Pfeilerhaus
Das Pfeilerhaus war ein 1623 erbautes Fachwerkhaus in Hildesheim. Es wurde mit allen anderen Fachwerkhäusern rund um den Andreasplatz bei der Bombardierung Hildesheims am 22. März 1945 zerstört. Gemeinsam mit dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Umgestülpten Zuckerhut gehörte es zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und war ein beliebtes Postkartenmotiv.[1][2] Seinen Namen erhielt es durch die markanten Pfeiler, mit denen das Gebäude im vorderen Teil aufgeständert war und die im Erdgeschoss einen überdachten Durchgang bildeten. An der rechten Fassadenecke befand sich ein kleiner Fachwerkanbau für ein Ladengeschäft.
Beim Wiederaufbau des Andreasplatzes und des völlig zerstörten Gebietes bis zur Kardinal-Bertram-Straße wurde Anfang der 50er Jahre durch die Gemeinnützige Baugesellschaft unter Leitung des Architekten August Steinborn eine Wohnanlage errichtet, die die historische, kleinteilige stadträumliche Gliederung nachempfindet und den Andreasplatz in seinen alten Ausmaßen wiederherstellt, ohne eine historisierende Gestaltung zu verfolgen. An die Stelle des zerstörten Pfeilerhauses setzte Steinborn 1953–54 ein modernes Gebäude mit sichtbarem Beton-Fachwerk, das in Form und Volumen dem bedeutenden Vorgänger entspricht und auch den Durchgang im Erdgeschoss wieder aufgreift. Der kleine Vorbau des zerstörten Gebäudes wurde durch einen Pavillon im Stil der 50er Jahre für ein Schmuckgeschäft ersetzt. Das Gesamtensemble, sowie Gebäude und Pavillon stehen heute unter Denkmalschutz.[3]
Im Rahmen der Diskussion um den Wiederaufbaus des Umgestülpten Zuckerhutes bis 2009 wurde der Abriss dieses Pavillons heftig diskutiert und erfolglos gefordert, dem modernen Gebäude eine rekonstruierte Fachwerkfassade des Pfeilerhauses vorzusetzen.[4] Langfristig sollten nach diesen Vorstellungen wie beim Marktplatz weite Teile des Andreasplatzes in eine Rekonstruktion miteinbezogen werden.[5] Die Stadt entschied sich jedoch bereits 2007 aus denkmalpflegerischen Gründen gegen eine historisierende Umgestaltung oder Rekonstruktion des Pfeilerhauses.
Beim Wiederaufbau des Zuckerhutes durch die Kaiserhausstiftung wurde das Pfeilerhaus von der Stiftung erworben und in die Planungen mit einbezogen. Der Pavillon wurde restauriert und wird heute als Teil des Cafes des Umgestülpten Zuckerhutes genutzt.[6]
Literatur
- Maike Kozok: Hildesheim zur Kaiserzeit. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2005.
- Jost Schilgen, Martina Wengierek: Hildesheim. Sachbuchverlag Karin Mader, Grasberg 1997.
- Anton Josef Knott: Hildesheim – Junge Großstadt mit alter Geschichte. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1981.
Einzelnachweise
- Anton Josef Knott: Hildesheim – Junge Großstadt mit alter Geschichte. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1981.
- Maike Kozok: Hildesheim zur Kaiserzeit. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2005.
- Anke Twachtmann-Schlichter: Stadt Hildesheim (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Bd. 14.1. Veröffentlichungen des Nieders. Landesamts für Denkmalpflege). Niemeyer, Hameln 2007, S. 111–112.
- Umgestülpter Zuckerhut: Umstrittener Wiederaufbau. Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 2. April 2009 (Memento vom 2. April 2009 im Internet Archive).
- Jost Schilgen, Martina Wengierek: Hildesheim. Sachbuchverlag Karin Mader, Grasberg 1997.
- Umgestülpter Zuckerhut. Kaiserhausstiftung Heinz Geyer, abgerufen am 6. März 2021.