteile ggf. bereits vor dem Zusammenbau des Modells bemalt bzw. lackiert, da sich dies nach dem Zusammenfügen der Teile u. U. als schwierig gestaltet.
Schwierigkeitsgrad
Die am einfachsten zu bauenden Modelle sind solche, deren Teile aus dem Vorbild entsprechend farbigen Kunststoff gespritzt wurden oder zum Teil bereits fertig lackiert bzw. bedruckt sind und die ohne Klebstoff nur noch zusammengesteckt werden müssen. Solche Modelle eignen sich besonders für Modellbau-Einsteiger.
Am anderen Ende des Spektrums stehen Bausätze mit mehreren hundert Teilen. Aufwändig zu bauen sind darüber hinaus auch die sogenannten „Short-Run“-Bausätze, die lediglich in geringer Stückzahl gefertigt werden und in der Regel mehr Nachbearbeitung der einzelnen Bausatzteile erfordern.
Fortgeschrittene Modellbauer bedienen sich heute auch bei Herstellern, die sich auf zusätzliche Detaillierung spezialisiert haben. Mit Produkten dieser Anbieter können Teile, die beim Originalbausatz ungenügend detailliert oder gar fehlerhaft sind, ausgetauscht oder zusätzlich detailliert werden. Solche Zurüstsätze bestehen meist aus Resin und/oder Fotoätzteilen. Viele Modellbaufirmen sind jedoch inzwischen dazu übergegangen, den Bausätzen Ätzteile beizulegen, was einen Zukauf erübrigen kann.
Auch Nassschiebe-/Abziehbilder sind in zahlreichen Variationen separat erhältlich. Entsprechend ausgerüstet können diese Abziehbilder mit speziellem Papier und einem Drucker auch selbst hergestellt werden. Damit auch die Farbe „Weiß“ gedruckt werden kann, wird hierzu ggf. ein Thermotransfer- oder Thermosublimationsdrucker eingesetzt.
Es ist speziell auf Modellbauer ausgerichtete Literatur erhältlich, in der die Originalobjekte mit Detailfotos aus verschiedenen Perspektiven präsentiert werden, oder in der auf Besonderheiten bzw. Fehler der verfügbaren Bausätze hingewiesen wird. Je nach Fingerfertigkeit können solche zusätzlichen Details oder sogar ganze Modelle selbst hergestellt werden – in diesem Fall spricht man vom „scratch“-Modellbau.
„Kitbashing“
Eine Variante des Plastikmodellbaus ist das „Kitbashing“, bei dem Teile verschiedener Bausätze (englisch kits) kombiniert werden. Dabei können dezente Variationen entstehen oder auch völlig eigenständige (Fantasie-)Modelle, die der gedachten Gesamterscheinung der Originalbausätze kaum ähneln. Modelle für Trickaufnahmen in Spielfilmen sind oftmals auf diese Weise entstanden. So wurden etwa für den Millennium Falcon in Star Wars unzählige Teile aus diversen Flugzeug-, Panzer-, Brücken- und Autobausätzen verwendet.[1][2]
Präsentation
Oftmals werden Modelle zur anschaulichen Präsentation in eine maßstabsgetreue Landschaft (Diorama) eingebaut. Öffentlich präsentiert werden solche Modelle auf Ausstellungen, heute häufig auch im Internet. Teilweise finden auf solchen Ausstellungen auch Wettbewerbe statt, bei denen insbesondere Originaltreue und Detaillierung bewertet werden.
Hersteller
Bekannte Hersteller von Plastikbausätzen sind: