Piastenschloss (Brzeg)
Das Piastenschloss in Brzeg (auch Schlesischer Wawel, poln. Zamek Piastów Śląskich) (dt. Brieg) in der Woiwodschaft Oppeln ist eine Schlossanlage im Renaissancestil. Es handelt sich um eines der bedeutendsten Schlösser der Renaissance in Ostmitteleuropa. Es liegt in der nordwestlichen Altstadt von Brzeg in der Nähe zur Oder am Zamkowy-Platz. Das Piastenschloss besteht aus dem Schlossbau, einem Torbau und der St.-Hedwigskapelle. Heute beherbergen die Räumlichkeiten das Piastenmuseum.
Geschichte
Erstmals wird an gleicher Stelle im Jahr 1235 eine Burg erwähnt. Diese wurde unter Herzog Bolko I. von Schweidnitz zu einem Schloss umgebaut.
Das heutige Erscheinungsbild erhielt die Schlossanlage vor allem bei den Umbauten von 1532 bis 1595. Unter den italienischen Architekten Jakub Parr, Franz Pahr und Bernhard Niuron wurde das Schloss im Auftrag der Herzöge Friedrich II. und Georg II. im Stil der Renaissance umgebaut. Zwischen 1544 und 1547 wurde der Nordostflügel zur Oder hin fertiggestellt, 1550 der zur Stadt gerichtete Südflügel. 1554 wurde das Tor und die Loggien fertiggestellt. Weitere architektonische Details wurden in den folgenden Jahrzehnten durch A. Walther dem Älteren und G. Cuneo ergänzt.
In den folgenden Jahrhunderten war das Schloss Sitz verschiedener Herzöge und Einrichtungen. 1682 wurde das Schloss Sitz der kaiserlichen Verwaltung für die piastischen Liegenschaften. Weiterhin war das Schloss verschiedener österreichischer und sächsischer Fürsten. 1700 bis 1701 wurden die Innenräume des Schlosses saniert. 1741 wurden zwei Drittel des Schloss durch einen Brand zerstört. Zwischen 1742 und 1743 wurden die zerstörten Mauern abgetragen. Die restlichen Räumlichkeiten wurden teils saniert und zu Lagerräumen umgebaut. 1744 begann der Bau des Nordostflügels, welcher 1746 fertiggestellt wurde.
1801 wurde der Nordwestflügel durch ein Feuer zerstört. Der Wiederaufbau konnte 1805 fertiggestellt wurden. 1807 wurden die wertvollsten Ausstattungsgegenstände nach Berlin überführt. 1817 entstand ein Umbauplan unter dem Architekten Carl Ferdinand Langhans, welche nie umgesetzt wurden. 1922 wurde das Militärlager im Schloss aufgelöst. Im gleichen Jahr wurde das Schloss von der Stadt Brieg übernommen, welche 1930 ein Museum im Südflügel einrichten ließ.
1945 wurde das Schloss bei dem Kämpfen um die Stadt Brieg teilweise zerstört. Dabei wurden vor allem der Nordostflügel und die Innenräume ab dem 2. Obergeschoss zerstört. Vom Nordwestflügel blieben lediglich die Umfassungsmauern stehen. Zwischen 1947 und 1949 erfolgten Sicherungsmaßnahmen an den Ruinen. Zwischen 1966 und 1990 wurde der Schlossbau wiederaufgebaut und der Arkadenhof rekonstruiert.
Architektur
Schlossbau
Das dreiflügelige Piastenschloss besitzt einen trapezförmigen Innenhof mit Arkaden im Stil der Renaissance. Das Schloss besitzt einen drei- bis fünfgeschossigen Flügel auf rechteckigen Grundriss. Der Bau besitzt im Keller ein Tonnengewölbe. Die Außenfassade ist geschmückt mit Rundbogenportalen, zahlreiche Arabesken sowie zahlreichen Medaillons mit Köpfen und Rosetten.
An der Südwestecke befindet sich der gotische Löwenturm auf quadratischen Grundrisse. Nach mehreren Bränden und den Zerstörungen im 1945 wurde der Turm Mitte des 20. Jahrhunderts wieder rekonstruiert.
St. Hedwigskapelle
Die Kapelle steht auf den Grundmauern der ehemaligen Kollegiatkirche von 1360. Die heutige Kapelle entstand von 1783 bis 1784. 1908 wurde die Kapelle im Stil der Neogotik umgebaut. 1962 fanden archäologische Untersuchungen an der Kapelle statt. Seit 1970 wird die Kapelle dauerhaft saniert.
Die dreijochige Kapelle besitzt einen rechteckigen Grundriss. Der barocke Hauptaltar im Inneren, mit einem Gemälde der Hl. Hedwig, stammt aus dem Jahr 1785 und wurde von B. Krause errichtet. Die barocke Kanzel entstand zur gleichen Zeit. In der Vorhalle der Kapelle existiert eine Statue der Hl. Hedwig aus dem Jahr 1370. Weiterhin haben sich an der Außenfassade Ornamente aus der Renaissance erhalten. In der Krypta befinden sich 22 Sarkophage aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Im Turmraum befindet sich ein mit Löwen verzierter Sarkophag, in dem die Gebeine von Elisabeth Marie Charlotte von Pfalz-Simmern, der zweiten Ehefrau von Fürst Georg II., liegen.
Torgebäude
Das südliche Torgebäude besteht aus gelben Sandstein und entstand zwischen 1550 und 1554 unter dem Architekten Jakub Parr erbaut. Ursprünglich war der Bau mit einem sechseckigen Turm bekrönt, welcher 1741 beim Brand zerstört wurde. Der Bau verfügt über eine proportionale Gliederung mit einer dreiachsigen und dreigeschossigen Fassade. Im Erdgeschoss befinden sich zwei rundbogige Durchfahrtsöffnungen mit Tonnen- und Kreuzkappengewölbe.
Über der Durchfahrt befinden sich vollplastische Steinfiguren mit Darstellungen von Herzog Georg II. und seiner Ehefrau Barbara von Brandenburg. Darüber befindet sich die Stiftungsinschrift mit der Jahresangabe 1553. Neben den steinernen Figuren befinden sich die Wappen der Piastenherzöge von Liegnitz-Brieg und der brandenburgischen Kurfürsten. Seitlich davon stehen jeweils Knappen, die die Wappen erneut haltend darstellen. Über dem Piano befindet sich eine Friesreihe, mit den Darstellungen von 24 schlesischen und polnischen Piastenherzöge, darunter der Piastenherzog Friedrich II.
Eine 1935 rekonstruiert Balustrade bildet das ober Ende des Torgebäudes. In der Mittelachse befindet sich das Wappen des polnischen Königs Sigismund August.
Museum
Das Gebäude beherbergt das Piastenmuseum. Die Geschichte der Stadt und der schlesischen Piastenlinie sowie schlesische Bildhauerkunst und Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhundert werden ausgestellt (Sammlung des Nationalmuseums in Breslau). Darunter befinden sich Gemälde des berühmten schlesischen Malers der Barockzeit Michael Willmann. Die Sammlung des Museums umfasst auch die Särge der Liegnitz-Wohlau-Brieger Fürsten und den in der Mleczna-Straße ausgegrabenen Jägerbogen (14. Jahrhundert), der als einziges in Polen erhalten gebliebenes Exemplar einer derartigen Waffe gilt.
Literatur
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 179–1183.