Pierre Bullet
Pierre Bullet (* um 1639 in Paris; † 1716 ebenda) war ein französischer Hof-Architekt, der dem klassizistischen Barock mit rationalistischer Tendenz zuzuordnen ist. Er war Mitglied der Académie d’architecture (1685).
Leben
Als Schüler und Mitarbeiter von François Blondel in Paris war Pierre Bullet an der Errichtung der Porte Saint-Denis (1672) in Paris beteiligt, die die militärischen Heldentaten Ludwigs XIV. verherrlichten. In Anlehnung an dieses Bauwerk zeichnete er die Pläne für die unweit davon entstandene schlichtere und kompaktere Porte Saint-Martin (1672–1674).
Im Jahr 1670 hatte Bullet an zwei Kapellen der Pariser Pfarrkirche Saint-Roch gearbeitet, der Chapelle de l'Annonciation und der Chapelle de la Vierge. Daraufhin wurde er von Erzbischof Michel Phélippeaux de la Vrillière im Jahr 1677 nach Bourges gerufen und mit dem Neubau des erzbischöflichen Palastes betraut. Dort sollte er sehr viel später auch das Grand Séminaire de Bourges bauen. Vorerst übertrugen ihm in Paris die Dominikaner die Errichtung einer größeren Kirche für ihr Noviziat in der Rue du Bac, die erst viele Jahre nach Bullets Tod vollendet wurde und nach der Revolution als Pfarrkirche den Namen St. Thomas d’Aquin (1682–1766) annahm.
Unter den von Bullet geschaffenen Pariser Stadtpalästen sind das Hôtel Le Peletier de Saint-Fargeau (1687) für den Finanzintendanten Michel Le Peletier de Souzy hervorzuheben und das an der Place Vendôme Nummer 17 gelegene Hôtel Crozat (vor 1703) für Antoine Crozat, einen der reichsten Männer des Königreiches. Seit 1910 gehört das Hôtel Crozat zu dem benachbarten Hôtel Ritz.
Den Bau von Schloss Champs-sur-Marne (1699–1706) bei Paris für Charles Renouard de la Tuane, führte – nach dem Bankrott des Auftraggebers und dem Tod Bullets – sein Sohn Jean-Baptiste Bullet de Chamberlain unter dem nächsten Besitzer Paul Poisson de Bourvallais zu Ende.
Er verfasste die Schriften "Traité du nivellement" (1688) und "Architecture Pratique" (1691). Letzteres Werk behandelte in erster Linie die Probleme des Aufmaßes, der Kalkulation und Abrechnung von Bauleistungen und unterschied sich damit von der üblichen zeitgenössischen Architekturliteratur. Bullet versuchte sich auch an ersten baustatischen Untersuchungen (Erddruck[1], Dachwerke). Das Buch erlebte bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche Auflagen und Neubearbeitungen und wurde so zu einem der erfolgreichsten Architekturbücher.
Gemeinsam mit seinem Lehrer François Blondel gab Bullet im Jahr 1676 eine kurz "Plan de Bullet et Blondel" genannte Karte von Paris heraus[2].
Im 10. Arrondissement von Paris tragen eine Straße (Rue Pierre Bullet) und ein Kindergarten seinen Namen.
Literatur
- Pierre Bullet: L'architecture pratique, qui comprend le détail du toise, & du Devis des ouvrages. Paris: Estienne Michalet, 1691
- Pierre Bullet: "Architecture pratique" präsentiert von Thiery Verdier (fac-similé), Montpellier, 2005, Publications Montpellier 3, 2005, ISBN 2-8426-9712-X
- Marie-Nicolas Bouillet, Alexis Chassang (Hrsg.): Dictionnaire universel d’histoire et de géographie Paris, Editions Hachette, 1878
- Eric Langenskiöld: Pierre Bullet, The Royal architect, Stockholm, Almqvist & Wiksell 1959
Weblinks
- Liste der Bauwerke von Pierre Bullet in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französischer Text)
- Angaben zu Pierre Bullet in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
Einzelnachweise
- Achim Hettler; Karl-Eugen Kurrer: Earth Pressure. Berlin: Ernst & Sohn 2020, S. 12f., ISBN 978-3-433-03223-7.
- Der offizielle Titel lautet: "Plan de Paris levé par les ordres du Roi et par les soins de messieurs les prévôts des marchands et échevins et par les sieurs Bullet, architecte du roi et de la ville, sous la conduite de monsieur Blondel, maréchal de camp aux armées du roi, directeur de l’académie royale d’architecture et maître de mathématiques de monseigneur le Dauphin"